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Kommentar zur Landtagswahl in Baden-Württemberg

Das Rennen für den 8. März ist offener als manche denken

CDU und Grüne mobilisieren mit den Parteitagen ihre Anhänger. Auch wenn die CDU vorne liegt, die Grünen geben sich siegessicher. Wie ist die Ausgangslage zum Jahresende hin? Eine Analyse von Rafael Binkowski.
Zwei Männer in Anzügen lachen und schütteln sich die Hände.

Cem Özdemir, (l, Bündnis 90/Die Grünen), Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Baden-Württemberg 2026, steht beim Landesparteitag seiner Partei nach seiner Rede zusammen mit Winfried Kretschmann (r, Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, auf der Bühne. Die Partei beschließt das Wahlprogramm für die Landtagswahl 2026 und wählt neben anderen Parteigremien auch ihren Landesvorstand.

dpa/Bernd Weißbrod)

Stuttgart. Nach SPD, Linken und AfD haben nun auch CDU und Grüne ihre Parteitage als Krönungsmessen führ ihre Spitzenkandidaten zelebriert. Die FDP folgt an Dreikönig, erst danach werden Plakate gepflastert und die Bürger mit Großveranstaltungen und Wahlkampfspots überzogen.

Und erst dann wird ein Großteil der Menschen sich mit der Landtagswahl beschäftigen. Daher ist das Rennen offener, als es den Anschein hat. Ja, die CDU liegt klar vorne, der Bundestrend hilft den Grünen gerade nicht, und die AfD profitiert ohne eigenes Zutun von jedem Missgeschick in Berlin.

Die Mobilisierung der Anhänger ist entscheidend

Doch die Parteiversammlungen haben noch einen anderen Faktor ins Licht gerückt: die Mobilisierung der Basis und der Sympathisanten. Bei der CDU wirkt die Vorfreude über die Rückeroberung der Villa Reitzenschein schon vorbeugend, die Partei versammelt sich kritiklos hinter Manuel Hagel. Dieser beherrscht das Handwerkszeug der Macht meisterlich, entwickelt sich rhetorisch weiter, bleibt dennoch für viele noch zu wenig greifbar. Wenn er erstmal allen Bürgern medial ins Wohnzimmer schaut, kann sich das allerdings noch ändern.

Lesen Sie hier den Bericht vom Grünen-Parteitag

Und die Grünen? Hatten eine erstaunlich gute Stimmung auf ihrem Parteitag in Ludwigsburg. Winfried Kretschmann macht den Eindruck, als würden die erneuerbaren Energien bei ihm direkt wirken. Die Stabsübergabe wurde perfekt inszeniert, die Kampagne mit dem Motto „Sie kennen ihn“ mit Kretschmann und Cem Özdemir ist schon fast zu offensichtlich von Angela Merkel kopiert („Sie kennen mich“).

Özdemir will von Kretschmanns Ruf profitieren

Aber das ist kein Zufall, die Botschaft „Kretschmann ist genau wie Özdemir“ wird überdeutlich präsentiert werden. Linke Kritik findet man nur in Spurenelementen, selbst die Grüne Jugend freut sich auf den „grünen Wahlsieg“. Özdemir spricht von der Automobilindustrie und weniger vom Umweltschutz, die Südwest-Partei gibt sich so bürgerlich-wertkonservativ, dass man ins Staunen gerät.

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Man sollte Özdemirs Wirkung auf die Massen nicht unterschätzen. Im Kern kämpfen CDU und Grüne um diejenigen konservativen Wähler, die Kretschmann zuliebe die Ökopartei gewählt haben. Frühere Wahlkämpfe haben gezeigt, dass in der persönlichen Mobilisierung durch charismatische Kandidaten enormes Potenzial liegt.

Lesen Sie hier: Hagel erklärt die AfD zum Hauptgegner

Die AfD als unterschätzter Faktor

Allerdings hat die Union auch einen Hoffnungsträger, der sich als Neuanfang und pragmatischer Macher verkauft. Und die AfD darf nicht vergessen werden. Zwar völlig ohne Machtperspektive, doch Markus Frohnmaier versucht, die Rechtspartei so bürgerlich wie möglich zu präsentieren. Das mag wenig glaubwürdig sein, hat aber Wirkung. Es gibt viele offene Fragen: Kommt die FDP in den Landtag? Und die Linke? Bleibt die SPD zweistellig? Am Ende könnte jede Kleinigkeit entscheidend dafür sein, wie die Macht aufgeteilt wird.

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