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Porträt der Woche

Kim Sophie Bohnen will für die Linke in den Landtag

10.000 Mitglieder hat die Linke im Südwesten, mehr als doppelt so viele wie zu Jahresbeginn. Das liegt vor allem daran, dass sie junge Menschen anspricht. Auch ihre Spitzenkandidatin für die Landtagswahl ist erst 26 Jahre alt.
Eine Person mit kurzem Haar und Piercings lächelt im Freien.

Kim Sophie Bohnen steht bei der Linken auf Platz eins der Landesliste.

privat)

Es dürfte die einzige chancenreiche Liste bei der Landtagswahl am 8. März 2026 sein, auf der die Frauen in der Mehrheit sind. Und die einzige, die von drei Kandidatinnen angeführt, die noch dazu das Zeug haben, nicht nur den Männeranteil von derzeit 67,5 Prozent, sondern auch den Altersschnitt von derzeit 53,5 Jahren im Landtag von Baden-Württemberg zu drücken: Kim Sophie Bohnen (26), Amelie Vollmer (22) und Mersedeh Ghazaei (28) bilden das Spitzentrio der Linken.

Knatsch im Vorfeld?

Ein kleiner Makel bleibt. Im Vorfeld muss es Knatsch gegeben haben. Denn Ende Juli hatte der Landesvorstand noch ein Spitzenduo vorgeschlagen, dem neben der nun auf Platz zwei gewählten Amelie Vollmer Ellena Schumacher Koelsch angehören sollte, eine 38-jährige Erzieherin aus Schwäbisch Hall. Doch dann wurde die Liste kurz vor dem Parteitag noch einmal umgestellt. Angeblich, um mehr thematische und regionale Vielfalt abzubilden.

Schumacher Koelsch kandidierte letztlich für Platz fünf, konnte sich aber nicht durchsetzen. Auf dem Parteitag soll es daraufhin heftige Kritik aus dem Ortsverband Schwäbisch Hall gegeben haben. Dies zumindest berichtet die Stuttgarter Zeitung. Die verhinderte Kandidatin war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Für Kim Sophie Bohnen ist das Thema abgehakt. „Am Ende sind wir eine basisdemokratische Partei, und da hat sich eine andere Person durchgesetzt“, sagt die Spitzenkandidatin, die von Heidelberg aus für die Bundestagsfraktion der Linken arbeitet und ursprünglich aus Schleswig-Holstein stammt.

Dort machte sie eine Ausbildung bei der Volksbank – und stieß dort auf viel soziale Ungleichheit. „Ich erinnere mich an eine Rentnerin, die am Schalter angefangen hat zu weinen, weil sie nicht wusste, wie sie mit ihrer kleinen Rente den nächsten Einkauf zahlen sollte.“ Da habe Bohnen gedacht: „Irgendwas läuft hier falsch.“ So wurde sie politisiert.

Sie zog vom hohen Norden nach Heidelberg und studierte Politikwissenschaften und Soziologie. Und sie schloss das Studium ab wie zuvor schon ihre Ausbildung, was man bekanntlich nicht von allen, die in die Politik gehen, sagen kann.

Miete und Wohnen sind ihre Themen

Anfangs stand sie Bewegungen wie Fridays for Future nahe und war bei Verdi aktiv. Vor vier Jahren trat sie der Linken bei. Und jetzt ist ihr ein Mandat sicher, falls die Linke, die zuletzt in Umfragen bei sieben bis acht Prozent stand, am 8. März 2026 den Einzug in den Landtag schafft. Dass sie der Landesvorstand für Platz eins vorgeschlagen habe, habe auch damit zu tun, dass sie sich seit Jahren mit Miete und Wohnen beschäftige, erläutert Bohnen – und dass dies gerade in Baden-Württemberg ein Riesenthema sei.

Dabei sieht die Kandidatin den Beruf des Politikers durchaus kritisch und spricht sich für eine Mandatszeitbegrenzung auf zwei Legislaturperioden und für einen Gehaltsdeckel aus. „Das ist wichtig, damit man nicht abhebt und die Realität vor Ort nicht aus den Augen verliert“, sagt sie. Es sei wichtig, die Menschen dort abzuholen, wo sie sind.

Drei Fragen …

Wer sind Ihre politischen Vorbilder?

Rosa Luxemburg, aber auch viele andere. Auch Menschen, die nicht in der Öffentlichkeit stehen, sondern zum Beispiel einen Nähkurs organisieren oder im Asylarbeitskreis aktiv sind. Wir sind alle Teil eines Zahnrads, das etwas bewegt, ob wir nun im Parlament oder vor Ort kämpfen.

Woher haben Sie Ihr Selbstbewusstsein und Ihre Schlagfertigkeit?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass das, was wir tun, richtig ist. Ich habe viel Erfahrung gesammelt im gewerkschaftlichen und aktivistischen Kontext.

Was sagen Ihre Eltern zu Ihrem politischen Engagement?

Die finden das super. Sie unterstützen mich und finden es gut, dass ihre Tochter sich für eine bessere Zukunft und soziale Gerechtigkeit einsetzt.

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