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Serie Rathäuser

Rosenfeld: Moderne Verwaltung in historischem Fachwerk

Teil eines wunderschönen Ensembles ist das Rathaus in Rosenfeld im Zollernalbkreis. Rund um einen zentralen Platz in der Kleinstadt gruppieren sich mehrere historische Gebäude, die auch von touristischem Interesse sind. Obwohl das heutige Rathaus von Rosenfeld aus dem 16. Jahrhundert stammt, gibt es weiterhin ein Altes Rathaus.

Rathäuser im Land, Rosenfeld

Dischinger)

Rosenfeld. Etwas anderes als ein Rathaus mit Fachwerk würde man in Rosenfeld (Zollernalbkreis) nun wirklich nicht erwarten. Das trifft auch auf den Umstand zu, dass das Gebäude den Mittelpunkt innerhalb eines ganzen historischen Ensembles in der 6500 Einwohner zählenden Stadt bildet. Drei volle Stockwerke und drei Stockwerke mit ausgeprägter Schräge und niedrigen Decken – so ist das Erscheinungsbild des Rathauses, das ursprünglich aus dem Jahr 1565 stammt.

Einst war das Haus Sitz des Ober- und später des Kameralamtes

Es war in den ersten zweieinhalb Jahrhunderten seines Bestehens Sitz des Oberamts und beherbergte dann das Kameralamt. So wurden im 19. Jahrhundert die lokalen Finanzbehörden genannt, die Besitz und Einkommen des Staates verwalteten. Die Stadtverwaltung Rosenfelds arbeitet hier seit 1976, nachdem bei einer grundlegenden Sanierung des Gebäudes das heute sichtbare Fachwerk erst wieder freigelegt worden war.

Gegenüber hat das Rathaus noch ein Pendant, allerdings ohne Fachwerk. Genannt wird es das „Alte Rathaus“, das aber tatsächlich um rund 100 Jahre jünger ist. Dort amtierten aber seit 1687 und bis 1976 die Bürgermeister von Rosenfeld. Heute sind darin ein barrierefrei zugängliches Bürgerbüro, der Trausaal und der stattlich, aber modern ausgestattete Gemeinderatssaal untergebracht.

Im eigentlichen Rathaus findet die weniger repräsentative Verwaltungstätigkeit statt, aber auch Bürgermeister Thomas Miller (parteilos) hat dort seinen Arbeitsplatz. Beim Rundgang erläutert er die umfangreiche Modernisierung in den 1970er-Jahren. „Die Flure und das Treppenhaus waren dunkel und auch die äußere Fassade waren defekt“, sagt der Bürgermeister und weist darauf hin, dass das Fachwerk zuvor nicht fachmännisch errichtet worden war. Das wurde bei der Sanierung korrigiert.

Geheizt wurde das Gebäude damals mit Elektrospeicheröfen, heute kommt die Nahwärme vom Kleinen Heuberg, dem Plateau am Rande der Schwäbischen Alb. Das Treppenhaus ist dank des Fenstereinbaus heute ein heller Aufstieg. Was oft fehlt in historischen Fachwerkgebäuden, ist ein repräsentatives Foyer – so auch hier.

Um als Verwaltung adäquat in diesem historischen Gebäude arbeiten zu können, wurden viele Kabel neu verlegt. „Für den Datenfluss“, sagt Bürgermeister Miller. Insgesamt arbeiten 18 Personen im Gebäude. Obwohl es beengt zugeht und wenig Flexibilität gegeben ist im Umgang mit der vorhandenen Substanz, habe es noch nie Überlegungen gegeben, ein Rathaus an anderer Stelle im Ort zu bauen, berichtet der Verwaltungschef. „Wir sind in der Altstadt von Rosenfeld zu Hause“, betont Miller. Und diese Altstadt bietet – mit dem Rathaus als Mittelpunkt – auf geringer Fläche viel Historisches.

Rund um den Wilhelm-Sülzle-Platz, der nach einem Unternehmer aus den 1930er-Jahren benannt ist, gruppieren sich neben dem Rathaus verschiedene Gebäude, die auch Touristen anziehen. Und dieser Tourismus sei nicht ganz unbedeutend für die Stadt, macht Miller deutlich.

Die Mutter einer ganzen Dynastie kam in Rosenfeld zur Welt

Da wäre zum einen das wohl bedeutendste Kulturdenkmal, das Ursulahaus. Das ist das Geburtshaus von Ursula von Rosenfeld, die durch Heirat mit dem Markgrafen Ernst von Baden-Durlach im 16. Jahrhundert quasi zur Stammmutter der Großherzöge von Baden wurde. Das Ursulahaus übertrifft das Rathaus vom Alter her, seine Ursprünge gehen auf das Jahr 1429 zurück. Zum anderen ist da der Fruchtkasten, ein imposantes Steingebäude, 48 Meter lang, 16 Meter breit und 26 Meter hoch. Dort konnten 10 000 Scheffel Korn gelagert werden.

Angesichts dieser historischen Umgebung wäre es aus Sicht von Miller vermessen zu sagen, man sei als Rathaus der alleinige Dreh- und Angelpunkt im Ort. „Aber die Leute wissen, was man bekommt bei uns.“ Die Mitarbeitenden im Rathaus und im Alten Rathaus würden sich deswegen vor allem als Dienstleister sehen. Der Bürgermeister liefert zufällig den Beweis dafür gleich selbst. Als er vor die Tür des Besprechungsraums tritt, kommt gerade eine ältere Dame die Treppe nach oben. „Könnte ich vielleicht mal eben ganz kurz …“, ruft sie ihm entgegen. Miller nickt freundlich und bittet sie direkt herein.

Alte Bausubstanz und die Königin der Blumen

Rund zwölf Kilometer westlich von Balingen liegt der Ort Rosenfeld. Er hat neben dem Kernort weitere sechs Ortsteile mit eigenem Ortschaftsrat und Ortsvorsteher. Die Eingemeindungen fanden im Zuge der Gemeindereform zu Beginn der 1970er-Jahre statt. Bürgermeister Thomas Miller ist seit 2004 im Amt und wurde seither zwei Mal von den Wählern in diesem Amt bestätigt. Nicht nur das historische Ensemble des Ortes lockt Touristen an, auch ein Rosen- und Skulpturengarten am Ortsrand. Mit der Alten Apotheke verfügt Rosenfeld über das wohl älteste Steinhaus in Süddeutschland aus dem Jahr 1244.

Quelle/Autor: Marcus Dischinger

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