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Autogipfel im Kanzleramt

Unternehmer fordern Kraftanstrengung für Elektromobilität

Vor dem Autogipfel im Kanzleramt fordert die baden-württembergische Wirtschaft ein entschlosseneres Handeln der Bundesregierung beim Hochlauf der Elektromobilität. UBW-Hauptgeschäftsführer Oliver Barta warnt vor Folgen für die Autoindustrie, sollte die Politik nicht endlich die nötigen Rahmenbedingungen schaffen. Die Industrie habe geliefert – nun müsse die Regierung nachziehen.
Mann im Anzug spricht gestikulierend, hält einen Stift in der Hand.

Unternehmerchef Oliver Barta sieht die Ursache für den stockenden Technologiewechsel nicht bei den Herstellern, sondern bei der Politik.

picture alliance/dpa/Bernd Weißbrod)

Stuttgart . Die baden-württembergische Wirtschaft stellt sich hinter die EU-weit gesteckten Klimaziele. „Es führt im Mobilitätssektor kein Weg an der Klimaneutralität vorbei, das heißt an Elektromobilität und anderen CO2-freien Antrieben“, sagt Oliver Barta, Hauptgeschäftsführer der Unternehmer Baden-Württemberg (UBW) anlässlich des Autogipfels, der heute am Donnerstag im Kanzleramt stattfindet. Dort erwartet Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) neben Bundesministern und Ministerpräsidenten der Autoländer auch Vertreter der Autoindustrie, IG Metall und von Verbänden.

Hochlauf der Elektromobilität bleibt hinter den gesteckten Zielen zurück

Barta sieht die Ursache für den stockenden Technologiewechsel nicht bei den Herstellern, sondern bei der Politik. „Unsere Industrie hat sich längst auf den Weg gemacht, Milliarden in neue Technologien und Produkte investiert, doch der Hochlauf der Elektromobilität bleibt bislang weit hinter den gesteckten Zielen und Erwartungen zurück“, sagt er. Das habe die gesamte Automobilwirtschaft massiv unter Druck gesetzt. Produktionsrückgänge und Stellenabbau seien die Folge.

Die Unternehmer erwarten von der Bundesregierung ein klares Bekenntnis, „die Rahmenbedingungen nun mit einer außerordentlichen Kraftanstrengung schnellstmöglich zu schaffen“. „So lange ‚Reichweitenangst‘ grassiert und in der Gesamtbilanz keine Kostenvorteile bestehen, fehlt bei den Verbrauchern das Vertrauen in die Elektromobilität“, so Barta.

Konkret verlangt er einen massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur – dort, wo Menschen leben und arbeiten. Dafür müssten die Stromnetze ertüchtigt werden. „Ladepreise müssen attraktiver, das Bezahlen einfacher und einheitlicher werden“, so Barta.

Steuerliche Vergünstigungen für elektrische Neu- und Gebrauchtwagen

Angesichts des preisaggressiven Wettbewerbs aus Asien müsse die Bundesregierung auch steuerliche Vergünstigungen für elektrische Neu- und Gebrauchtwagen in Betracht ziehen. Der Verband der Automobilindustrie sieht etwa in der Dienstwagenbesteuerung einen Hebel zur Stärkung des Gebrauchtwagenmarkts. Zudem fordern die Autobauer eine 75-prozentige Sonderabschreibung im Jahr der Anschaffung für betrieblich genutzte E-Autos.

„Die Verlängerung der Kfz-Steuer-Befreiung für Elektroautos bis 2035 begrüßen wir“, sagte Barta. Bundesfinanzminister Klingbeil hatte unlängst angekündigt, die Regelung um fünf Jahre zu verlängern.

Weitere Unterstützung verlangen die Autobauer beim Aufbau einer eigenen Batterietechnologie in Deutschland, bei der Sicherung der Rohstoffversorgung und der Liquidität der Zulieferer.

„Verbrenner-Aus bis 2035 darf unserer Industrie nicht schaden“

„Ob das EU-weit geplante Verbrenner-Aus bis 2035 überhaupt erreicht werden kann, ohne einen irreparablen Schaden in unserer Industrie zu verursachen, wird davon abhängen, wie schnell und effizient diese und weitere Maßnahmen auf den Weg gebracht werden und Wirkung entfalten“, sagt Barta. Aus heutiger Sicht seien daran jedoch massive Zweifel angebracht, allein schon, weil eine ausreichende Versorgung mit Rohstoffen und Batterien für eine zu 100 Prozent batterieelektrische Automobilproduktion in Europa kaum in Sicht sei. Barta zufolge müsse der Technologieübergang daher flexibler erfolgen. Dazu bedürfe es einer besseren Anrechenbarkeit von erneuerbaren Kraftstoffen auf die CO2-Ziele, eines pragmatischen Umgangs bei der Anrechnung von Hybridantrieben und mehr Flexibilität bei den vorgesehenen Zwischenzielen. Man hinke aktuell wir den Hochlaufplänen meilenweit hinterher, sodass die etappenweise Verschärfung der Flottengrenzwerte zu weiteren Belastungen für die Industrie führen werde. Das verringere die Chance, das große Ziel doch noch rechtzeitig zu erreichen.

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