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Zollernalbkreis

Seit 1973 bislang 36 Frauen und 535 Männer im Kreistag

Der Anteil von Frauen in den Kreistagen ist noch deutlich geringer als in Gemeinderäten. Eine kleine Untersuchung im Zollernalbkreis zeigt nun für einen Zeitraum von 50 Jahren, dass in diesen Jahrzehnten kein wirklicher Trend in Richtung einer Gleichstellung von Frau und Mann in der Kommunalpolitik zu erkennen ist.

Der Landrat des Zollernalbkreises, Günther-Martin Pauli, und die Gleichstellungsbeauftragte Estelle Koschnike-Nguewo.

Zollernalbkreis)

Balingen. Es ist eine beinahe schon handliche Tafel, die da im Foyer des Landratsamtes im Zollernalbkreis in Balingen hängt. Darauf zu sehen sind Fotos von Frauen und die dazugehörigen biografischen Angaben. Es sind die Frauen, die seit 1973 im Kreistag des Zollernalbkreises vertreten waren oder es heute sind. Dass sie alle auf eine vergleichsweise kleine Fläche passen, liegt daran, dass es nur 36 Frauen in 51 Jahren sind. In diesem Zeitraum saßen 535 Männer in dem Gremium.

Im aktuellen Kreistag liegt der Anteil bei zwölf Prozent, der vorletzte Platz in einem entsprechenden Ranking. Das liegt deutlich unter dem Landesdurchschnitt für Kreistage (siehe Kasten). Wenn es nach der Gleichstellungsbeauftragten im Zollernalbkreis, Estelle Koschnike-Nguewo, geht, dann sollen es nach der nächsten Kommunalwahl deutlich mehr als die zwölf Prozent sein.

Zollernalbkreis will „eklatantes Missverhältnis“ Kreistag verbessern

Für Koschnike-Nguewo ist die Tafel „Hommage, Tribut und Inspiration“ zugleich. Sie zeigt zum einen, wie wenig Frauen bisher im Kreistag vertreten waren. „Ich wollte aber die Frauen, die gewählt wurden, auch hervorheben“, beschreibt sie ihre Motivation. Da wäre beispielsweise die Ärztin Maria Dirr im Wahlkreis Hechingen. Sie war zwischen 1973 und 1979, also den ersten gewählten Kreistagen nach der Gebietsreform, die erste Frau überhaupt im Gremium. Sie gehörte der CDU an. Oder Marijke Sautter, ebenfalls Ärztin, im Wahlkreis Albstadt: Sie saß von 1979 bis 1984 für die SPD im Kreistag. In dieser Wahlperiode schafften es auch die Krankenschwester Helga Schöller (Freie Wähler, bis 1988) und die Bürokauffrau Helga Zimmermann-Fütterer (SPD, bis 2019) für den Wahlkreis Balingen in das Gremium.

Selbstzweifel sind häufiger Grund, warum Frauen nicht kandidieren

In vielen Legislaturperioden bewegten sich die Anteile der Frauen im einstelligen Bereich. Eine Ausnahme bildete nur die letzte Periode von 2014 bis 2019 mit einem Anteil von 25 Prozent. Allzu augenfällig wird das Missverhältnis aber auch, wenn man zugrunde legt, dass die 36 Frauen, die es in diesen 50 Jahren als Kreisrätinnen gab, den Umfang des heute 55 Personen umfassenden Gremiums nicht füllen könnten. Heute sind sechs Frauen Mitglied im 55-köpfigen Gremium. „Dieses eklatante Missverhältnis zu verbessern, ist unser Ziel“, betonte Landrat Günther-Martin Pauli (CDU) bei der Vorstellung der Tafel.

Deshalb ist die Darstellung auf der Tafel lediglich ein Baustein im Rahmen der Aktivitäten des Landkreises, mehr Frauen zu einer Kandidatur zu bewegen – dem ersten Schritt auf dem Weg in das politische Amt. Angeboten wird im Landkreis eine Seminarreihe, um Frauen für ein politisches Amt zu motivieren.

Häufiger Grund dafür, dass es wenige Frauen als Bewerberinnen gebe, seien Selbstzweifel in der Antwort auf die Frage, ob man so ein Amt ausüben könne, glaubt die Gleichstellungsbeauftragte. Diese Selbstzweifel müsse man ausräumen – Thema unter anderem in der Seminarreihe, die positiv aufgenommen worden sei.

Viele Kreise und Kommunen unterstützen Frauen

Auch die Rückmeldungen aus dem Kreistag dazu seien gut. Man appelliere an das Umfeld, hinter interessierten Frauen zu stehen und ihnen den Rücken für ein wertvolles Engagement in den lokalen Gremien freizuhalten“, sagt Pauli. „Zu diesem Umfeld gehören Männer dazu“, ergänzt die Gleichstellungsbeauftragte Koschnike-Nguewo. Gestartet wurde von der Mitarbeiterin im Zollernalbkreis auch eine kleine Kampagne in den Sozialen Netzwerken. Sie trägt den Titel „Deine Stimme zählt“. Damit soll die Wahlbeteiligung verbessert werden. Fällt diese höher aus, steigen auch die Chancen, dass mehr Frauen gewählt werden. Geplant sind für die kommende Zeit außerdem kurze Videoclips mit Politikerinnen aus dem Zollernalbkreis.

An der Frage, wie mehr Frauen zu einer Kandidatur für ein lokalpolitisches Ehrenamt motiviert werden können, arbeiten beinahe alle Landkreise und sehr viele Kommunen – über Tandemangebote oder Infoveranstaltungen. Der Kreis Emmendingen beispielsweise hat die 20-seitige Broschüre „Fit für die Kommunalwahl 2024“ herausgegeben, in der die Aufgaben von Gemeinde- und Kreisräten beschrieben werden.

Marcus Dischinger

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