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Kommentar zur Konjunktur

Zeitenwende in der Wirtschaft

Die Wirtschaft in Baden-Württemberg schwächelt, die Autoindustrie kriselt. Was kann die Politik tun? Und welche neuen Branchen könnten spannend werden? Eine Analyse von Chefredakteur Rafael Binkowski.

Ola Källenius (2.v.l), Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz Group, und Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, stehen bei einer Besichtigung des Mercedes-Benz-Werks in Rastatt in der Fertigung: Die Krise der Autoindustrie erfordert neue politische Maßnahmen und innovative Branchenentwicklungen.

Bernd Weißbrod/picture alliance/dpa)

Stuttgart. Das Geschäftsmodell von Baden-Württemberg funktioniert nicht mehr wie seit Jahrzehnten. „Die Schecks aus China bleiben aus“, sagte kürzlich ein deutscher Automanager. Tatsächlich haben Porsche und Mercedes-Benz ihre hohen Gewinne vor allem im Luxussegment in China erzielt.

Dort hat man den Trend zu Elektroautos verpasst, und gleichzeitig keine konkurrenzfähigen Benziner mehr auf den Markt gebracht. Der zweite wichtige Auslandsmarkt, die USA, ist durch Donald Trumps Zollchaos kein verlässlicher Standort mehr. Beide Entwicklungen stressen die Autobauer, und mit ihnen den Kranz an Zulieferern und Maschinenbauern, die den Kern der Industrie im Südwesten darstellen.

Baden-Württemberg fährt hinterher

Deswegen ist Baden-Württemberg derzeit nicht wie sonst Lokomotive der Konjunktur, sondern eher der Bremszug. Was kann die Politik tun? In der Diskussion zwischen Ministerpräsident Winfried Kretschmann und ZEW-Präsident Wambach am Montag sind alle Punkte angesprochen worden: Digitalisierung und Vereinfachung der Verwaltung, Instandsetzung der Infrastruktur. In all diesen Punkten hat Deutschland erheblichen Nachholbedarf.

In den goldenen Jahren von 2010 bis 2020, einem Daueraufschwung, als die Bundesrepublik die profitabelste Volkswirtschaft in Europa war, ist man zu bequem geworden und hat diese Reform versäumt oder schleifen lassen. Das rächt sich jetzt.

Künstliche Intelligenz als neue Branche?

Gleichzeitig muss man neue Geschäftsfelder erschließen. Künstliche Intelligenz ist ein solches, die gewaltige Wachstumspotenziale in sich birgt. Allerdings sitzen die großen Player dabei in den USA im Silicon Valley. Die beiden Leuchttürme im Südwesten, das KI-Zentrum IPAI in Heilbronn und das Cyber Valley in Stuttgart und Tübingen, sind vielversprechende Ansätze, mehr aber auch noch nicht. Das KI-Modell F 13 hinkt der Entwicklung auf dem Markt noch hinterher. Manchmal behindern auch allzu gut gemeinter Datenschutz und Vorschriften die Nutzung von KI-Tools.

Putin und Trump sorgen für Stress

Weniger erfreulich, aber der unsicheren Weltlage und Putins Angriffskrieg in der Ukraine geschuldet, ist die Rüstungsindustrie. Hier gibt es auch jenseits von Heckler & Koch große Player, nicht zuletzt Militärfahrzeuge sind für die Automobilfirmen ein großes Geschäft. Niemand wünscht sich diese Entwicklung, aber die Aufrüstung der Bundeswehr ist nötig und wird enorme öffentliche Investitionen zur Folge haben.

Baden-Württemberg ist neben Bayern der wichtigste Rüstungsstandort. Dass ausgerechnet ein grüner Ministerpräsident sich dieses Themas annimmt, zeigt, wie schwierig die Zeiten sind.

Pragmatismus ist geplant, schnelle Reformen, am Ende auch eine steuerliche Entlastung der Unternehmen. Unser Wohlstand ist der Kitt, der die Gesellschaft und Demokratie zusammen hält.

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