Themen des Artikels

Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen

Eingekreist

Wann klingelt der Oberbürgermeister bei Ihnen?

Bürgerbeteiligung wollen alle - mehr oder weniger. Wie die Voraussetzungen aussehen, wo die Grenzen verlaufen und was ein aufgeräumtes Wohnzimmer damit zu tun hat, beleuchten wir in der ersten Folge unserer neuen Kreiskolumne "Eingekreist".

Tore-Derek Pfeifer, Adrian Sonder und Mathieu Wölper (von links): Auch in Freudenstadt haben die OB-Kandidaten viel zur Bürgerbeteiligung zu sagen.

Peter Schwab)

Bei der Vorstellung der OB-Kandidaten in Freudenstadt war oft von ihr zu hören, die Bürgerbeteiligung gehört längst zum guten Ton in Wahlkämpfen und es verdient eher eine Erwähnung, wenn sie nicht erwähnt wird. Nach der Wahl hat das Versprechen, Bürger in kommunale Entscheidungsprozesse einzubinden, mit den Vorsätzen im neuen Jahr eines gemeinsam: das Vergessen. Diese Erfahrung hat ein Freudenstädter bei der Vorstellung in eine Frage gekleidet: Wie halten Sie es mit der Bürgerbeteiligung nach der Wahl?

Klapptisch auf dem Wochenmarkt

Ein Kandidat überlegte, beim Wochenmarkt einen Klapptisch aufzustellen, Informationshierarchien abzubauen, versprach ein anderer, der dritte kündigte an, nach der Wahl so weiterzumachen wie davor: Die Freudenstädter müssten dann damit rechnen, dass der OB plötzlich vor der Tür steht und über Kommunalpolitik diskutieren will. Am Anfang der Bürgerbeteiligung steht also das aufgeräumte Wohnzimmer, in das man das Stadtoberhaupt hineinbitten kann.

Verpflichtungen für den mündigen Bürger

Keiner aber, und das ist angesichts der Wahlkampfsituation nicht kritikwürdig, hat davon gesprochen, welche Verpflichtung eigentlich den mündigen Bürgern für ihre Beteiligung zufällt, von der Informiertheit über die Diskussionsbereitschaft und Diskursfähigkeit hin zur Akzeptanz von Mehrheitsentscheidungen, die eigenen Interessen widersprechen.

Strategie gegen Trübsal

Und wie sieht es bei Personalentscheidungen aus, für die Bürgerbeteiligung Voraussetzung ist, den Wahlen? In Mannheim hatte der Souverän die Auswahl zwischen drei OB-Kandidaten. Gewählt haben nicht einmal ein Drittel der Berechtigten. Scheinbar wollen Bürger gar nicht beteiligt sein. Bevor wir hier aber Fragen nach Entfremdungsprozessen oder der Marginalisierung von Bevölkerungsgruppen wälzen und darob in Trübsal verfallen, räumen wir besser das Wohnzimmer auf. Nicht, dass der Oberbürgermeister klingelt …

Peter Schwab

Peter Schwab kümmert sich um verschiedene Journale der Zeitung und arbeitet außerdem im Crossmediateam und im Ressort Kreis und Kommune. Schon während seines Jura-Studiums hat er für verschiedene Zeitungen geschrieben, später volontiert und als Lokalredakteur gearbeitet. Nach seiner Zeit als Pressesprecher hat er erneut die Seiten gewechselt und ist 2022 zum Staatsanzeiger gegangen – und damit zum guten alten Journalismus zurückgekehrt.

0711 66601 292

Nutzen Sie die Vorteile unseres

Premium-Abos. Lesen Sie alle Artikel aus Print und Online für

0 € 4 Wochen / danach 167,00 € jährlich Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren

Lesermeinungen

Bitte loggen Sie sich ein, um zu kommentieren.

Lesen Sie auch