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Zwei Gründer wollen mit KI die Politik revolutionieren

David Fischer (links) und Eric Dauenhauer wollen die Künstliche Intelligenz in der Politik revolutionieren.
Achim Zweygarth)Stuttgart. David Fischer und Eric Dauenhauer bilden ein überraschendes Zusammenspiel unterschiedlicher Fähigkeiten. Doch gemeinsam haben sie nicht weniger vor als eine kleine Revolution in der politischen Kommunikation. Sie haben eine Firma gegründet, die KI-Lösungen anbietet – gegen Fake News und zur Identifizierung KI-generierter Kampagnen. Außerdem möchten sie Start-ups fördern und mit ihrem Wissen unterstützen. Es soll aber auch Produkte für Parteien, Stiftungen und Unternehmen geben, mit denen bisherige Versäumnisse in der Arbeit mit Künstlicher Intelligenz ausgemerzt werden könnten.
Künstliche Intelligenz war für die Experten einst ein Novum
David Fischer ist gelernter Journalist und war Sprecher des grünen Landtagsfraktionschefs Andreas Schwarz. Schon während seiner Studienzeit war für den 37-Jährigen klar, dass seine Abschlussarbeit anders werden sollte: „Nicht die tausendste Arbeit über Goethe oder Schiller“, sagt er. Stattdessen stellte er sich der Frage: „Kann der Mensch besser interpretieren oder die Maschine?“
Mittlerweile liegt seine Studienzeit einige Jahre zurück und das „Taxifahrerdiplom“ in Germanistik und den Literaturwissenschaften ist verstaubt. Um es wieder zum Glänzen zu bringen, möchte er die Technologie als moderndes Werkzeug der Geisteswissenschaften nutzen. Als seine damalige Freundin ihm ein Video über den Chatbot ChatGPT zeigt, wird er hellhörig. ChatGPT von der Firma Open AI war der erste digitale Assistent, der auf Künstlicher Intelligenz basiert und Fragen beantworten oder Gespräche führen kann.
Das Programm des KI-Gurus Sam Altman hat das Thema für alle greifbar gemacht. Für David Fischer war es ein Novum. Heute nutzt er solche Assistenten bei der alltäglichen Arbeit. Etwa um einen Pressespiegel zu erstellen. Dabei ist Fischer dankbar für die Hilfe: „Ich spare zwischen 15 und 75 Prozent an Zeit ein, ohne Qualitätsverlust.“ Mit der Hilfe Künstlicher Intelligenz könne man große Datenmengen schneller verarbeiten. Dann bleibe mehr Zeit für persönlichere Kommunikation.
Privat ist Fischer auf der Social-Media-Plattform LinkedIn unterwegs. Dort fand der Erstkontakt mit Eric Dauenhauer statt. Über die Chatfunktion tauschen sich die beiden aus. Dauenhauer ist seit 15 Jahren in der Produktentwicklung und im E-Commerce tätig. Die Fragen, die sie beide beschäftigen: Wie kann man KI verantwortungsvoll einsetzen? Und welche Spielregeln brauchen die Nutzer?
Die beiden planten bald ein gemeinsames Projekt: den Politechathon. Das ist ein Eventformat, das keine klassische „Techkonferenz“ werden sollte, sondern ein Format ähnlich eines Workshops. Die Teilnehmenden sollten während des Events die Gefahren von KI betrachten und Lösungen entwickeln, die ebenfalls mithilfe von KI umgesetzt werden sollten. „Wir glauben an den Satz: Wenn Technologie uns trennt, kann Technologie uns auch wieder verbinden“, so Fischer.
Politik und Wahlen können profitieren
Der Politechathon legt besonderes Augenmerk auf die negativen Aspekte von KI im Hinblick auf demokratische Wahlen. Während des Events im Dezember kam auch die Idee für den „CampaignTracker“ auf. Das ist eine Plattform, um durch Künstliche Intelligenz generierte Kampagnen von Parteien zu identifizieren und einen Überblick darüber zu erhalten, wie hoch der Anteil ihrer derart erstellten Beiträge ist. Die Politik sei nämlich der Bereich, in dem man verstärkt über den Umgang mit KI diskutieren sollte, meint Fischer: „Die etablierten Parteien sind gefesselt in ihrem starren Regelwerk, während die neuen Parteien wie BSW und AfD ungebremst im Netz unterwegs sind.“ Um diese unkontrollierte Nutzung zu verhindern, will das Team hier ansetzen. Dafür bieten die beiden regelmäßig den Rahmen für lösungssuchende Veranstaltungen.
Sie wollen Menschen helfen, die Ideen haben und für sie die richtigen Partner zur Umsetzung finden. Aber welches Geschäftsmodell steht hinter der Firma? Das Gespann will sich nicht nur über Förderungen finanzieren, sondern auch mit eigenem Gewinn: Aus den von ihnen organisierten Veranstaltungen sollen Start-ups hervorgehen, die anschließend von dem Duo betreut werden sollen: „Es braucht bei so viel Unsicherheit und Chaos Sicherheit“, sagt Dauenhauer.
Der Politechathon war die erste von vielen Veranstaltungen
Der Politechathon erhielt seinen Namen aus einer Wortfusion von Technologie, Hackathon und Politik. Wenn die Teilnehmer während des Events auf Probleme im politischen Bereich wie etwa Deepfakes oder Desinformation im Internet stoßen, sollen sie anschließend Lösungen vorschlagen. Tools wie der CampaignTracker, die im Laufe der Veranstaltung entstanden sind, sind bereits veröffentlicht und können von jedem online eingesehen werden.