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Andreas Stoch: Heute beginnt die Aufholjagd

Der baden-württembergische Landesvorsitzende der SPD, Andreas Stoch, spricht in Fellbach beim Parteitag zur Aufstellung der Landesliste für die Landtagswahl.
dpa/Franziska Kraufmann)Fellbach. Ausgerechnet in der FDP-Hochburg Fellbach tagt die SPD. Die Schwabenlandhalle ist meistens von den Liberalen besetzt, in dem Wahlkreis hat die FDP unter Walter Döring einst Rekordergebnisse erzielt.
Doch heute gehört der Saal ganz den Genossen, der in dezentes Rot getaucht ist. Dass vor der Halle Kinder des SV Fellbach auch in roten Trikots auflaufen, ist natürlich Zufall. Aber ein wenig Glück und Esprit werden die Sozialdemokraten im Land schon benötigen, um wieder mitgestalten zu können. Zu schwach sind die Umfragewerte von aktuell 10 Prozent. Um so besser Stochs Wahlergebnis: 94,6 Prozent der Delegierten Wählen Andreas Stoch zum Spitzenkandidaten, und der ruft: „Ich bin überwältigt, wir schaffen das!“
Ein Porträt über Andreas Stoch lesen Sie hier
SPD-Motto: „Andreas dreht das“
Andreas Stoch, der 55-jährige Landes- und Fraktionschef und ehemaliger Kultusminister, will auch die Umfragewerte drehen. So lautet auch das Motto einer früheren Kampagne: „Andreas dreht das.“ Stoch stammt aus Heidenheim, und ist bekennender Fan des dortigen Fußballclubs. Wenn dieser verliert, ist Stoch auch schon mal missgelaunt, wie er bekennt, „Dort gibt es keine großen Sponsoren, aber jeder steht für einander ein“, sagt er. Und so soll es auch in der SPD sein: Ein bisschen mehr FC Heidenheim für die Genossen.
Ein Interview mit Andreas Stoch lesen sie hier
Aber wie soll das gehen? Stoch setzt auf die Kernkompetenz der SPD: soziale Gerechtigkeit. „Wir müssen an der Seite derjenigen stehen, die bei Bosch und ZF Sorgen um ihre Arbeitsplätze haben.“ Der grüne Verkehrsminister Winfried Hermann habe erklärt, die Verlagerung von 200 Arbeitsplätzen nach Ungarn „schmerze ihn nicht“, sei das wenig empathisch.
Wie genau er die Arbeitsplätze retten will, sagt der SPD-Vormann allerdings nicht. Aber als Opposition geht es auch darum, den Finger in die Wunde zulegen. 200 000 Wohnungen fehlten in Baden-Württemberg und 60 000 Kita-Plätze.
Andreas Stoch: Wir können, wollen und werden regieren!
Gerne erzählt Stoch die Geschichte, wie er als Kultusminister 2021 gehen musste, und gerade hier in der Schwabenlandhalle bei der Vorstellung des neuen Bildungsplanes „Standing Ovations“ bekommen habe – ein historisch einmaliger Vorgang.
Aber Kultusminister will er vermutlich gar nicht werden, zumindest hört man das. Gestalten aber will er, daher auch seine klare Botschaft: „Wir können regieren, wir wollen regieren und wir werden regieren!“ Er verweist auf seine Zukunftstour zu Unternehmen und Startups, das stimmt ihn zuversichtlich.
Die Liste ist paritätisch besetzt
So ist die Stimmung zumindest gut in der Partei, man hofft auf einen Unschwung, auf eine Alternative zum Duell zwischen Cem Özdemir und Manuel Hagel. Und vielleicht 2026 auf eine Regierungsbeteiligung, was Stand heutiger Umfragen nur eine „Deutschlandkoalition“ mit CDU und FDP sein könnte. Aber darüber spricht man natürlich nicht auf Parteitagen, hier geht es um die Mobilisierung der Basis.
Der Kampf um die Listenplätze beginnt
Die Landesliste der SPD ist – zumindest nach Vorschlag des Landesvorstandes – paritätisch besetzt, durch das neue Wahlrecht könnte 50 Prozent der neuen Abgeordneten Frauen sein.
Einige Überraschungen sind dabei: Vivian Sigg aus Freiburg etwa auf Platz 4, vorne steht natürlich Andreas Stoch, dann die Landesvize Dorothea Kliche-Behnke, dann Generalsekretär Sascha Binder, auf Platz 5 Landtagsvizepräsident Daniel Born. Man darf gespannt sein, ob die Liste durch Kampfkandidaturen noch durcheinander kommt. Die ersten sieben Plätze gehen schon mal ohne Gegenkandidaturen durch.
Denkzettel für Sascha Binder
Sascha Binder allerdings erhielt einen Denkzettel – ohne Gegenkandidaten wählten ihn nur 66 Prozent der Delegierten. Vielleicht eine Retourkutsche dafür, dass er vor wenigen Wochen im „Südkurier“ die SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken quasi zum Abschuss freigegeben hatte?
Erst auf Platz 8 gibt es eine Kampfkandidatur, Verdi-Vizelandeschefin Hannah Binder versucht, Simone Kirschbaum (Wahlkreis Backnang) zu verdrängen, ohne Erfolg. Binder steht auf dem – relativ aussichtslosen – Platz 32 der Landesliste. Bis Platz 19 keine weiteren Kandidaturen, so viele Abgeordnete hat die SPD derzeit im Landtag.
Auf Platz 20 hingegen muss sich Nathalie Ziwey (Ludwigsburg), die mit dem früheren Landespolizei-Kriminaldirektor Klaus Ziwey verwandt ist, einer Kampfkandidatur stellen. Hier wird erstmals der Listenvorschlag geändert: Anneke Graner aus Karlsruhe gewinnt die Kampfabstimmung, sie stand auf Platz 60. Sie hatten prominente Fürsprecher: Landesvize Jasmina Hostert und Städtetagspräsident Frank Mentrup.
Damit kandidiert Ziwey auf Platz 22, wo sie gegen Daniela Steinrode und Katja Weiger-Schick antritt.