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Noch sind über 800 Lehrerstellen unbesetzt

Die Lehrersituation an den Schulen ist laut Kultusministerium besser als im vergangenen Jahr. Doch noch sind Stellen unbesetzt, sowohl in bestimmten Fächern als auch an zahlreichen Schulen, insbesondere in ländlichen Regionen.
dpa/KNA/Harald Oppitz)Stuttgart. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) zeigt sich zufrieden. Nicht zuletzt durch die zusätzlichen 1440 Geisterstellen , die im System jahrelang als besetzt geführt wurden, aber nie besetzt wurden, können zu diesem Schuljahr 6100 Lehrerstellen neu besetzt werden. Noch sind allerdings über 800 Stellen offen. Doch es seien bereits 500 Lehrkräfte mehr eingestellt als noch vor einem Jahr. Für die restlichen Stellen hofft man auf zusätzliche Bewerber bis Ende Oktober. Dann endet der verlängerte Einstellungszeitraum für dieses Jahr.
Schopper räumt ein, dass noch ein gewisser regionaler und fachspezifischer Lehrkräftemangel bestehe. Insgesamt rechnet die Ministerin aber mit einer merklich verbesserten Unterrichtsversorgung für das kommende Schuljahr. „Wir gehen gut gerüstet in das neue Schuljahr“, ist Schopper überzeugt.
Noch offene Gymnasialstellen im Abordnungsbereich
Nach der Übersicht des Kultusministeriums sind vor allem an den Grundschulen, im Bereich der Sonderpädagogik und an den beruflichen Schulen noch Stellen im dreistelligen Bereich unbesetzt. Einzig für die Stellen an den Gymnasien sind bereits alle Bewerber gefunden. Ausnahme sind die Stellen mit Abordnung an eine andere Schulart. Das bedeutet, dass neu eingestellte Gymnasiallehrer zunächst an anderen Schulen, an Gemeinschaftsschulen, Werkreal- und Realschulen sowie beruflichen Schulen arbeiten und später aufs Gymnasium wechseln dürfen.
Der Grund: An den Gymnasien sinkt der Lehrerbedarf zunächst. Denn in den Klassen 5 und 6, die ab diesem Schuljahr nach G9 unterrichtet werden, gibt es weniger Wochenstunden als bisher. Doch mit weiterem Ausbau wird der Lehrerbedarf durch das neunjährige Gymnasium steigen. Dafür sind die Stellen mit Abordnung an andere Schularten später vorgesehen. Hier sind nach Angaben des Kultusministeriums noch 100 Stellen unbesetzt. Schopper bittet die Gymnasiallehrer um eine „gewisse Flexibilität“.
GEW fürchtet Unterrichtsausfall ab dem ersten Schultag
Deutlich kritischer als die Kultusministerin beurteilt die Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Situation an den Schulen. Die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein spricht davon, dass sich bereits am ersten Schultag viele Schüler auf Unterrichtsausfall einstellen müssten. Besondere Sorge bereiten ihr die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren. Zugleich gebe es regional große Unterschiede. Während sich für die Großstädte und entlang der Rheinschiene meist genügend Bewerber fänden, gebe es in ländlichen Regionen zum Teil zu wenig Interessenten. „Der Wohnort eines Kindes entscheide über die Bildungschancen“, kritisiert Stein.
Der Philologenverband hat die Gymnasiallehrer zu ihrer beruflichen Situation und den Arbeitsbedingungen befragt. Knapp 3600 Lehrkräfte der rund 25 500 Gymnasiallehrer haben sich daran beteiligt. Ein zentrales Ergebnis ist eine mangelnde Wertschätzung von Politik, Schulverwaltung und Gesellschaft für die Arbeit der Lehrer. Zwei Drittel haben sich schon mit dem Gedanken an eine Berufsaufgabe befasst. Und mehr als ein Drittel würde den Beruf nicht noch mal ergreifen.
Weitere Themen sind zu viele Dokumentationspflichten, Konferenzen, Dienstbesprechungen und eine ausufernde Bürokratie. „Unsere Kolleginnen und Kollegen wollen unterrichten – nicht verwalten“, sagt die Landesvorsitzende Martina Scherer. Auch dass die Arbeitszeit von Lehrern nicht exakt erfasst wird, wird kritisiert. Das Modell mit einer pauschalen Zuweisung von Zeitbudgets für bestimmte berufliche Tätigkeiten sei praxisfern. Für eine Förderung einer heterogenen Schülerschaft seien zudem kleinere Klassen notwendig.
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Aufklärung Geisterstellen
Wie es zu den 1440 Geisterstellen kommen konnte, die im Personalverwaltungssystem DIPSY als besetzt geführt werden und nie besetzt wurden, soll eine Arbeitsgruppe aufarbeiten. Vor Weihnachten soll der Bericht dazu vorliegen. Sie befasst sich mit IT-Programmen der Personal- und Stellenverwaltung, mit einer Fehleranalyse und Controllingansätzen, um solche Fehler künftig zu vermeiden. Die Arbeitsgruppe tagt seit Ende Juli. Beteiligt sind Finanz- und Kultusministerium, das Landesamt für Besoldung und Versorgung, das Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg, die Regierungspräsidien und der Rechnungshof.