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Danyal Bayaz

Filmauftritt: Wenn der Finanzminister den „Good-Cop“ spielt

Finanzminister Danyal Bayaz besuchte am Montag ein Filmset in Mannheim und spielt in einer Szene mit – in einer Rolle, die man mit dem Hip-Hop-Fan so nicht in Verbindung bringt. Die Leistung der Crew nötigte ihm einigen Respekt ab.

Bayaz als Polizist beim Filmdreh in Mannheim.

Finanzministerium)

Mannheim. Danyal Bayaz steht in Polizeiuniform in der Hotellobby am Mannheimer Wasserturm. Am Filmset ist viel los: Crew-Mitarbeiter bereiten die nächste Szene vor. „Der Finanzminister ist ja immer der Bad-Cop. Heute bin ich froh, mal der Good-Cop zu sein“, sagt der 41-Jährige mit einem Lächeln vor seinem Gastauftritt in der Komödie „Nichtsnutze“.

In Nichtsnutze geht es um Heidelberg und um Hip-Hop

Der Film dreht sich um Heidelberg und die Hip-Hop-Kultur – zwei Themen, die Bayaz am Herzen liegen: Er ist bekennender Rap-Fan und stammt aus der Neckarstadt. Über gemeinsame Bekannte kam der Kontakt zu Regisseur und Drehbuchautor Sedat Aslan zustande. Bayaz beriet ihn bei der Auswahl der Drehorte – daraus entwickelte sich die Idee für einen Gastauftritt.

„Nichtsnutze“ ist eine vom SWR mitproduzierte und vom Land geförderte Kinokomödie. Im Mittelpunkt steht ein junger Mann, der eigentlich Rapper werden möchte, doch weder das mit der Musik noch das Studium in Heidelberg will so recht gelingen. Dann erhält er das Angebot, in Istanbul eine Bar zu betreiben. Soll er in das Heimatland seiner Eltern gehen oder in Deutschland bleiben? Die Story gipfelt in einem turbulenten Wochenende, an dessen Ende eine Entscheidung fällt.

Es ist ein Coming-of-Age-Stoff, eingebettet in das junge Lebensgefühl der Städte Heidelberg und Mannheim sowie die dortige Hip-Hop-Szene. Für Bayaz ist Heidelberg die Wiege des deutschen Hip-Hop. Hier rappte Torch einst als einer der ersten auf Deutsch. Um die Region authentisch und lebendig einzufangen, setzte Aslan auf besonders viele und vielfältige Drehorte – mehr als üblich. In 24 Drehtagen wird an 40 Locations in der Quadratestadt, Heidelberg und Umgebung gedreht. Ein immenser Aufwand für die 30-köpfige Crew, die 20 Darsteller und über 100 Komparsen.

An Drehtag sieben steht der Auftritt des Finanzministers auf dem Plan. Es ist seine erste Rolle als Schauspieler, sagt er in der mondänen Hotellobby, dessen Jugendstil-Elemente als Kulisse dienen.

Großen Respekt hat Bayaz auch vor der Arbeit der Filmcrew

Aufgeregt ist er trotz wenig Schauspielerfahrung nicht. Die hat Bayaz allenfalls in der Theater-AG des Gymnasiums gesammelt. Den Regisseur habe er deshalb gebeten, die Latte nicht zu hoch zu hängen. „Gibt mir eine Rolle, die authentisch ist und möglichst wenig Text hat. Dann kann ich nichts vermasseln“, sagte er ihm. Auch das Tragen der Polizeiuniform ist für ihn eine Premiere: „Ich trage diese Uniform mit großem Respekt und großer Demut“, betont der Minister kurz vor dem Auftritt.

Großen Respekt hat Bayaz auch vor der Arbeit der Filmcrew. Am Set wird bewusst, wie viel Organisation, Disziplin und Einsatz hinter einer Produktion steckt. Produktionsmanager Justin Roessler achtet dabei trotz langer Drehtage auf ein faires Miteinander im Team.

Auch das Warten gehört zum Drehalltag. Eine halbe Stunde dauert es noch, bis Ton-, Kamera und Licht aufgebaut sind. Bayaz nutzt die Zeit fürs Catering. Gedreht wird die Szene im Keller des Hotels. Der wird in „Nichtsnutze“ zum Gefängnis umfunktioniert. Bayaz schließt als Polizist dem Hauptdarsteller den Verhörraum auf, in dem dieser seinen Bruder in U-Haft besucht.

Kinostart wird wahrscheinlich im Herbst 2026 sein

Gegen 18.15 Uhr geht es endlich los. Regisseur Aslan erklärt Bayaz den Ablauf. Im engen, warmen und dunklen Kellergang rufen sich Kamera, Ton und Licht vor der Szene ihre Kommandos zu. Dann Auftritt Bayaz: Er geht den Gang entlang, gefolgt vom Hauptdarsteller, bleibt stehen, schließt die Zellentür auf – und sagt mit strengem Blick: „Sie haben fünf Minuten.“ Die Rolle nimmt man dem Finanzminister sofort ab – schließlich muss auch er im politischen Alltag oft Grenzen setzen.

Die Szene muss ein paarmal wiederholt werden, bis alles passt. „Hat Spaß gemacht“, sagt Bayaz danach, fügt aber erleichtert hinzu. „Den Dreh überlasse ich gerne wieder den Profis“. Kinostart von „Nichtsnutze“ wird wahrscheinlich im Herbst 2026 sein.

Landesminister treten im Tatort auf

Bayaz ist nicht der erste Landesminister, der sein Spielfilmdebüt gibt. Schon Sozialminister Manne Luche (Grüne) spielt im Bodensee-Tatort mit – das gleich mehrfach. Der damalige Justizminister Ulrich Goll (FDP) trat im Stuttgarter „Bienzle-Tatort“ auf. Beliebt sind die Gastspiele auch bei Politikern außerhalb des Landes: Markus Söder (CSU) hat sich in einer bayerischen Seifenoper selbst gespielt, Armin Laschet (CDU) ist ebenfalls im „Tatort“ aufgetreten, Gerhard Schröder (SPD) in der „Lindenstraße“ und Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat es sogar in den „Stromberg“-Film geschafft.

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