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Porträt der Woche

Volker Geyer wird Chef des Deutschen Beamtenbunds

Am Ende ging es ganz schnell. Am Montag wurde Volker Geyer zum neuen Vorsitzenden des Deutschen Beamtenbunds gewählt. Am Mittwoch ist sein Vorgänger Ulrich Silberbach nach langer, schwerer Krankheit gestorben. Ein Porträt von Michael Schwarz.

Volker Geyer folgt auf Ulrich Silberbach

Andreas Pein)

In gewisser Weise übt Volker Geyer seine Amtsgeschäfte schon seit einem Jahr aus. Damals hatte der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbunds (DBB), Ulrich Silberbach, seine Krebserkrankung öffentlich gemacht. Mehr und mehr Aufgaben wurden auf das einzige der drei hauptamtlichen Vorstandsmitglieder übertragen, das nicht schwer erkrankt war. Am 18. Mai starb dann Waldemar Dombrowski , zweiter Vorsitzender und Fachvorstand Beamtenpolitik. Am Mittwoch folgte Ulrich Silberbach, der den Verband mit 1,3 Millionen Mitgliedern acht Jahre lang geleitet hatte.

Die ganze Dramatik war Volker Geyer schon anzumerken, als er am Montag zu Silberbachs Nachfolger gewählt wurde. Mehrmals stockte seine Stimme, als er an jenen erinnerte, dem er sich tief verbunden fühlte und der Anfang Mai selber entschieden hatte, am 23. Juni zurückzutreten.

Die Beamtenbund-Chefs der vergangenen Jahrzehnte waren unterschiedliche Typen. War Peter Heesen (2003 bis 2012) der große Zampano, der mit Otto Schily und Frank Bsirske den öffentlichen Dienst ins 21. Jahrhundert katapultieren wollte, und sein Nachfolger Klaus Dauderstädt (2012 bis 2017) der zurückhaltende Feingeist, der seine beamteten Kritiker davon überzeugte, dass auch ein Angestellter den Beamtenbund führen kann, so endet mit Ulrich Silberbach eine Zeit, die von Gegensätzen geprägt war. Man konnte mit ihm oder man konnte nicht. Was ihm jedoch auch seine Kritiker nicht absprachen, waren die exzellenten Tarifergebnisse nach Corona.

Standing Ovations für den neuen Vorsitzenden

Ihm folgt nun einer, auf den sich alle einigen können. Volker Geyer wurde am Montag mit 138 von 139 Stimmen gewählt. Als das Ergebnis bei der Sitzung des Bundeshauptvorstands in Berlin verkündet wurde, gab es, wie berichtet wird, Standing Ovations und donnernden Applaus.

Der 59-Jährige gilt als einer, der zuhören und ausgleichen kann. Und als guter Redner, wenn es darum geht, für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen.

Der neue Vorsitzende versprach, dass der Beamtenbund politischer wird. Deshalb soll die Jahrestagung, die 29 Mal in Bad Kissingen und 18 Mal in Köln stattfand, 2027 nach Berlin ziehen; dort können sich abwesende Politiker nicht mit zugeschneiten Straßen oder ausgefallenen Flügen herausreden. In Köln hatte zuletzt die Promidichte deutlich nachgelassen. Auch in diesem Jahr, als auf einer vorläufigen Rednerliste noch Friedrich Merz und Olaf Scholz standen. Letztlich kam nur Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Immerhin. 2024 hatte sie das Treffen noch ohne Angabe von Gründen geschwänzt.

Ehemaliger postpolitischer Sprecher trifft ehemaligen Postboten

Ihr Nachfolger Alexander Dobrindt hat mit Geyer schon mal ein Thema gemein. Dobrindt war einmal postpolitischer Sprecher der Union, hat also für die Zunft, aus der Geyer stammt, ein gewisses Verständnis. Die beiden Herren werden sich in Zukunft noch häufiger begegnen. Geyer nannte am Montag schon mal zwei Stichwörter: Übertragung des Tarifergebnisses und eine verfassungskonforme Besoldung.

Drei Fragen…

Der Bund will viel Geld in die Infrastruktur stecken. Sind Sie zufrieden?

Wir sind froh über das Sondervermögen für die Infrastruktur, denn ohne Investitionen wird es nicht gehen. Damit das Geld nicht verpufft, ist bei der konkreten Umsetzung sauberes Regierungshandwerk erforderlich. Daran hat es zuletzt oft gefehlt.

Und der öffentliche Dienst?

Die wichtigste Infrastruktur in Deutschland ist der öffentliche Dienst! Auch hier ist einiges liegen geblieben. Damit meine ich nicht nur Dauerbrenner wie fehlende Digitalisierung.

Was ist sonst noch liegen geblieben?

Erstens die Übertragung des Tarifergebnisses auf die Beamtinnen und Beamten des Bundes. Zweitens die Überarbeitung ihrer Besoldung, damit die Alimentation endlich wieder verfassungskonform ist.

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