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Aufbruchsstimmung für Hagel und ein paar Ideen

Manuel Hagel (r), Landesvorsitzender der CDU Baden-Württemberg, spricht beim Landesparteitag der CDU Baden-Württemberg mit Günther Oettinger (l), dem früheren Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg. In der Mitte der CDU Landespolitiker Willi Stächele.
Bernd Weißbrod)Stuttgart. Im Schatten der MHP-Arena, wo der VfB Stuttgart vor einer Woche sein letztes Heimspiel mit einem Sieg absolviert hat, trifft sich der CDU-Parteitag, um Manuel Hagel zu küren. Es gibt keinen Gegenkandidaten, was wenig überraschend ist, am Ende wird er mit 93,8 Prozent gewählt. Nach seiner Rede stellen sich die Ex-Ministerpräsidenten Günther Oettinger und Stefan Mappus demonstrativ hinter hin auf die Bühne, der Saal applaudiert minutenlang im Stehen.
Es herrscht Wahlkampf, das ist unübersehbar. In einer Woche wird Cem Özdemir in Heidenheim bei den Grünen auf den Schild gehoben, die SPD hat am Freitag mit einer öffentlichen Vorstandssitzung Andreas Stoch benannt, die AfD Landeschef Markus Frohnmaier, die FDP folgt im Juli.
Groß war also die Erwartung an den CDU-Landeschef. Der kann sich in 11 Prozentpunkten Vorsprung seiner CDU vor den Grünen sonnen, muss aber hinnehmen, dass im jüngsten BW-Trend ihn 66 Prozent noch gar nicht kennen. Kann er inhaltlich nachlegen in seiner Rede? Sein Profil schärfen? Seine Bekanntheit steigern?#
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Stefan Mappus ist erstmal seit 2011 wieder da
Manches kennt man schon von früheren Parteitagen. Der Hinweis auf Lothar Späth, Erwin Teufel und Günther Oettinger, diesmal auch Stefan Mappus, der erstmals seit 2011 wieder auf einem CDU-Parteitag ist. Auch der geniale, aber schon oft wiederholte Satz, das „Erbe Winfried Kretschmanns ist bei uns in guten Händen“, kommt wieder, ebenso wie die „besten Zeiten, die noch vor uns liegen“ Der Verweis auf Fleiß, Schaffer-Mentalität, schwäbische Weltmarktführer, das gehört zu Hagels Standard-Repertoire.
Neue Zwischentöne in der Rede
Doch es gibt Zwischentöne, die aufhorchen lassen. So kritisiert er indirekt den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und fordert, dass doch gerade jetzt ein Regierungschef in die USA unter Trump fliegen müsse, um die besten Wissenschaftler nach Baden-Württemberg zu holen.
Lesen Sie hier: Welche Chancen hat Manuel Hagel?
Und es gibt neue Ideen: Eine zehnte Landesuniversität mit Schwerpunkt Künstlicher Intelligenz, Innovationszonen im Land, in denen Regelungen weggelassen werden, Experimentierklauseln für Vorschriften aus Berlin und Brüssel, Baden-Württemberg als Standort Nummer eins bei der Krebsforschung, der Südwesten als Kinderland, das sind neue Ideen, die allerdings bislang nur angedeutet werden.
Eine Brücke für die Wähler der AfD
Auch in Richtung AfD-Wähler schlägt Hagel einen neuen Ton an. Zwar grenzt er sich ohne Zweifel aufkommen zu lassen weiter von der Partei ab und verweist auf das Dritte Reich, sagt aber: „Wir dürfen die Wähler der AfD nicht hinter Brandmauern einkasteln.“ Hagel wird nie eine Hand rühren, mit der AfD auch nur Kaffee zu trinken, wie er sagt, aber er will die Wähler zurück gewinnen.
Letztlich aber ist Manuel Hagel das gelungen, was entscheidend ist auf dem Weg in die Villa Reitzenstein: Die CDU steht so geschlossen wie seit Jahrzehnten nicht mehr hinter dem Spitzenkandidaten und Parteichef, weit und breit ist kein Konkurrent in Sicht. Seine Rhetorik hat die Delegierten überzeugt, auch seine Fraktion führt er geschlossen, das sind entscheidende Machtfaktoren.
Die CDU steht geschlossen hinter Manuel Hagel
Hagel hat in den vergangenen Jahren vieles richtig gemacht, hat Wolfgang Reinhardt als Fraktionschef und Thomas Strobl als Parteichef elegant beiseite geschoben und profitiert vom Bundestrend. Der neue Bundeskanzler Friedrich Merz ist ins Amt gestartet, solange er in Berlin performt, kann Hagel die Villa Reitzenstein in den Blick nehmen. Der Weg ist für ihn ungleich weniger steil als für Cem Özdemir, dessen Grüne fast uneinholbar zurück liegen.
Der Startschuss ist gesetzt, die CDU ist in Aufbruchsstimmung als neue Kanzlerpartei, der Landesverband hat 5000 neue Mitglieder gewonnne, und steht geeint hinter Manuel Hagel. Nun gilt es, im Wahlkampf die aufgeworfenen Ideen zu konkretisieren, und vor allem keine Fehler zu machen. Stand jetzt ist Hagel der Favorit im Rennen.