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Nach dem Offenbarungseid: Wie geht es weiter mit Stuttgart 21?

Verkehrsminister Winfried Hermann ist verägert, Bahnchefin Evelyn Palla zieht die Notbremse, der CDU-Verkehrspolitiker Thomas Dörflinger will, dass Stuttgart 21 zur Chefsache gemacht wird.
dpa(2x)/imageBROKER/Daniel Karmann; IMAGO(2x)/IPNON/Arnulf Hettrich)Stuttgart. Ist es die neue Bahnchefin Evelyn Palla, die die Reißleine gezogen hat? Waren es interne Gutachten? Oder Verzögerungen bei der Firma Thales/Hitatchi beim digitalen Knoten? So ganz genau kann das niemand sagen, die Sichtweisen divergieren je nach Standpunkt.
Der Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) schimpft: „Es ist kein Ende des angeblich bestgeplanten Bauprojekts absehbar.“ Der Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sekundiert: „Die Bahn muss klar beantworten, warum es zu diesen Verzögerungen kommt.“
Die Bahn gibt sich zugeknöpft, ein Sprecher verweist auf Terminrisiken, die sich im September abgezeichnet hätten: „Diese haben sich insbesondere im Bereich Entwicklung und Zulassung bei unserem Auftragnehmer sowie bei der Freigabe von Planungen ergeben.“
Lesen Sie hier: Bummelzug Stuttgart 21
Sogar die Anhänger von Stuttgart 21 sind fassungslos
Selbst die Projektbefürworter tun sich schwer, noch Argumente zu finden. Der CDU-Verkehrssprecher im Landtag, Thomas Dörflinger, spricht sogar von einem „Offenbarungseid“ und erklärt dazu: „Stuttgart 21 ist ein Synonym geworden für die Nichtvollendung von Projekten.“
Auch der SPD-Landeschef Andreas Stoch, der am Sinn von Stuttgart 21 nie gezweifelt hat, sagt nun: „Es ist bei mir zwischen Kopfschütteln, Staunen und Schämen.“
Erst Mitte 2026 soll ein neuer Termin genannt werden
Im Verkehrsausschuss der Regionalversammlung, wo es eigentlich um die S-Bahnplanung geht, hat die DB-Konzernbevollmächtigte für den Südwesten, Clarissa Freundorfer, angekündigt, erst Mitte 2026 einen Termin nennen zu können. Sprich: Selbst dass im Dezember 2027 zum Fahrplanwechsel Eröffnung ist, bleibt fraglich.
Einen Kommentar dazu lesen Sie hier
Was ist die wahre Ursache? Auf den Fluren der Landespolitik gibt es durchaus Zweifel, dass nur die Verzögerung des digitalen Bahnknotens verantwortlich ist, den die Bahn offiziell nennt. Schwierigkeiten auf der hoch komplexen Baustelle, fehlende Zeiten für Testfahrten, multiple Streckensperrungen während der Endphase mit Verkehrschaos, diese Gründe werden genannt. Offenbar habe man das Ende nicht bedacht, heißt es. Interne Gutachten der Bahn hätten Alarmglocken schrillen lassen, heißt es.
Jetzt soll der Lenkungskreis noch mal tagen
Wie geht es weiter? Der Stuttgarter OB Frank Nopper (CDU) fordert wie Kretschmann, Hermann und Regionalpräsident Rainer Wieland, noch vor Weihnachten den Lenkungskreis einzuberufen. Nopper: „Die Deutsche Bahn muss jetzt reinen Tisch machen.“
Ob der Lenkungskreis schnell Klarheit bringen kann? Es ist jedenfalls viel Vertrauen verloren gegangen, das mühsam auch zum grün geführten Verkehrsministerium aufgebaut wurde. Aber auch der CDU-Mann Thomas Dörflinger fordert jetzt: „Frau Palla muss das jetzt zur Chefsache machen.“