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Heizungstausch

Wolfgang Becker: „Nicht auf kommunale Wärmepläne warten“

Viele Hausbesitzer zögern: Heizung modernisieren oder auf ein mögliches Wärmenetz warten? Die Heizungsbauer warnen hier vor einer Hängepartie. Der Verband SHK rät Hausbesitzern, nicht zu warten, sondern in neue Technik zu investieren.

Viele Bürger schieben den Heizungstausch auf und warten ab, was ihre Gemeinde zu Wärmenetzen beschließen wird.

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Stuttgart . „Die Hoffnung auf ein zukünftiges Wärmenetz führt dazu, dass viele Bürger den Heizungstausch aufschieben“, sagt Wolfgang Becker, der Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Sanitär-Heizung-Klima Baden-Württemberg (FV SHK-BW). „Wer an die Sanierung seiner alten Heizungsanlage denkt, sollte nicht warten, bis das Gebäude vielleicht an ein Wärmenetz angeschlossen wird“, erklärt er.

Becker begründet dies damit, dass kommunale Wärmepläne „rechtlich unverbindlich“ seien. „Wärmepläne erwecken oft den Eindruck, die Zukunft der Gebäudeheizung liege hauptsächlich in der zentralen Wärmeversorgung. „Dem ist nicht so“, betont er. Ein Wärmeplan sei lediglich ein strategischer Planungsprozess, der den Weg für eine klimaneutrale kommunale Wärmeversorgung bis 2040 aufzeige.

„Daraus entsteht jedoch keine Pflicht – weder für den Fernwärme-Anbieter, dort tatsächlich ein Netz zu bauen, noch für die Hausbesitzer, sich daran anzuschließen“, sagt er. Fragen wirft den Heizungsbauern zufolge auch das Klimagesetz Baden-Württemberg auf. Dessen Neufassung wurde Ende Juli vom Landtag verabschiedet und verpflichtet Fernwärme-Netzbetreiber, ihre Wärmeerzeugung bis 2040 vollständig auf Erneuerbare Energien umzustellen. Nach den Vorgaben ist fossile Fernwärme ab dem 1. Januar 2041 verboten. Aus Sicht der Heizungsbranche ein sehr ehrgeiziges Ziel.

Wolfgang Becker vom Fachverband Sanitär-Heizung-Klima: „Wärmepläne erwecken oft den Eindruck, die Zukunft der Gebäudeheizung liege hauptsächlich in der zentralen Wärmeversorgung. Dem ist nicht so.“ Foto: FVSHKBW
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„Aktuell liegt der Anteil der fossilen Erzeugung in Wärmenetzen noch bei 74 Prozent. Die Fernwärme-Anbieter müssen also in den nächsten 15 Jahren enorme Summen investieren, um die heute angeschlossenen Haushalte mit klimaneutral erzeugter Wärme zu versorgen“, sagt Becker. Ob Fernwärme angesichts dieser Kosten überhaupt in größerem Stil ausgebaut werden könne, ist Becker zufolge fraglich. „In jedem Fall müssen die Fernwärme-Kunden die Kosten für beides tragen: Dekarbonisierung und Netz-Erweiterung“, sagt er.

Die Heizungsbranche fürchtet zudem eine wachsende Monopolstellung kommunaler Unternehmen. Stefan Menrath, der Vorsitzender des Verbands nennt als Beispiel den südbadischen Versorger Badenova. Der werbe damit, „ein komplettes Baukastensystem“ für Haus oder Wohnung anzubieten. „Es ist nicht Aufgabe kommunaler Unternehmen, Dienstleistungen anzubieten, die von privaten Unternehmen genauso gut übernommen werden können“, so Menrath.

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