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Die Gemeindefusion soll zum Wahlkampfthema werden

Alfred Mutter will sein egener Nachfolger werden. Der Altsbürgermeister stellt sich erneut dem Wählervotum von Volkertshausen. Er verbindet damit eine ganz bestimmte Mission.
Privat)Volkertshausen. Der Vorgänger möchte sein eigener Nachfolger werden. In Volkertshausen (Kreis Konstanz) bewirbt sich der 72-jährige Alfred Mutter wieder um den Chefposten im Rathaus. Der CDU-Mann und Kreisrat in Konstanz war 36 Jahre Bürgermeister im Ort und hat 2019 den Stab an den parteilosen Marcus Röwer abgegeben. Dieser hat zum 1. September seinen Posten aufgegeben. Mutter verfolgt mit seiner Bewerbung ein ungewöhnliches Ziel für einen Bürgermeisterkandidaten. Er will die 3350-Einwohner große Gemeinde mit der Nachbarkommune Steißlingen und der Stadt Aach zu einer Großgemeinde vereinigen.
Kandidat greift Impuls aus der Bevölkerung auf
Mutter greift damit einen Impuls aus der Bevölkerung auf. Die Bürgerinitiative „Hegau – Chance für Volkertshausen“ fordert die Vereinigung mit den umliegenden Kommunen. Dies war auch Thema während der 36 Jahre dauernden Amtszeit Mutters, allerdings gab es bei den Ratsdiskussionen keinen Konsens. Das sei nun anders, meint der Kandidat. Er sieht gute Chancen, die Vorbereitungen für den Zusammenschluss binnen zwei Jahren zu verwirklichen.
Genau diese Frist will er sich auch im Amt geben. Durch den vorzeitigen Weggang des bisherigen Bürgermeisters ergebe sich die Chance für einen kompletten Wechsel der Kommunalverfassung im Hegau. „Ich bin ein Übergangskandidat“, sagt Mutter und will als solcher die Fusion in die Wege leiten. Sollte die Bevölkerung bei der notwendigen Abstimmung sein Ansinnen unterstützen, könne er ohne Zögern einem Bürgermeister für die neue Gesamtgemeinde Platz machen. Wenn das Experiment scheitert, braucht der Pensionär ebenfalls keinen Posten mehr.
Das liebe Geld macht für Alfred Mutter die Fusion plausibel
Die Gründe für seinen Vorschlag liegen in den Kommunalfinanzen. Der finanziell noch gut aufgestellten Gemeinde werde es schwerfallen, die künftigen Haushalte auszugleichen. Immer mehr Aufgaben und immer weniger Gelder zwingen zum Umdenken. Bürgermeister- und Abteilungsleiterposten ließen sich bei der Fusion einsparen und zentrale Dienste zur Effizienzsteigerung zusammenlegen. Allerdings strebt Mutter eine Ortschaftsverfassung für eine Gesamtgemeinde an – ein Konstrukt, das auch nicht umsonst zu haben ist.
Die jetzige Fusionsdebatte ist recht neu: „Sie kam erst nach Beginn der Sommerferien auf“, sagt Hauptamtsleiter Martin Gschlecht, der ab September Amtsverwalter in Volkertshausen ist. Gschlecht wacht auch über die Bürgermeisterwahl, deren Bewerbungsfrist bis zum 22. September läuft. Ein weiterer Kandidat habe sich gemeldet, wolle sich aber noch nicht offenbaren, so Gschlecht. Pikant ist, dass auch Steißlingen und Aach im Bürgermeisterwahlkampf stecken. Damit dürfte Mutter auch dort das Thema gesetzt haben. Er glaubt, dass seine Idee auf fruchtbaren Boden fällt.
„Schwachsinn!“ fährt es aus Manfred Ossola heraus. Der parteilose Bürgermeister von Aach ist alles andere als begeistert von der Idee aus Volkertshausen. Er schätze Mutter sehr, allerdings habe sich dieser bislang nicht mit ihm in Verbindung gesetzt: „Worin soll denn die Einsparung liegen?“, fragt er. Von den Fusionsplänen habe er aus der Zeitung erfahren. Mit deren Ablehnung glaubt sich Ossola nicht alleine, auch sein Gemeinderat dürfte aus etlichen Gründen wenig Begeisterung entwickeln.
Die kleine Stadt hat für zahlreiche Reformen „gestrampelt“
Die Landstadt mit ihren 2400 Einwohnern habe „selbst gestrampelt“, um die Strukturen zu verbessern und ein Millionen-Investitionsprogramm für die Infrastruktur aufgelegt. So wurde das Rathaus für 1,2 Millionen Euro barrierefrei umgebaut, Ausgaben, welche die Stadt mit der Aussicht auf eine Fusion sicher nicht getätigt hätte. Die Investitionen dürfte sich der Bürgermeister für seine Kandidatur zur zweiten Amtsperiode auf den Schild schreiben. Auf die Fusionswahl im Nachbarort blickt Ossola kritisch. Er hofft, dass sich noch ein weiterer Kandidat melde, damit sich die Wahl weniger um die Fusion, sondern eher um die Personen drehe.
Andere Töne kommen aus Steißlingen. Bürgermeister Benjamin Mors (parteilos) signalisiert Gesprächsbereitschaft. Wie weit die Zusammenarbeit gehen soll, gebe zunächst Volkertshausen durch die Bürgermeisterwahl und den Willen des Gemeinderates vor. Sein eigenes Gremium schätzt Mors ebenso abwartend ein. Er selbst behandelt die Frage in seinem Wahlkampf zurückhaltend. Mors will am 9. November das Ticket zur zweiten Amtszeit ziehen. Ob das die Grundlage für sein Bürgermeistermandat einer neuen Großgemeinde sein könnte, immerhin ist Steißlingen mit 5100 Einwohnern die größte der drei Gemeinden? Mors winkt ab, diese Detailfrage sei noch viel zu weit weg, um beantwortet zu werden.