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Das Bewusstsein wächst für die Vorzüge des Lehmbaus

Der Weleda Cradle Campus in Schwäbisch Gmünd wurde aus Holz, Beton und Lehm erstellt.
Elias Hassos)Stuttgart. Der Innovationspreis Lehmbau BW, der vom Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen ausgelobt wird, geht in die zweite Runde. „Mit dem Preis stellen wir die Potenziale des Baustoffs Lehm ins Rampenlicht“, sagt Nicole Razavi , Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen (CDU). „Die Resonanz auf unsere Preisverleihung im vergangenen Jahr hat gezeigt, wie viele gute und inspirierende Lehmbauprojekte es in Baden-Württemberg gibt.“
Lehm findet im Bau etwa als Lehmputz, Lehmplatten, Lehmsteine und Stampflehm Verwendung. Zudem ist Deutschland Sitz zahlreicher Hersteller von Lehmbaustoffen.
Seit Mitte März läuft nun wieder die Ausschreibung für den Lehmbaupreis (siehe Kasten), der bundesweit einzigartig ist. Neu in diesem Jahr ist der Nachwuchspreis. Für beide Kategorien stehen insgesamt 50 000 Euro Preisgeld zur Verfügung.
Ein neues Denken in anderen Strukturen ist gefordert
„Damit soll der Nachwuchs verstärkt in den Fokus rücken“, sagt Gudula Achterberg, Abgeordnete der Grünen im Landtag und für nachhaltiges Bauen zuständig. „An den Hochschulen gibt es eine große Offenheit, ein neues Denken in anderen Strukturen, nicht nur was andere Baustoffe betrifft, sondern allgemein für nachhaltiges Bauen.“
Achterberg war 2024, als der Lehmbaupreis zum ersten Mal verliehen wurde, in der Jury und hofft auch in diesem Jahr wieder dabei zu sein. Vorausgegangen war der Initiative ein von ihr vor drei Jahren initiiertes Gespräch mit Experten zum Thema nachhaltige Baustoffe. Ein Jahr später folgte in Stuttgart das Lehmbauforum mit Ministerin Razavi, Andrea Lindlohr, Staatssekretärin beim Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen, und Fachleuten aus der Branche. Ein Resultat der Gespräche war die Einführung des Innovationspreises Lehmbau BW. In Anlehnung an die Holzbauinitiative des Landes stellte das Land im Doppelhaushalt 2023/2024 Mittel für die Auslobung bereit, mit dem Ziel, den Baustoff Lehm und seine Vorteile stärker ins Bewusstsein zu rücken.
Trotzdem scheint Lehm als Baustoff in der Architektenschaft und bei den Bauherren noch nicht ganz angekommen zu sein, was auch Achterberg zugibt. „Aber es ist ein Bewusstsein da, mittlerweile gibt es tolle Beispiele“, sagt sie. Dazu gehören die vier Projekte, die 2024 ausgezeichnet wurden. Die Mehrgenerationen-Wohn- und Lebensgemeinschaft Mühlenbächle in Sexau bei Freiburg etwa baute sich ein Gebäude aus Stroh und Lehm mit acht Wohneinheiten und Gemeinschaftsräumen. Dabei wurden rund 100 Tonnen Lehm an den Innen- und Außenwänden aufgebracht, als Lehmsteine verbaut und die Wände damit verputzt.
Als zweites Bauprojekt konnte der Weleda Cradle-Campus in Schwäbisch Gmünd punkten. Entworfen und geplant wurde er vom Architekturbüro Michelgroup mit Sitz in Ulm und Zürich. Der Campus beherbergt Verwaltungsbüros und Logistikflächen aus Holz, Beton und Lehm und ein Hochregallager aus Stampflehm, der aus dem beim Aushub anfallenden lehmhaltigen Baugrund besteht.
Ein Fachwerkhaus wurde in traditioneller Bauweise kernsaniert
In der Kategorie Bauen im Bestand erhielt das Projekt Leben im Lehmhaus in Walheim am Neckar eine Auszeichnung. Das etwa 200 Jahre alte Fachwerkhaus wurde in traditioneller Bauweise mit natürlichen Rohstoffen kernsaniert. Zudem wurden Highlights aus Lehm gesetzt wie eine Lehmsauna und ein Stampflehmboden im Erdgeschoss. Und das Karlsruher Institut für Technologie erhielt für seine Forschung zum Materialverbund Lehm und Weide einen Anerkennungspreis.
Aber auch das Besucherzentrum der IBA’27 auf dem Weissenhof in Stuttgart wird in Holz- und Lehmbauweise erstellt. Wer den Baustoff Lehm näher kennenlernen will, kann bei einem Workshop im Rahmen des IBA-Festivals vom 8. bis 10. Mai selbst Hand anlegen. Dort kann man mit Lehm bauen und experimentieren.
Auch ein Preis für den Nachwuchs ist ausgeschrieben
Neu in diesem Jahr ist der Nachwuchspreis „Lehmbau BW“ . Gesucht werden Abschlussarbeiten von Absolventinnen und Absolventen des Fachbereichs Architektur, Bauingenieurwesen oder vergleichbarer Studiengänge, die zwischen dem 1. Januar 2020 und dem 28. Februar 2025 an einer Hochschule im Land erstellt wurden und zum Abschluss geführt haben. Die Arbeiten sollen sich thematisch mit Lehm als nachhaltigem Baustoff auseinandersetzen. Bewerbungen sind bis zum 31. Mai möglich.