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Nachverdichtung

Im kommunalen Wohnbau in Stuttgart und Heilbronn wird nun gewürfelt

In Stuttgart und Heilbronn sollen in den kommenden Jahren durch Nachverdichtung 290 Wohnungen entstehen. Die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften setzen dabei auf seriellen Wohnungsbau und einen einheitlichen Haustyp, um den Bau schneller und kostengünstiger umsetzen zu können.

In Stuttgart und Heilbronn sollen mit Fertighauswürfeln Hunderte von Wohnungen entstehen.

SWSG)

Heilbronn/Stuttgart. Das Haus ist zwölf mal zwölf Meter groß, neun Meter hoch, hat ein Flachdach und eine mit Holz verkleidete Fassade. „Punkthaus“ nennt der Hersteller das würfelförmige Gebäude, mit dem die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) und die Stadtsiedlung Heilbronn rasch zusätzliche Wohnungen schaffen wollen.

„Ziel ist es, in kurzer Zeit, ohne langwierige Bebauungsplanverfahren, möglichst viele Wohnungen kostengünstig zu erstellen“, fasst Samir Sidgi, Vorsitzender der SWSG-Geschäftsführung, die Absicht der kommunalen Wohnungsunternehmen zusammen. Dazu werden die „Stadtbausteine“, wie sie von den Auftraggebern genannt werden, in bestehenden Wohnanlagen errichtet.

In der Landeshauptstadt sollen die Nachverdichtungswürfel, wie sie Sidgi nennt, an sieben Standorten aufgestellt werden, in Heilbronn an fünf. Durch diese Art der Nachverdichtung fällt der Grundstückserwerb für die Bauherren ebenso weg, wie der Abriss bestehender Gebäude. Das wirkt sich kostendämpfend auf die Bauprojekte aus.

Auf Keller und Aufzug wird verzichtet

Zur Kostensenkung soll auch die serielle Produktion der Bauteile beitragen. Die war von Angang an eines der Kriterien in der gemeinsamen Ausschreibung der beiden Wohnungsunternehmen. „Wir sind überzeugt, dass wir durch das modulare System – am besten im Verbund mit anderen Städten – bezahlbaren und bedürfnisgerechten Wohnraum zur Verfügung stellen können“, so Dominik Buchta, Geschäftsführer der Stadtsiedlung Heilbronn. Die SWSG hatte zuvor mit verschiedenen städtischen Wohnungsgesellschaften im süddeutschen Raum über eine Kooperation gesprochen und sich letztlich für die Stadtsiedlung Heilbronn entschieden, weil diese in ihrem Immobilienbestand ausreichend Flächen für eine Nachverdichtung zur Verfügung habe.

Fabrik will Bauteile für bis zu 30.000 Wohnungen produzieren

Den Zuschlag bekam mit Nokera ein noch sehr junges Unternehmen. Gegründet wurde es 2021 von dem aus Böblingen stammenden Immobilienunternehmer Norbert Ketterer in der Schweiz. Seit 2023 betreibt das Start-up bei Magdeburg die nach Firmenangaben weltweit größte Fabrik für die Fertigung von Holzbauteilen. Die Kapazität der 116.000 Quadratmeter großen Produktionsstätte gibt Nokera mit bis zu 30.000 Wohnungen pro Jahr an.

Schon vor dem Zuschlag für den Stadtbaustein in Stuttgart und Heilbronn hat das Schweizer Unternehmen in Baden-Württemberg Aufträge bekommen. In Mannheim entstehen mehr als 360 Wohnungen aus Fertigteilen aus der Fabrik aus Sachsen-Anhalt, in Singen knapp 40. Und den für Stuttgart und Heilbronn entwickelten Würfel will Nokera künftig auch anderen Bauträgern anbieten.

In jedem der Häuser entstehen fünf Zwei-Zimmer-Wohnungen mit 52 Quadratmetern und ein Ein-Zimmer-Apartment mit 36 Quadratmetern. Auf einen Keller, Tiefgarage und einen Aufzug wurde zur Kostensenkung verzichtet. Allerdings erfüllen die Neubauten den Energieeffizienzstandard KfW 40 und werden mit Solaranlagen auf den Flachdächern ausgestattet.

Baukosten liegen um 30 Prozent unter dem üblichen Wert

Die ersten vier Modulwürfel werden noch in diesem Jahr im Stuttgarter Stadtteil Hallschlag errichtet. In Heilbronn sollen bis Anfang nächsten Jahres die ersten fünf Häuser mit 30 Wohnungen entstehen. Für den Rohbau rechnet die SWSG ohne die vorherige Errichtung des Fundaments und der Erschließung mit etwa einem Monat Bauzeit. Für den Innenausbau kämen geschätzt weitere zwei bis drei Monate hinzu. Alle 34 in Stuttgart geplanten Würfelhäuser sollen bis 2027 stehen.

Bei der SWSG rechnet man damit, dass die vier Blöcke bis zum Jahresende bezugsfertig sein können. Zur Verfügung stehen sollen die Wohnungen vor allem Sozialmietern.

Für die vier ersten Module veranschlagt die SWSG Kosten von rund vier Millionen Euro. Der Quadratmeterpreis für die Errichtung der Wohnungen liege damit „rund 30 Prozent unter den üblichen Baukosten“, wie eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage erklärt.

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