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Neuer DBB-Vize Hemsing: „Bärbel Bas will Beamtenstatus abschaffen“

Andreas Hemsing ist die neue Nummer zwei beim Deutschen Beamtenbund.
Andreas Pein)Den Schnauzer: abrasiert. Die Haare: etwas kürzer, angegraut. Und die Brille, die war damals, als Andreas Hemsing bei Preußen Münster unter Vertrag stand – ein Bild davon gibt es im Internet –, auch noch nicht zu sehen. Aber sonst ist er der Junge aus dem Münsterland geblieben, woher auch andere kommen, die man kennt – Jens Spahn etwa oder Hendrik Wüst, alle wie Hemsing in der CDU.
Der neue Vize beim Deutschen Beamtenbund (DBB) kommt aus einfachen Verhältnissen. Der Vater arbeitete auf dem Bauhof, und Hemsing selber begann mit 17 Jahren eine Ausbildung zum Sachbearbeiter im mittleren nicht-technischen Dienst. Von 1984 bis 1991 spielte er parallel dazu halbprofessionell Fußball. Mit 34 gab er den Beamtenstatus auf, studierte Betriebswirtschaft und kehrte in den öffentlichen Dienst zurück. Dort organisierte er die Fusion mehrerer Straßenbauverwaltungen zu einem Landesbetrieb.
Immer ein Schritt hinter Ulrich Silberbach
Was folgte, war sein Aufstieg in der „Komba“, der Beamtenbund-Gewerkschaft für die Beschäftigten der Kommunen mit ihren knapp 100 000 Mitgliedern. 2016 wurde er Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen, 2017 Bundesvorsitzender. Immer ein Schritt hinter Ulrich Silberbach, dem vor einer Woche verstorbenen ehemaligen DBB-Vorsitzenden. Am vergangenen Montag wurde Hemsing zum DBB-Fachvorstand Tarifpolitik gewählt und ist damit die Nummer zwei im DBB – als Nachfolger von Volker Geyer , der zum neuen DBB-Chef gewählt wurde.
Der 60-jährige Hemsing betont, dass all dies nicht geplant war. Aber dass es sich richtig anfühlt, weil Hemsing und Geyer schon in den vergangenen Jahren viele Tarifverhandlungen geführt haben. Der Beamtenbund hat dramatische Zeiten hinter sich. Innerhalb von wenigen Wochen sind zwei der drei hauptamtlichen Vorstandsmitglieder gestorben, erst Waldemar Dombrowski, der Fachvorstand Beamtenpolitik, dann Silberbach. Beide waren schwer krank, das Ende absehbar. Und doch war es ein tiefer Einschnitt.
Am Wochenende geht es heim ins Münsterland
Irgendwie muss es weitergehen und da schadet es natürlich nicht, wenn der Verband geschlossen agiert. 95 Prozent der Stimmen bekam Hemsing, Geyer kratzte sogar an der Einstimmigkeit. „Da bin ich stolz darauf, dass wir das hingekriegt haben. Das zeigt die Einigkeit der DBB-Familie“, kommentiert Hemsing, der weiß, dass es in der Dachorganisation mit ihren 1,3 Millionen Mitgliedern unterschiedliche Strömungen gibt und dass sich speziell die Fachgewerkschaften und die Landesbünde oft nicht grün sind.
Für den dreifachen Vater beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Eine Wohnung in Berlin hat er schon, und der Plan ist, beim Gewerkschaftstag 2027 erneut anzutreten und bis 2031 oder 2032 zu amtieren. Dann hätte Hemsing die Altersgrenze erreicht. Am Wochenende aber geht es heim ins Münsterland zur Frau, die nicht nach Berlin ziehen wollte, weil sie ja nach der Enkelin schauen muss, die inzwischen zweieinhalb ist.
Drei Fragen…
Bundesarbeitsministerin Bas will, dass die Beamten in die Rentenkasse zahlen. Was halten Sie davon?
Gar nichts. Sie löst damit nicht die Rentenproblematik. Mein Verdacht ist, dass sie etwas ganz anderes im Schilde führt. Sie will den Beamtenstatus abschaffen.
Baden-Württemberg hat die Wahlfreiheit eingeführt: Beamte können sich gesetzlich oder privat versichern lassen. Auch keine gute Idee?
Nein. Zum Berufsbeamtentum gehört der Dreiklang aus Besoldung, Versorgung und Beihilfe. Wer dieses Paket aufschnürt, legt die Axt an das Berufsbeamtentum.
Brauchen wir überhaupt Beamte?
Aber selbstverständlich. Schauen Sie sich zum Beispiel an, wie Deutschland aus Krisen herauskommt. Gerade in Zeiten, in denen Populismus und Desinformation auf dem Vormarsch sind, ist das Berufsbeamtentum ein Bollwerk gegen jeden Extremismus.