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Glosse

Verwandlungskunst

Unedles in Edles zu verwandeln ist eine hohe Kunst. Sie ist aber nicht jedem gegeben, wie die vergeblichen Versuche der Alchimisten zur Goldherstellung zeigen. Stuttgarter Forscher können nun Verblüffendes: mit Harn harten Beton erzeugen.

Neuer (Bio-)Beton: hergestellt aus Harn.

KI-generiert mit ChatGPT, Prompt: Andrea Trajanoska)

Während manche sogar fast daran scheitern, Mehrheiten auf dem Papier in eine Kanzlermehrheit im Plenarsaal umzumünzen, weil ihre Verhandlungskunst und Überzeugungskraft beschränkt ist, vermögen andere Erstaunliches: Jesus konnte Wasser zu Wein machen, die Alchimisten im Mittelalter angeblich unedle Metalle in Gold verwandeln. Modernen Naturwissenschaftlern gelingt längst, was ihre Vorgänger nicht einmal zu träumen wagten: Sie können sogar Diamanten künstlich herstellen. Gold ebenfalls, etwa mit einem Teilchenbeschleuniger. Leider lohnt sich das nicht. Die Herstellungskosten übersteigen den Wert des Endprodukts. Nun aber haben findige Forscher etwas herausgefunden, was Laien ähnlich verblüffen dürfte: An der Universität Stuttgart können sie auf neue Weise den Baustoff schlechthin der Moderne produzieren. Zur Herstellung von (Bio-)Beton, so teilt die Hochschule mit, „nutzten die Forschenden einen reichlich vorhandenen, aber bisher eher verkannten Rohstoff: menschlichen Urin.“ Wahre Verwandlungskunst!

Urin zu Geld zu veredeln verstand zwar schon Kaiser Vespasian. Doch nur indirekt: Er erhob eine Steuer und erleichterte so die Betreiber der Latrinen, in denen die Römer sich erleichterten, um einen Teil der Einnahmen aus dem einträglichen, aber anrüchigen Geschäft. Kaum auszudenken, welche Möglichkeiten die Stuttgarter Erfindung bietet. Und welche Ausreden künftig Männer haben, die sich in Ermangelung einer öffentlichen Toilette ungeniert an den Straßenrand stellen, um ein besser verborgen bleibendes Geschäft zu verrichten. Schatz, ich muss mal –. die Fahrbahn erneuern helfen!

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