Schulfrieden vertagt: Grüne und CDU verhandeln über Bildungsreformen bis spät in die Nacht

Eine nächtliche Verhandlungsrunde zwischen Grünen und CDU in Baden-Württemberg bringt Fortschritte in der Bildungspolitik.

Symbolbild: Manuel Hagel (l), CDU-Fraktionsvorsitzender, und Andreas Schwarz, Grünen-Fraktionsvorsitzender, haben aktuell viel zu besprechen.

Bernd Weißbrod/picture alliance/dpa)

Stuttgart . In einer Marathonsitzung bis nach Mitternacht haben Fachpolitiker von Grünen und CDU um Einzelheiten auf dem Weg zur Bildungsallianz gerungen. Weiterhin Knackpunkte sind die Stellung der Grundschulempfehlung oder die Zukunft der Werkrealschulen.

G8 und G9 im Fokus: Ressourcenoptimierung für Schularten

Nach Angaben von beiden Seiten einer Lösung näher gekommen sind die künftigen G8 und G9: Beide Schularten könnten mit den gleichen Ressourcen ausgestattet werden, was auch die Kosten dämpfen würde.

Manuel Hagel hat schon früh ein „ein echtes Update für gute Bildung in Baden-Württemberg“ gefordert. Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Andreas Sturm hat die Gespräche in Rollen gebracht, deren Ergebnissee bis in die nächste Legislaturperiode tragen sollen. Und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat die Ausgangslage beschrieben: „Wir kommen von sehr unterschiedlichen Seiten.“ Dies schlägt sich vor allem in den Fragen nieder, welche Schulen sollen neben den allgemeinbildenden und den beruflichen Gymnasien weiter Bestand haben und wie könnten Verbünde gemeinsam arbeiten.

Knackpunkte der Diskussion: Zukunft von Real- und Werkrealschulen

Die CDU fordert den Erhalt von Real- und Werkrealschulen. Von letzteren gibt es noch rund 160 im Land. An einem großen Teil der Standorte wäre ein Verbund mit einer Realschule möglich. Offen ist aber, wie und auf welchen Niveaus Kinder und Jugendliche zu welchen Abschlüssen geführt werden.

Die Grünen wollen  mehr Oberstufen an Gemeinschaftsschulen durchsetzen – vor dem von Kretschmann vor einer Woche vor Journalisten erläuterten Hintergrund, dass eine Schülerstromlenkung nur erfolgreich sein kann, wenn die Angebote neben dem Gymnasium erfolgreich und attraktiv sind.

Eine Zahl steht für die Herausforderung: Nach Angaben des Statistischen Landesamts haben knapp 30 Prozent der Kinder auf Realschulen eine Gymnasial-Empfehlung. Bleibt der Anteil in etwa gleich, könnten G9-Standorte überlaufen werden. Die CDU-Bildungspolitiker drängen auch deshalb weiterhin auf mehr der Grundschulempfehlung und möglicherweise einer weiteren Prüfung. Die Grünen verlangen jedoch nach einer Paketlösung und wollen sich Einzelheiten nicht abverhandeln lassen.

Der weitere Zeitplan ist festgelegt: Am Donnerstag finden neuerlich Gespräche koalitionsintern statt, Anfang der Woche werden sich noch einmal die Koalitionsspitzen einschalten. Ziel ist, in den Schulfriedengesprächen mit SPD und FDP am 2. Mai in Bebenhausen durch Grüne und CDU abgestimmte Vereinbarungen vorzulegen. CDU-Chef Manuel Hagel hat gerade in einem Interview die Richtung festgelegt: „Wir wollen Irrwege, wie eine Schule, in der es nicht auf Leistung ankommt, beenden.“

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Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer

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