Themen des Artikels

Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen

Medizin Campus Bodensee will das Management extern vergeben

Der Medizin Campus Bodensee sucht nach einem Partner, um die gewaltigen Herausforderungen sowohl baulich als auch finanziell zu stemmen. Verkaufen oder privatisieren will man die beiden Krankenhäuser nicht, sondern deren weitere Existenz mit professioneller Unterstützung sichern.
Medizin Campus Bodensee

Der Klinikverbund am Bodensee braucht seit Jahren Zuschüsse in Millionenhöhe.

Cuko)

FRIEDRICHSHAFEN. Der Beschluss des Gemeinderats als Klinikgesellschafter steht: Das Management des Medizin Campus Bodensee (MCB) soll extern vergeben werden. In einer EU-weiten Ausschreibung sucht der kommunale Klinikverbund nach einem Dienstleister, der schon zum 1. September dieses Jahres die Chefetage verstärkt und einen zusätzlichen Geschäftsführer stellt. „Wir stehen inhaltlich, baulich und finanziell vor einer unglaublichen Herausforderung“, erklärt MCB-Geschäftsführer Franz Klöckner diesen Schritt. Ziel sei es, die Existenz der beiden Krankenhäuser in Friedrichshafen und Tettnang und damit die Versorgung der Menschen in der Region Bodensee-Oberschwaben sicherzustellen.

Der Gemeinderat hat erneut Mittel zur Verfügung gestellt

Dafür müsse der MCB „wieder zu einem ausgeglichenen wirtschaftlichen Ergebnis zurückfinden“, so Klöckner. Der Klinikverbund braucht, wie so viele Krankenhäuser im Land, seit Jahren Zuschüsse zu den Betriebskosten in Millionenhöhe, um Defizite zu decken. Erst vor vier Wochen hat der Gemeinderat aus Mitteln der Zeppelin-Stiftung erneut jeweils rund 16 Millionen Euro für 2023 und 2024 bereitgestellt. Für 2022 rechnet der Klinikchef mit 14,5 Millionen Euro, die er von der Stadt Friedrichshafen als Trägerin braucht, um die Fehlbeträge auszugleichen; fünf Millionen Euro mehr als im Vorjahr.

Gründe dafür gibt es einige: die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, explodierende Preise für Energie und Klinikbedarf, steigende Personalkosten. Und nicht zuletzt der Hackerangriff, der die Klinikverwaltung im vergangenen Jahr zwei Monate lang fast lahmlegte und den MCB mehr als eine halbe Million Euro kostet.

Aber auch die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigte Reform mit dem Ziel, rund 600 Kliniken in Deutschland zu schließen, hinterlässt ein Stück weit Ratlosigkeit. So hat der Gemeinderat sogar zugestimmt, auf den fünfjährigen Finanzplan zu verzichten. Begründung: Es gebe „bedingt durch beständige Reformen und Richtungsänderungen der Gesundheitspolitik für Krankenhäuser keine Planungssicherheit mehr“.

Aus diesen Gründen sei der Aufsichtsrat zur Einschätzung gelangt, dass man nicht auf Liquiditätshilfen von Bund oder Land warten will, erklärte Oberbürgermeister Andreas Brand (parteilos), der gleichzeitig Chef des MCB-Aufsichtsrats ist. Die wirtschaftliche Sanierung und die Neuausrichtung der Medizinstrategie sowie den damit verbundenen administrativen Aufwand könne der Klinikverbund aus eigener Kraft nicht stemmen.

Deshalb suche man nun einen Partner in der Betriebsführung, und das unter Hochdruck. Ende März sollte die EU-weite Ausschreibung veröffentlicht, Mitte Juli über Vergabe entschieden werden. Schon Ende dieses Jahres soll das Sanierungskonzept vorliegen, wünscht sich die MCB-Spitze.

Im Blick hat der Klinikverbund dabei drei bis fünf Unternehmen, die ein Angebot abgeben sollen. Infrage kommen demnach Klinikbetreiber wie SRH, Helios, Asklepios, Sana, aber auch private Träger seien willkommen. Eine Privatisierung an sich sei aber nicht geplant, erklärte Oberbürgermeister Andreas Brand auf Nachfrage. „An den Trägerstrukturen und Gesellschafteranteilen wird sich nichts ändern.“

Neun Einrichtungen nutzen das Angebot

Der Management-Vertrag soll auf zehn Jahre befristet werden. Solche Verträge bieten beispielsweise die Sana Kliniken AG an. Seit den 1990er-Jahren gibt es in dem Klinikkonzern dafür einen eigenen Geschäftsbereich. Derzeit gehören neun Klinikverbünde mit 25 Standorten zu den Kunden.
Erst im vergangenen Jahr haben beispielsweise die Universitäts- und Rehakliniken Ulm oder die Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren einen Managementvertrag mit Sana abgeschlossen und werden seither operativ über diesen externen Dienstleister geführt.

Quelle/Autor: Katy Cuko

Nutzen Sie die Vorteile unseres

Premium-Abos. Lesen Sie alle Artikel aus Print und Online für

0 € 4 Wochen / danach 167,00 € jährlich Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren

Lesermeinungen

Bitte loggen Sie sich ein, um zu kommentieren.

Lesen Sie auch