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Tanz

Besonders wertvoll ist die gezeigte Vielfalt

Das Stadttheater Freiburg präsentiert vom 21. Februar an die Tanzplattform Deutschland erstmals nach 18 Jahren wieder im Land. Die Biennale des zeitgenössischen Tanzes greift in den Stadtraum und in die trinationale Region aus. Auch dank des TanzPakt „Stadt Land Bund“ ist der Tanz im Dreiländereck gut verankert.

"Lounge“ von Studio pro Arte ist eine von zehn Produktionen, die im Theater Freiburg im Rahmen der Tanzplattform Deutschland zur Aufführung kommen.

Mayra Wallraff)

Freiburg. „Schwanensee in Sneakers“ ist ein Jugendstück, „Harmonia“ eine inklusive Performance, „Matters of Rhythms“ zeitgenössischer Tanz für ein besonderes Publikum, „Mellowing“ eine Choreografie für Tänzer 40plus, Lounge stellt Fragen weiblicher Wahrnehmung. Die Tanzplattform Deutschland 2024 (siehe Kasten) ist ein Spiegel der aktuellen gesellschaftlichen Fragen. Erstmals seit 18 Jahren ist das Festival für den zeitgenössischen Tanz wieder in Baden-Württemberg, und das Stadttheater Freiburg ist das erste kommunale Theater, das die Tanz-Biennale vom 21. bis 25. Februar präsentiert.

Zehn „besonders bemerkenswerte Produktionen“ hat die Jury ausgewählt. Es sei „keine Auswahl der Besten“, erklärten die Juroren, sondern ein Ausschnitt aus einer „bewegten, erfinderischen und engagierten Tanzlandschaft“. 550 Arbeiten wurden eingereicht, die zwischen September 2021 und August 2023 ur- oder erstaufgeführt wurden. „Besonders bereichernd und wertvoll war dabei die gezeigte Vielfalt  – nicht nur für die künstlerische Qualität und Originalität, sondern auch für unser Zusammenleben als eine Gesellschaft der Vielen und der Vielfalt“, sagt Adriana Almeida Pees, Künstlerische Leiterin und Kuratorin am Stadttheater Freiburg und Mitglied der Jury. „Gerade der Tanz vermag es, vielfältige Identitäten und Perspektiven zu entfalten, sie sinnlich wahrnehmbar zu machen, sie zu fördern und zu feiern.“

Zehn Stücke in 26 Aufführungen stehen auf dem Programm

Das Bewerbungskonzept des Theater Freiburg um die Ausrichtung kam an, weil sich die Tanzplattform im Stadtraum zeigt: Gemeinsam mit dem E-WERK, dem Theater im Marienbad und Studio Pro Arte werden die zehn Stücke in insgesamt 26 Aufführungen gezeigt.

Die Verankerung der Tanzszene in der trinationalen Region wird auch betont: Zwei Aufführungen finden in Neuf Brisach in Frankreich statt. „Das kontinuierliche und international ausgerichtete Tanzprogramm des Theater Freiburg zeichnet sich durch zeitgenössische Regiehandschriften und Kompanien aus“, sagt Kunstministerin Petra Olschowski (Grüne). „Zugleich hat der Tanz in Freiburg durch die Tanzpakt-Förderung von Bund, Ministerium und der Stadt Freiburg eine dynamische Entwicklung genommen.“

Adriana Pees ist Künstlerische Leiterin und Kuratorin am Stadttheater Freiburg und Mitglied der Jury beim Festival für den zeitgenössischen Tanz.

Dem trägt auch das Begleitprogramm zum Festival „Plattform Plus“ Rechnung. Das Kulturamt der Stadt etwa organisiert ein trinationales Netzwerktreffen, an dem Vertreter der Kulturverwaltungen, Veranstaltungshäuser, Förderinstitutionen und Verbände im Dreiländereck mit transnationaler Ausrichtung oder Ambition teilnehmen. Das EDN – European Dance Development Network bietet eine Diskussion zum Thema Tanz, Gesundheit und Wohlbefinden.

In einem zweitägigen Panelprogramm geht es um Prozesse der Dekolonisierung im zeitgenössischen Tanz. Die zeitgenössische Tanzszene in Deutschland (und im globalen Norden) scheint zwar divers zu sein, weil Choreographen neue, eigene Wege gehen, Machtstrukturen kritisch auf den Bühnen verhandelt werden. Gleichzeitig gibt es aber immer noch Diskriminierung und Ausschluss, etwa verdeckter oder nicht erkannter Rassismus, die Dominanz weißer Perspektiven oder die Reproduktion kolonialer Bilder. Ziel ist daher, kulturelle und ästhetische Machtverhältnisse und Privilegien kritisch in den Fokus zu nehmen.

Gefördert wird Tanzplattform Deutschland 2024 von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Kunstministerium Baden-Württemberg, der Stadt Freiburg, der Baden-Württemberg Stiftung und anderen.

Die barrierefreie Gestaltung für Besucher wird mitgedacht

„Die Tanzplattform bietet gesellschaftspolitische, künstlerische, philosophische Ansätze“, sagt Dorothea Bering, Pressesprecherin der Tanzplattform, „und auch die Grenzen zwischen Tanz und Performance sind manchmal fließend.“ Im Fokus stehe Zeitgenössisches, das gerade in der Gesellschaft diskutiert wird. Etwa die Frage, wie bestimmt Geschlecht den Tanz? Oder wie äußern sich noch heute koloniale Strukturen in Ausdruck und Wahrnehmung von Körpern im Raum?

Die Stücke setzen inhaltlich wie formal Zeichen, indem, so Bering, „im Hintergrund viele Dinge mitgedacht werden“: etwa die Integration einer tauben Tänzerin oder die barrierefreie Gestaltung für Besucher.

Forum für Innovationen

Die Tanzplattform präsentiert als Forum aktuelle Entwicklungen und innovative Strömungen im zeitgenössischen Tanz in und aus Deutschland. 1994 gegründet, findet sie alle zwei Jahre in wechselnden Städten statt und wird von der Gemeinschaft der Ko-Veranstalter vergeben.

Dazu zählen elf Institutionen, wie etwa euro-scene, Leipzig, Kampnagel Internationale Kulturfabrik, Hamburg, Künstlerhaus Mousonturm, Frankfurt am Main, HAU Hebbel am Ufer, Berlin oder auch das Theaterhaus Stuttgart.

Beate Mehlin

Korrektorat und freie Mitarbeiterin beim Staatsanzeiger

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