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Fokus auf Forschung und Kooperation wird stärker

Die Hochschule Kehl wird von Rektor Joachim Beck geleitet, Iris Rauskala ist die Rektorin der Schwesterhochschule in Ludwigsburg.
Hochschule Kehl)Kehl/Ludwigsburg. Wie haben sich die Hochschulen für öffentliche Verwaltung in Kehl und Ludwigsburg in den vergangenen Jahren entwickelt? Geben sie durch anwendungsorientierte Forschung und Weiterbildung Impulse für die öffentliche Verwaltung? Diese Fragen standen kürzlich im Mittelpunkt einer Landtagsanfrage der CDU-Fraktion.
Eigener Einschätzung zufolge hat die Hochschule durch etliche Forschungsprojekte „Kompetenzen und Sichtbarkeit gewonnen“ sagt Michael Frey, Professor für öffentliches Recht und Leiter des Kehler Instituts für angewandte Forschung (KIAF). Das habe die Zusammenarbeit mit Stakeholdern in der öffentlichen Verwaltung – Ministerien auf Bundes- und Landesebene, Landkreisen und Kommunen – verändert. „Wir kommen nun intensiver und häufiger in den Austausch über ganz konkrete anwendungsbezogene Innovation.“
Kehl ist die drittmittelstärkste Hochschule ihrer Art
Beispiele dafür gebe es beim Bürokratieabbau, im Rahmen der Entlastungsallianz. Ebenso, wenn es etwa darum gehe, mit Verwaltungsbehörden die Genehmigungen für Projekte der erneuerbaren Energien zu optimieren. „Dadurch bekommen wir auch noch besser mit, wo in Zukunft „der Schuh drücken könnte“, erläutert Frey. Das sei beispielsweise hilfreich, wenn es gelte, Anträge für neue Forschungsprojekte zu konzipieren.
Als Goldstandard der Forschungsstärke gilt das Einwerben von Drittmitteln, da es messbar ist. Wie steht Kehl in diesem Punkt da? „Wir bewegen uns in unserem Forschungsinstitut KIAF konstant auf einem – im Vergleich zu anderen Hochschulen für die öffentliche Verwaltung – sehr hohen Niveau“, sagt Frey. „Wir sind hier mutmaßlich die drittmittelstärkste Hochschule dieser Art.“
Ein Hindernis allerdings gibt es für weitere Fortschritte: Bei etlichen Projektausschreibungen werde der Forschungsbereich der öffentlichen Verwaltung nur am Rande angesprochen. In Kehlversucht man, aus der Not eine Tugend zu machen: durch Kooperationen mit anderen Forschungsdisziplinen im technischen oder wirtschaftlichen Bereich. „Insofern profitieren wir hier mittelbar, als komplementärer Forschungspartner“. Joachim Beck, Rektor der Hochschule, ergänzt: „Neben zahlreichen Drittmittelprojekten und dem Aufbau strategischer Partnerschaften mit Universitäten und Hochschulen im In- und Ausland ist auch auf das von der Hochschule Kehl initiierte und fachlich betreute bundesweite Forschungsnetzwerk der Hochschulen für den öffentlichen Dienst zu verweisen.“ Jährlich gebe es Tagungen zu Themen der Staats- und Verwaltungsreform und dann eine Publikation dazu. Dieser Tage sei ein Buchmanuskript auf dem Weg zum Verlag, das praxisorientierte Reformmodelle für den deutschen Staat behandelt – „ein hochaktuelles Thema, das sich auch im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung an prominenter Stelle findet“, so Beck. „Viele Herausforderungen auf regionaler Verwaltungsebene können nur durch grenzüberschreitende oder transnationale Zusammenarbeit bewältigt werden“, heißt es in der Antwort von Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) auf den CDU-Landtagsantrag. Dem tragen beide Hochschulen Rechnung. Kehl geht siedlungsgeografisch direkt in die Europa-Metropole Straßburg über, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Frankreich liegt so buchstäblich nahe.
Ludwigsburg kooperiert im Bereich Steuerwesen international
Die Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg unterhält Kooperationsbeziehungen zu rund 30 Hochschul- und Weiterbildungseinrichtungen weltweit. Ihre Europakompetenz steigert sie etwa durch Ausbau ihrer Netzwerke, vor allem der „Vier Motoren für Europa“ sowie der Kontakte in den Donauraum, heißt in der Antwort des Ministeriums weiter. So ist Ludwigsburg seit 2023 Mitglied im Netzwerk „Danube Rector ’ s Conference“. Das erlaube es, „an den bestehenden Aktivitäten der 70 Mitgliedshochschulen teilzunehmen und neue Kooperationsformate in der Donauregion zu erschließen“.
Im Bereich der Steuerausbildung gibt es Kooperationen mit Österreich, der Heimat der Rektorin Iris Rauskala. Das Institut für Steuerrecht will den Austausch mit den Steuerverwaltungen in Frankreich, Spanien und Italien stärken. Im letzten Fall kommen der Hochschule die Städtepartnerschaften Ludwigsburg mit Bergamo und des Landkreises mit der Provinz Bergamo zugute.
Eigenständiges Promotionsrecht eröffnet den Hochschulen neue Möglichkeiten
Die Hochschule Ludwigsburg zählt zum Promotionsverband der Hochschulen für angewandte Wissenschaften mit 24 Hochschulen, dem auch Kehl angehört. Zudem stellt sie den Sprecher der neuen Forschungseinheit „Rechts- und Verwaltungswissenschaften“. Ziel ist, die angewandte Forschung in den Bereichen Recht und Verwaltung auf ein neues Niveau zu heben. Zu den Themen zählen Staats- und Verwaltungsrecht, Europarecht, Sozialrecht, Zivilrecht, Wirtschaftsstrafrecht sowie das Management öffentlicher und privater Institutionen.