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Porträt der Woche

Doppelspitze für den Nationalpark: Britta Böhr und Berthold Reichle im Porträt

Sie liebt Pferde und Buchen, er den Steinadler und die Lärche. Sie ist Biologin, er Förster. Und beide stehen bald an der Nationalpark-Spitze.

Britta Böhr und Berthold Reichle übernehmen die Leitung des Nationalparks Schwarzwald am 1. Oktober.

Daniel Müller (1), privat (1), Collage: Marc Herrgoß)

Aus eins mach wieder zwei: Ende September geht der langjährige Nationalpark-Chef Wolfgang Schlund in den Ruhestand. Am 1. Oktober übernehmen Britta Böhr und Berthold Reichle das Zepter. Sie ist Biologin, 47 Jahre alt, und bereits seit Eröffnung des Nationalparks Schwarzwald dort, seit 2021 als stellvertretende Leiterin. Er ist Förster und Bergführer, 59 Jahre, und arbeitet zurzeit im Umweltministerium in Stuttgart.

Und beide sind überzeugt, dass sie sich an ihrem zukünftigen Arbeitsplatz wunderbar ergänzen werden. Einem Arbeitsplatz, von dem Berthold Reichle schon als Jugendlicher geträumt hat – allerdings in größerem Maßstab. Er wollte Flying Ranger werden, zum Beispiel in Kanada. Später arbeitete er im Bergwald in Deutschland und der Schweiz. Die Faszination für die Wildnis, sie habe sich tief in seiner Seele festgesetzt.

Sie wuchs im Pfälzer Wald auf machte schon als Kind mehrmals im Jahr große Wandertouren mit den Eltern. Außerdem legte sie einen eigenen Garten an. Später absolvierte sie ein freiwilliges ökologisches Jahr auf einem Biobauernhof, studierte Tropenökologie, war in Panama und Brasilien im Regenwald.

Beide kennen aber auch die andere Herausforderung, die sich jeder und jedem stellt, der die Natur schützen will – man muss die Menschen mitnehmen, nach Möglichkeit begeistern. Wie schwer das ist, zeigt sich gerade wieder: Die Erweiterung des Nationalparks um rund zehn Prozent oder etwas mehr als 1000 Hektar stößt in der Region nicht nur auf Begeisterung. Seit November führt Britta Böhr intensive Gespräche, um, auch diejenigen zu überzeugen, denen das missfällt. Noch in diesem Jahr soll das Thema in den Landtag kommen, erläutert Berthold Reichle. Ziel ist, dass das Gesetz verabschiedet wird, bevor die Legislaturperiode im Frühjahr 2026 zu Ende geht.

Die Erweiterung wird auch das Projekt sein, das die Arbeit der beiden in den nächsten Jahren dominieren dürfte. Nationalparks, davon sind die beiden überzeugt, können einen entscheidenden Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt auf dieser Erde leisten. Insbesondere in den Kernzonen, wo die Natur sich selbst überlassen bleibt.

Dabei komme es auf das Zusammenwirken aller Großschutzgebiete an, also auch der Biosphärengebiete. In diesem Kontext – Berthold Reichle ist mit der Prüfung des dritten baden-württembergischen Biosphärengebiets im Bereich Allgäu-Oberschwaben betraut – haben sich die beiden vor eineinhalb Jahren kennengelernt und dabei festgestellt, wie ähnlich sie ticken und dass es Spaß machen könnte, gemeinsam den Nationalpark zu leiten.

Die Faszination für die Natur geben die beiden zukünftigen Chefs an ihre Kinder weiter – auf Wanderungen, die gerne auch durch den Nationalpark Schwarzwald führen dürfen. Dort empfiehlt es sich dann, im Nationalparkzentrum am Ruhestein eine Pause einzulegen. Nicht nur wegen der spannenden Ausstellung, sondern auch wegen des Cafés. Denn hier gibt es – natürlich – Schwarzwälder Kirschtorte.

Eine Frage…

Würden Sie sich als Naturschützer nicht manchmal wünschen, dass die Menschen draußen bleiben, damit es der Natur gut geht?

Britta Böhr: Nein. Naturschutz gibt es nicht ohne den Menschen. Er funktioniert nur, wenn wir die Menschen für die Natur begeistern.

Berthold Reichle: Gleichzeitig geht es darum, und das ist das Spezielle am Nationalpark, dass auf großer Fläche Natur Natur sein darf, dass es die Natur ist, die hier die Regie führt.

Britta Böhr: Deshalb haben wir Bereiche, in denen viel Ruhe herrscht und die Kernzone, in der die Natur sich weitgehend selbst überlassen ist. Und Hotspots entlang der B 500, etwa den Lotharpfad, den Ruhestein und den Wildnis- und Luchspfad , die viele unserer jährlich rund 750 000 Besuchenden ansteuern.

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