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Wie der KI-Einsatz im Unterricht vorankommt

Bis ein solcher KI-Roboter in Schulen auftaucht, dürfte es noch dauern. Chatbots und ihr Einsatz im Unterricht sind allerdings schon ein großes Thema.
Adobe Firefly)Stuttgart. „Mir fällt spontan keine einzige Schülerin und kein einziger Schüler ein, von dem ich nicht weiß, dass er oder sie regelmäßig Künstliche Intelligenz nutzt.“ Das sagte der Vorsitzende des Landesschülerbeirats (LSB), Joshua Meisel, als das KI-Zentrum Schule in Heilbronn im Herbst gegründet wurde. Bei den Schülern ist KI also längst gang und gäbe. Gilt das auch für den Unterricht und die Lehrkräfte?
Beim Landesschülerbeirat sieht man noch Luft nach oben. Immerhin gebe es „viele Lehrkräfte, die KI gezielt und sinnvoll einsetzen, beispielsweise zur Materialerstellung“, heißt es auf Anfrage des Staatsanzeigers. „Gleichzeitig gibt es jedoch auch Lehrkräfte – insbesondere ältere –, die sich mit der zunehmenden Digitalisierung und dem Einsatz von KI überfordert fühlen.“ Es gebe „Bedarf an gezielten Weiterbildungsangeboten, denn letztlich müssen Lehrkräfte die Kompetenzen vermitteln, die Schülerinnen und Schüler im Umgang mit KI benötigen – nicht umgekehrt“.
Kretschmann: „Schule muss die KI-Revolution abbilden“
Dabei sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), einst selbst als Lehrer tätig, Mitte Januar, die Schule müsse die KI-Revolution abbilden. Angesichts der rasanten Entwicklung sei die Frage, was Schülerinnen und Schüler überhaupt noch lernen müssen und was überholt sei.
Kretschmann macht das am Geografieunterricht fest. „Früher war es sehr wichtig, Karten lesen zu lernen. Sonst konnte man sich nämlich nicht zurechtfinden, wenn man irgendwo hin wollte. Das ist heute nicht mehr in diesem Maße nötig. Wir haben Navigationssysteme, jeder hat ein Handy und kann über GPS navigieren.“
Ihm kann nun geholfen werden. Beim Schulbuchverlag Ernst Klett aus Stuttgart sieht man sich bundesweit in einer Schlüsselrolle – und hat gerade für das Fach Geografie eigenen Angaben zufolge Pionierarbeit geleistet. Der „KlettKIChat“, am Mittwoch auf der Bildungsmesse Didacta in Stuttgart vorgestellt, ist nur mit Lehrplaninhalten, den Terra-Erdkunde-Lehrmaterialien für Klasse 5 bis 10, trainiert worden.
Dieser Chatbot kann zum Beispiel auch Methodenvorschläge zur Kartenlesekompetenz erstellen, erläutert eine Pressesprecherin, „da die KI auf die entsprechenden Kapitel im Schülerbuch und in den Lehrmaterialien und didaktischen Hinweisen zugreift und diese didaktisch sinnvoll miteinander verknüpft“. Lehrer können auch Aufgaben und Tests erstellen und sich Unterrichtsideen von der KI kreieren lassen. Die Betaphase läuft bis März, dann soll das Angebot auf alle Fächer ausgeweitet werden.
Der Chatbot gebe auch Autokorrekturhinweise, also Schülern individuelles Feedback, und eine diagnostische KI könne künftig den Lernstand ermitteln und individuelle Fördervorschläge unterbreiten.
VBE lobt das neueste KI-Tool des Landes für die Lehrer
Ein neuer KI-Lerncoach könnte sogar den Mathematikunterricht grundlegend ändern, heißt es in einer Mitteilung des Verlags. „Die KI analysiert Rechenschritte in Echtzeit und erkennt nicht nur Fehler, sondern identifiziert auch die dahinterliegenden Ursachen.“ Das erlaube gezielte Hilfestellung für Schüler, individuell auf deren Lernniveau abgestimmt. Zum neuen Schuljahr solle dieses KI-Tool zum Einsatz kommen.
Ein KI-gestütztes Tool für den Deutschunterricht soll bei der Analyse von Dramen und Gedichten helfen und Schülern zugleich deren formale und sprachliche Mittel anschaulich machen.
Am Mittwoch teilte das Kultusministerium mit, dass nun eine KI-Assistenz F13 in die digitale Bildungsplattform SCHULE@BW implementiert wird (siehe Kasten). Der stellvertretende Landesvorsitzende und Digitalexperte des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Oliver Hintzen, lobte: „Das Ministerium stellt den Lehrkräften mit F13 eine datenschutzkonforme und richtig gute KI-Lösung zur Verfügung, die sogar in THE LÄND entwickelt wurde.“
Wird mit den neuesten Entwicklungen also die Forderung erfüllt, die vor gut anderthalb Jahren bereits Bob Blume, bundesweit bekannter Bildungsinfluencer und Lehrer in Bühl, erhoben hat? „Es ist Zeit, aufzuwachen. KI wird den Unterricht radikal verändern.“ Man darf gespannt sein, ob jetzt der Turbo gezündet wird.
Den KI-Assistenten F13 können nun auch Lehrer nutzen
Die KI-Assistenz F13 in Baden-Württemberg wird bereits von Mitarbeitern der Landesverwaltung verwendet. Nun stellt das Kultusministerium sie auch Lehrkräften zur Verfügung. Integriert in die Digitale Bildungsplattform SCHULE@BW, bietet F13 Chat-Funktionen und Dokumenten-Tools, unterstützt durch das im Oktober gegründete KI-Zentrum Schule. Dies fördere die digitale Souveränität im Bildungsbereich. Die Plattform nutzen derzeit 700 000 Lehrkräfte und Schüler.