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Kolumne: Jule Rona Eccard

Handys weg, Bücher raus!

Irgendwo im Generationenkampf geht es oft ums Lesen und die leidigen Smartphones. Sind die denn wirklich so schlimm und wer schmökert eigentlich mehr in welchen Büchern?

Jule Rona Eccard gehört zu den Jahrgängen zwischen den Millennials und der Generation Z, „irgendwas mit (Online-)Medien“ ist ihr Spezialgebiet. Hier schreibt sie im Wechsel mit anderen Kolumnisten.

An manch einem Montagmorgen in der S-Bahn fällt auf, dass um mich herum alle in ihr Handy starren. Die meisten übrigens mindestens zwanzig Jahre älter als ich. Als einzige mit einem Buch in der Hand sowie U-30 komme ich mir dann natürlich sehr erhaben vor. Heißt es nicht immer, dass „die Jungen“ sowieso nur am Smartphone kleben und generell keine Bücher lesen?

Jugendliche lesen mehr

Vergangenes Jahr lasen zumindest mehr Jugendliche täglich oder mehrmals in der Woche als noch 2023. Eine andere Studie ergab, dass die Zahl der Bücherwürmer in Deutschland insgesamt – also auch jener, die schon längst Augencreme benutzen (sollten) – leicht abnahm und übrigens ohnehin unter den 37 Prozent bei den Teenies liegt. Vielleicht muss man also gar nicht immer gegen die TikTok-Generation schießen.

Apropos, war da nicht was mit einem Trend rund um Bücher und das Lesen auf der Plattform? Dass BookTok sein Erstarken zu einem großen Teil literarisch wirklich nicht allzu anspruchsvollen Genres wie New Adult oder Romantasy – der oft irgendwie nicht jugendfrei ausartenden Verschmelzung von Liebesgeschichten und Fantasy – verdankt, ist durchaus nicht von der Hand zu weisen und oft genug Thema von Headlines und Artikeln verschiedener Medien.

BookTok hat nicht nur Schattenseiten

Trotzdem gibt es da noch eine andere Seite des Hypes und seiner kleinen Schwester Bookstagram. Literaturklassiker sammeln, aufbereitet in trendigen Formaten oder mit Social-Media-üblichen Mitteln, Zehntausende Likes. Die englische Übersetzung von Dostojewskis „Weiße Nächte“ war nach einem Video des britischen BookTokers Jack Edwards über Nacht bei Amazon ausverkauft. Der Kölner Klaus Willbrand konnte in Zusammenarbeit mit einer 50 Jahre jüngeren Kollegin mit Tipps und Reviews im Kurzvideoformat sein Antiquariat retten und wurde in seinem letzten Lebensjahr zum Instagram-Star.

Hörbücher erleben bereits einen Hype, KIs schreiben nicht nur Kolumnen, sondern ganze Bücher. Vielleicht lesen bald auch „die Alten“ überhaupt nicht mehr. Sollten wir bis dahin nicht besser zusammenhalten, ab und an das Smartphone aus der Hand legen und eine Art generationenübergreifenden Buchclub aufmachen – zumindest im Geiste?

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