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Neue Suche nach Standorten für Hubschrauber

Ein Rettungshubschrauber steht auf dem Helikopterlandeplatz der Station Leonberg der DRF Luftrettung. „Christoph 41“ muss nun nach Tübingen umziehen.
dpa/Marijan Murat)Stuttgart/Friedrichshafen. Im November 2022 präsentierte das Innenministerium die neue Luftrettungskarte für Baden-Württemberg. Seither steht fest, dass die Zahl der Rettungshubschrauber-Standorte von acht auf zehn ausgebaut werden soll. Doch trotz Bürgerprotesten und Petitionen wurde auch entschieden, zwei Hubschrauber zu verlegen.
Der bislang in Friedrichshafen stationierte „Christoph 45“ sollte künftig von Deggenhausertal-Wittenhofen (Bodenseekreis) aus starten. Und „Christoph 41“ muss von Leonberg bei Stuttgart an die BG-Klinik in Tübingen umziehen.
Damit der Hubschrauber landen kann, braucht es eine neue Plattform inklusive Hangar
Zweieinhalb Jahre später gibt es an beiden Standorten einen neuen Sachstand. Im Januar 2026 soll der Bau des neuen Landeplatzes an der Tübinger BG-Klinik starten, teilt diese mit. Damit der Rettungshubschrauber hier landen kann, muss eine neue Plattform samt Hangar gebaut werden – und zwar in 15 Meter Höhe auf Stelzen über dem Patientengarten. Begründung: Der Umbau der bestehenden Plattform auf dem Klinikdach wäre zu teuer geworden. Ein Schnäppchen ist aber auch der Neubau nicht. Die BG-Klinik veranschlagt 32 Millionen Euro. Ein Vorteil ist nur, dass der alte Landeplatz während der Bauphase in Betrieb bleiben kann.
Am Bodensee allerdings hat sich das Blatt gewendet. Rettungshubschrauber „Christoph 45“ zieht doch nicht ins Deggenhausertal um. Das bestätigen das Innenministerium der Landesregierung als auch der zuständige Bürgermeister. „Wir als Gemeinde haben unser Möglichstes getan“, erklärt Bürgermeister Fabian Meschenmoser (parteilos).
Seit über 40 Jahren ist Christoph 45 am Klinikum Friedrichshafen stationiert
Der Helikopter ist seit mehr als 40 Jahren am Klinikum Friedrichshafen stationiert. Die Verlegung sei nötig, um weiße Flecken im Hinterland des Sees binnen 20 Flugminuten zu erreichen und die Versorgung der Menschen dort zu verbessern. Die Entscheidung traf anfangs auf heftigen Widerstand im Bodenseekreis, wurde letztlich aber als Erfolg gewertet, weil der Rettungshubschrauber in greifbarer Nähe stationiert bleibt und nicht in den Nachbarlandkreis Ravensburg abwandert.
Doch dieser Kompromiss ist geplatzt, bestätigt ein Sprecher des Innenministeriums. Der aufwändige Prozess, einen Hubschrauber-Standort in Wittenhofen zu entwickeln, werde beendet. „Wir bedauern die Entscheidung der Gemeinde Deggenhausertal.“ Dort habe man die notwendige Änderung des Bebauungsplanes an den Bau einer Rettungswache am künftigen Helikopter-Stützpunkt geknüpft. Eine Entscheidung dazu sei aber aktuell nicht absehbar.
Innenministerium ist optimistisch, eine Alternative zu finden
Da die Neuordnung der Luftrettung für das Land eine hohe Priorität habe, suche man nun nach einem alternativen Standort, der im vorgegebenen Suchraum liegt – laut Gutachten auf der Achse Bavendorf – Deggenhausertal. Man prüfe bereits einen Standort im westlichen Landkreis Ravensburg , der bei der Suche vor November 2022 im Visier war. „Wir sind optimistisch, bald eine gute Alternative zu finden“, so das Ministerium.
Aus Sicht des Bürgermeisters stellt sich die Sachlage etwas anders dar. „Die Gemeinde Deggenhausertal hält wie von Beginn an daran fest, dass eine Bauleitplanung lediglich dann erfolgt und weiter forciert wird, wenn auf dem Grundstück neben dem Luftrettungsstandort auch zeitgleich eine bodengebundene Rettungswache entsteht“, erklärt Meschenmoser. Dies habe die Gemeinde seit den ersten Gesprächen stets offen kommuniziert, und daran habe sich auch nichts geändert. Schlussendlich entscheide das Land, wohin beziehungsweise ob „Christoph 45“ verlegt wird. Dass nun eine andere Lösung favorisiert wird, „werden wir akzeptieren und hoffen, dass eine sinnvolle Platzierung für die Region gefunden wird“.
Die Entscheidung, ob neben dem Hangar auch eine Rettungswache gebaut werden kann, trifft der Bereichsausschuss für den Rettungsdienst in Bodensee-Oberschwaben.
Dafür fehle aber noch ein Gutachten und dessen Bewertung, erklärt Bürgermeister Meschenmoser das Problem. Deshalb könne der Ausschuss aktuell auch keine Planungen über neue oder zusätzliche Rettungswachen vornehmen. Dabei handelt es sich um das landesweite Strukturgutachten für den bodengebundenen Rettungsdienst, dass das Land selbst beauftragt hat. Länger warten will die Landesregierung im Fall von „Christoph 45“ nun offensichtlich nicht mehr.
Neuer Paragraf soll Verlegung erlauben | Staatsanzeiger BW
Betrieb von „Christoph 53“ neu ausgeschrieben
Ende Mai hat das Innenministerium Baden-Württemberg das Vergabeverfahren für den Betrieb des Rettungshubschraubers „Christoph 53“ am Standort City-Airport Mannheim europaweit ausgeschrieben. Derzeit betreibt die DRF Luftrettung die Station.
Der neue Betreiber soll einen Vertrag für 15 Jahre von November 2026 an erhalten. In dieser Zeit soll auf dem Gelände des City Airports eine neue Station für den Hubschrauber errichtet werden. Geplant ist zudem die Ausweitung der Betriebszeiten auf 7 bis 20 Uhr werktags sowie 8 bis 20 Uhr an Wochenenden und Feiertagen unabhängig von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Die europaweite Ausschreibung sieht ein Verhandlungsverfahren mit zweistufigem Teilnahmewettbewerb vor.