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Wirtschaftsstatistik

Schattenwirtschaft wächst bundesweit

Illegale Beschäftigung gewinnt statistischgesehen durch die schwache Konjunktur an Bedeutung. Eine neue Studie des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung geht von einer Ausweitung der Schattenwirtschaft in diesem Jahr aus.

Öffentlich sichtbar werden Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft häufig durch Kontrollen des Zolls, beispielsweise auf Baustellen.

dpa/photothek/Janine Schmitz)

Tübingen. In Deutschland wird die Schattenwirtschaft in diesem Jahr um 38 Milliarden Euro auf 481 Milliarden Euro steigen. Das prognostizieren die Ökonomen Bernhard Boockmann vom Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) Tübingen und Friedrich Schneider von der Universität Linz, die seit Jahren die Entwicklung der Schwarzarbeit statistisch erforschen.

Durch den Anstieg werde sich der Anteil der Schattenwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt um einen halben Prozentpunkt auf 11,3 Prozent erhöhen. Der wichtigste Grund für die Zunahme der Schattenwirtschaft nach Einschätzung der Studienautoren ist die schwache Entwicklung des offiziellen Bruttoinlandsprodukts, also ein statistischer Effekt und nicht die Ausweitung der Schwarzarbeit. Er geht mit zwölf Milliarden Euro in die Erhöhung ein.

Schattenwirtschaft lässt sich nur indirekt erfassen

Die Zahlen leiten die Wirtschaftswissenschaftler aus verschiedenen Parametern ab. So werden belastende Faktoren ermittelt, etwa die Höhe des Steuerdrucks oder die des Verdrusses gegen den Staat. Sie werden ins Verhältnis zu messbaren Größen gesetzt, etwa die Nachfrage nach Bargeld. „Wir haben keine exakten Zahlen, weil niemand die Schwarzarbeit exakt erfassen kann“, erläutert Schneider.

Ihre aktuelle Schätzung geht davon aus, dass die Wirtschaftsleistung im vergangenen Jahr um 0,6 Prozent schrumpfte und die Zahl der Arbeitslosen bei durchschnittlich 2,6 Millionen lag. Ferner ging eine erwartete Inflationsrate von 2,7 Prozent in die Berechnungen ein.

Dazu gibt es aber reale Abweichungen. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes sank die deutsche Wirtschaftsleistung preisbereinigt um 0,3 Prozent. Und die Inflation lag 2023 nach den bisherigen Daten bei 5,9 Prozent.

Höheres Bürgergeld reduziert den Druck zur illegalen Arbeit

Die Einführung des Bürgergelds und die deutliche Erhöhung der Sätze wird sich nach Einschätzung von Boockmann und Schneider auch auf die Schwarzarbeit auswirken. Sie rechnen damit, dass die Zahl der Bürgergeld-Bezieher im Lauf des Jahres um 88 000 steigen wird, auch weil der Anreiz zur Aufnahme einer regulären Erwerbstätigkeit sinke.

Die Bürgergelderhöhung bewirke aber auch, dass weniger Empfänger auf Schwarzarbeit angewiesen seien, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. In Summe schlagen sich die beiden Effekte mit einem Minus von 2,4 Milliarden Euro in der Gesamtberechnung nieder. Ohne Bürgergeld wäre die Schattenwirtschaft also noch stärker gewachsen.

sta

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