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Kollege KI übernimmt am Bankschalter

Der S-KI-Pilot wird mit Daten und Dokumenten der Sparkassen gefüttert und soll den Mitarbeitern per Mausklick internes Wissen bereitstellen.
IMAGO/Michael Bihlmayer)Stuttgart . Die Sparkassenorganisation hat einen KI-Piloten gestartet, auf den bundesweit bereits 60 000 Beschäftigte zugreifen können. Bis zum Sommer sollen alle 190 000 Mitarbeiter in den Sparkassen mit dem Chatbot arbeiten können – vom Vertrieb bis in die Verwaltung hinein. Auch die Landesbausparkassen sollen das System künftig nutzen.
Getrieben wird die Entwicklung von der Finanz-Informatik (FI), dem zentralen IT-Dienstleister der Sparkassen und einiger Landesbanken. Der S-KI-Pilot beherrscht nicht nur klassische Funktionen der generativen KI wie die Erstellung von Artikeln, Zusammenfassungen oder realistischen Bildern. Er soll auch auf internes Wissen zugreifen können und wird dafür mit Daten und Dokumenten der Sparkassen gefüttert, wie FI-Chef Andreas Schelling dem Handelsblatt berichtete.
Der Bot ist bereits in 18 Sparkassen im Südwesten im Einsatz
Im Laufe des Jahres soll der Vertrieb vom Chatbot „Linda“ unterstützt werden. In der Kommunikation mit Kunden soll er wesentlich eigenständiger als heute kommunizieren können. Geplant ist, dass Nutzer über das System eine Bankkarte sperren, eine Ersatzkarte bestellen oder das Online-Passwort zurücksetzen können. Im Südwesten haben den Bot bereits 18 Sparkassen im Einsatz. „Neun weitere integrieren ihn gerade in ihr Angebot“, teilt eine Sprecherin des Sparkassenverbands mit. Damit seien dann mehr als die Hälfte der 50 Institute im Südwesten angeschlossen. Schon heute werden damit monatlich 20 000 Dialoge geführt.
Beim S-KI-Piloten geht es nicht mehr nur darum, bekannte Muster etwa bei Anfragen von Kunden zu erkennen. Die neuen Systeme sollen zunehmend in der Lage sein, selbst Daten zu erzeugen und neue Lösungen zu entwickeln. Die Sparkassen wollen so interne Prozesse optimieren und weitgehend digitalisieren.
Mit der Weiterentwicklung „Linda+“ wollen die Sparkassen ihr Personal beispielsweise im Kundenservicecenter durch die automatisierte Beantwortung häufiger Kundenfragen und bestimmter Vorgänge entlasten. Das sei gerade vor dem Hintergrund eines zunehmenden Fachkräftemangels interessant, sagt FI-Chef Schelling. In Baden-Württemberg haben alle 50 Sparkassen bis zu 200 Lizenzen erworben, die bis zum Sommer aktiviert werden sollen.
Gleichzeitig versprechen sich die Institute einen besseren Service. „Kundenanliegen werden rund um die Uhr, unabhängig vom gewählten Dialogkanal automatisiert zum Teil fallabschließend bearbeitet, perspektivisch auch mehrsprachig,“ heißt es in Stuttgart.
Unter dem Strich könnte es aber nicht allein um optimierte Arbeits-prozesse und einen besseren Service gehen. Amerikanische Großbanken rechnen damit, dass jede zehnte Banker-Stelle von der KI ersetzt werden kann. Die Bankenbranche ist dafür geradezu prädestiniert. Denn jede zweite Stelle in den Geldhäusern weist ein hohes Automatisierungspotenzial auf – mehr als in jeder anderen Branche, wie eine Studie der Citi-Group zeigt.
Banken versprechen sich durch KI große Gewinnsteigerungen
Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) gibt sich vielleicht auch deshalb beim Thema KI eher zugeknöpft. Dazu könne man derzeit nichts sagen, erklärt eine Sprecherin auf Nachfrage.
Dabei gilt die LBBW in der Branche als Vorreiter bei KI-Anwendungen. Wie das Handelsblatt berichtet, will Deutschlands größte Landesbank ihren bestehenden Chatbot „BlueGPT“ weiter ausbauen. Er greift bislang nur auf öffentlich verfügbare Daten zu. Im Laufe dieses Jahres soll er auch LBBW-internes Wissen anzapfen können.
Die Banken versprechen sich durch den KI-Einsatz beachtliche Gewinnsteigerungen. Das Institut Bloomberg Intelligence prognostiziert für 2027 einen KI-bedingten Anstieg der Vorsteuergewinne um 12 bis 17 Prozent. Das liegt vor allem an der höheren Produktivität. Die könnte in den nächsten drei bis fünf Jahren um fünf Prozent wachsen.
76 Prozent der deutschen Bankmanager sehen das größte KI-Potenzial darin, Prozesse effizienter, profitabler und schneller zu machen, zeigt eine Umfrage der Beratungsfirma Publicis Sapient.
Genossenschaftsbanken starten ab Herbst mit einem KI-Bot
Auch die 700 Volks- und Raiffeisenbanken wollen ab Herbst mit einem eigenen Chatbot namens „GenoGPT“ einsteigen. Die angeschlossenen Häuser sollen dann auf die Daten der genossenschaftlichen Finanzgruppe zugreifen können. Beschäftigte sollen dann mit einem Sprachprotokollanten arbeiten können, der Kundengespräche aufnimmt und anschließend in Text überträgt. Hinzu kommt ein Kunden-Chatbot, der ohne menschlichen Eingriff auskommen soll.