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Kongress der Dokumentarfilmer

Dokville 2025: Wider den Populismus, für das offene Wort

Einmal im Jahr trifft sich die bundesweite Dokumentarfilmszene zu „Dokville“. In diesem Jahr findet er am 26. und 27. Juni statt mit dem Schwerpunktthema „Rechtsruck Deutschland – dokumentarische Positionen“. Erwartet werden besonders viele prominente Gäste – auch Innenminister Thomas Strobl (CDU) ist dabei.

Am 26. und 27. Juni treffen sich Filmschaffende in Stuttgart zum Branchentreff Dokville.

Haus des Dokumentarfilms / Günther Ahner)

Stuttgart. „Es ist nie zu spät, die Demokratie zu verteidigen. Es ist aber auch genau jetzt notwendig, sich darüber auszutauschen, was Worte, Bilder und Töne bewirken können, im Positiven wie im Negativen“, so Manfred Hattendorf, Vorsitzender des Hauses des Dokumentarfilms (HDF) – Europäisches Medienforum Stuttgart und Leiter der Abteilung Film und Planung beim Südwestrundfunk. „Selten war es wichtiger als jetzt, die klassischen Mittel des seriösen Journalismus, der guten Recherche und des ausdauernden dokumentarischen Blicks im Kampf gegen rechte Verschwörungstheorien und Narrative einzusetzen. Öffentlichkeit kann eine wichtige Waffe gegen Einschüchterungen und Bedrohung sein.“ Und Dokville sei ein „Ort des Lernens“.

Veranstalter ist das HDF. Der erste Kongress fand 2005 statt, seit 2017 ist er in Stuttgart beheimatet, zunächst im Metropol Kino, seit 2022 im Hospitalhof. Kooperationspartner sind die MFG, ARTE, der SWR sowie für einzelne Programmpunkte die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, die Film Commission Region Stuttgart und das ZKM Karlsruhe. Im Mittelpunkt des diesjährigen Branchentreffs mit dem Schwerpunktthemas „Rechtsruck Deutschland – dokumentarische Positionen“ stehen die Herausforderungen, vor die Medienschaffende angesichts des Erstarkens von rechtsextremen, autoritären und antidemokratischen Kräften gestellt sind.

Filme und Diskussionen zum Zustand der Demokratie

Die Veranstalter respektive das HDF-Team rund um den Geschäftsführer und Programmleiter Eric Friedler setzen auf „konstruktive Gespräche in einer politisch aufgeheizten Atmosphäre“. Sie verstehen Dokville „als ein Treffen, an dem das offene Wort etwas gilt, das Zuhören eingefordert ist, das Widerwort nicht niedergeschrien wird. Wir unterwerfen uns nicht populistische Sprechblasen, schon gar nicht den heuchlerischen, pharisäerhaften und katzenfreundlichen Versprechen und Einflüsterungen autoritärer Stimmen“, so Friedler. „Wir fragen nach: Wie ist es um unsere Demokratie und unser Einstehen für eine demokratische Gesellschaft bestellt? Wir eröffnen in einer politischen Schieflage einen Debattenraum – und füllen diesen auch mit Filmen und erzählenden dokumentarischen Formen.“

In den Keynotes, Panel Talks und Case Studies geht es dann auch zur Sache mit großer Prominenz aus unterschiedlichen Bereichen. Neben Filmemachern werden etwa der Publizist Michel Friedman, der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU), der Politiker Cem Özdemir, Kandidat der Grünen für das Amt des Ministerpräsidenten bei der Landtagswahl 2026, der thüringische Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer, der ehemalige Verfassungsrichter und Ministerpräsident des Saarlands Peter Müller sowie SWR-Intendant Kai Gniffke erwartet. Weiterhin kommt der Frontmann der „Toten Hosen“, Campino, unter anderem zu einem Gespräch mit Innenminister Strobl, das unter dem Titel „Punk trifft Politik“ firmiert.

Es gibt Vorträge, Dokumentarfilme werden gezeigt und es wird diskutiert. Dabei geht es um das „Nazi-Kartell“, Kokain-Handel und die Verfassung beziehungsweise den Zustand unserer Demokratie. Es geht um das 35-Seelen-Dorf Jamel in Nordwest-Mecklenburg, das sich als „Nazi-Dorf“ einen Namen gemacht hat, um mutige Bürgerinnen und Bürger und um Pressefreiheit, aber auch um Streaming und Mediatheken.

Das Speed-Dating für Filmschaffende ist ausgebucht

Außerdem können die Teilnehmenden bei einem Werkstattgespräch mit Sigrun Köhler und Wiltrud Baier respektive „Böller und Brot“, die mit ihren Dokumentationen wie „Schotter wie Heu“ und „Wer hat Angst vor Sybille Berg“ nicht nur ein größeres Publikum, sondern auch zahlreiche Preisgerichte überzeugen konnten, Einblick in die Arbeitsweise der Stuttgarter Filmemacherinnen und Künstlerinnen gewinnen. Zu guter Letzt steht ein von der MFG gefördertes Speed-Dating an: Dort treffen sich Filmschaffende und Produzentinnen und Produzenten zum Vier-Augen-Gespräch mit Redakteurinnen und Redakteuren unterschiedlicher Sender, um ihre Projekte vorzustellen. Das ist allerdings bereits ausgebucht.

Die Veranstalter

Das Haus des Dokumentarfilms (HDF) in Stuttgart ist eine in Europa einmalige Einrichtung. Ihr Ziel ist, dokumentarische Filme zu fördern, zu präsentieren und zu sammeln. Mit einem umfangreichen Online-Angebot, Filmabenden, Meisterklassen und Workshops sowie jährlichen Fachtagungen wie DOKVILLE und dem Roman Brodmann Kolloquium richtet sich das HDF an Branchenangehörige, Film- und Kinofans sowie generell an kulturell Interessierte.

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