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CDU-Aufritt trotz Protesten in Ludwigsburg

Manuel Hagel, die Kunst und die Freiheit

Es gab Proteste und Kritik von Studenten. Doch die CDU lässt sich nicht beirren und lädt an der Filmhochschule Ludwigsburg zum Medienempfang mit dem Staatsminister Wolfram Weimar (CDU). Der Spitzenkandidat und CDU-Chef Manuel Hagel hält dabei eine Grundsatzrede zu Demokratie und Meinungsfreiheit.
Zwei Männer in Anzügen sitzen nebeneinander und lesen Dokumente.

Manuel Hagel (l), Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag von Baden-Württemberg, sitzt während des Filmkultur- und Medien-Empfangs der CDU neben Kulturstaatssekretär Wolfram Weimer (r, CDU). Thema des Treffens ist Baden-Württemberg als einer der prägenden Film- und Medienstandorte Deutschlands.

dpa/Christoph Schmidt)

Ludwigsburg . Eigentlich gäbe es die in Europa führende Filmakademie Ludwigsburg nicht ohne die CDU: der damalige Ministerpräsident Lothar Späth hatte 1991 die Idee, ein Mekka für die Kreativwirtschaft ausgerechnet nach Ludwigsburg zu holen. Der Staatsminister Christoph Palmer (CDU) war der Wegbereiter.

Im Jahr 2025 wagt sich die Union erneut in die Barockstadt. Der CDU-Landeschef Manuel Hagel will sich modern und weltoffen präsentieren. Doch Studentenproteste verhindern einen Auftritt direkt in der Filmakademie. Sie richten sich generell gegen Parteiveranstaltungen, aber auch gegen den ob seiner klaren konservativen Positionen umstrittenen Bundes-Staatsminister Wolfram Weimar (CDU), den sich Friedrich Merz ins Kanzleramt geholt hat.

Filmakademie-Chef spricht von „Missverständnissen“

Der Filmakademie-Chef Andreas Bareiß spricht von einer „Aneinanderreihung von Missverständnissen“, die er sehr bedauert. Letztlich weicht die CDU in die nahen Fabrikhallen der ehemaligen Rösterei von Caro Landkaffee aus. Manuel Hagel erwähnt den Konflikt nur beiläufig und sagt: „Wir müssen die Kritik von Studenten aushalten, auch wenn wir uns darüber ärgern.“ Das sei eben Kunst, das sei Demokratie, sei Freiheit.

Lesen Sie hier: Manuel Hagel zum Spitzenkandidaten gekürt

Manch ein Parteimitglied hätte sich gerne deutlichere Worte gewünscht, doch Hagel verweigert den Kulturkampf. „Ich komme direkt aus Boston in den USA, wo ich an der Harvard-Universität mit Studenten diskutiert habe“, sagt er vielmehr. Dort sei all das an Freiheit in Gefahr, was man hier zu schätzen wisse. „Wir Demokraten werden weniger“, umreißt er die großen Linien. Es ist eine grundsätzliche Rede, die anders als sonst oft bei Hagel weitgehend ohne Versatzstücke auskommt.

Hagel hält eine Grundsatzrede für Presse- und Meinungsfreiheit

Auch wenn am Ende sein Lieblingssatz von den „besten Zeiten, die noch vor uns liegen“ kommt. Der 37-jährige CDU-Chef spricht von der „Menschwerdung“, die in Baden-Württemberg ihren Anfang genommen habe. Wie das? Hagel verweist auf den Hohlen Fels in Schelkingen, wo die weltweit älteste figürliche Darstellung einer Frau gefunden worden ist. Vielleicht ein bisschen zu viel Pathos, doch das Publikum erfreut sich an solchen Vergleichen. Hagel singt das hohe Lied auf die Kunstfreiheit und verspricht: „Wir werden bei Theater, Musik und Kunst niemals sparen im Haushalt.“ Vielmehr solle der Kreativstandort Ludwigsburg weiter ausgebaut werden.

Hagel lobt explizit kritische Berichte von Journalisten

Lange spricht Hagel und reicht bewusst den Kritikern die Hand, betont den Wert, Meinungsunterschiede aushalten zu wollen. Das richtet sich auch an die geladenen Journalisten. Hagel hat sich in der Vergangenheit über manchen Pressebericht geärgert, auch mal direkt an die Redakteure gewandt. An diesem Tag betont er, wie wichtig guter Journalismus sei. Es sind bewusst gesetzte Akzente des Spitzenkandidaten, der seine Wählerbasis nach links und rechts verteidigen will. Und was sagt Wolfram Weimar?

Wo der CDU-Spitzenkandidat seine Wurzeln hat

Nichts Kontroverses, höchstens vielleicht die Forderung an die Filmbranche, auch den Geschmack des Massenpublikums zu berücksichtigen : „Wir sind Weltmeister im Arthouse-Film, und das ist gut so, aber wir müssen auch Blockbuster produzieren.“ So wie Bully Herbigs „Kanu des Manitu“, der die Kinos füllt.

Der Gegner ist nicht die linke Öffentlichkeit, sondern Weimar macht sie bei den „Big Tech“-Konzernen aus. So appelliert er an ARD und ZDF: „Öffnen Sie sich den Privaten, so dass man gute Beiträge auch auf Joyn sehen kann. Der Gegner ist Google, der immer mehr Werbeerträge erhält.“ Nur der AfD spricht er das „ethische Fundament“ ab. Klar ist: Die CDU und Manuel Hagel wagen eine Standortbestimmung auf neuem Terrain.

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