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Mirasaura grauvogeli: Rückenkamm mit Hautauswüchsen

Die 247 Millionen alte kleine Echse Mirasaura Grauvogeli.
Tobias Wilhelm/SMNA)Stuttgart. Körperbedeckungen wie Haare und Federn spielen in der Evolution eine zentrale Rolle. Als komplexe Hautauswüchse ermöglichen sie Warmblütigkeit durch Isolation und erfüllen zugleich Funktionen wie Balz, Wahrnehmung, Abschreckung sowie – bei Vögeln – den Flug. Solche komplexen Hautstrukturen waren bisher nur bei Säugetieren, Vögeln und ihren nächsten fossilen Verwandten – Dinosauriern und Flugsauriern – bekannt.
Ein internationales Team unter der Leitung der Paläontologen Stephan Spiekman und Rainer Schoch vom Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart beschreibt in der Fachzeitschrift „Nature“ ein frühes Reptil aus der Triaszeit namens Mirasaura grauvogeli, was „Grauvogels Wunderreptil“ bedeutet.
Der baumbewohnende Saurier besaß einen Rückenkamm mit bislang unbekannten, komplexen Hautauswüchsen, die als evolutionär sehr frühe Alternative zur Feder interpretiert werden.
Der Fund zeigt laut einer Mitteilung des Museums, dass komplexe Hautstrukturen nicht nur bei Vögeln und ihren Verwandten vorkommen, sondern möglicherweise bereits vor den modernen Reptilien existierten. Die Entdeckung einer frühen, 247 Millionen Jahre alten “Federalternative“ erweitert das Verständnis der Evolution der Reptilien grundlegend.
Mit dem Rückenkamm den Artgenossen imponieren
Der Rückenkamm der Echse Mirasaura diente wahrscheinlich dazu, Artgenossen zu imponieren. Er besteht aus einzelnen, sich dicht überlappenden Hautauswüchsen, die jeweils eine federartige Kontur mit einem schmalen Mittelgrat aufweisen.
Echte Federn bestehen aus filigranen, verzweigten Strukturen, die als Federäste bezeichnet werden. Bei Mirasaura gibt es keine Hinweise auf solche Verzweigungen. Aus diesem Grund geht das Forschungsteam davon aus, dass sich die Struktur der neuartigen Hautauswüchse von Mirasaura weitgehend unabhängig von denen der Vögel und Dinosaurier entwickelt hat. „Mirasaura liefert den ersten direkten Beweis, dass komplexe Hautauswüchse in der Erdgeschichte deutlich früher entstanden sind als bisher angenommen“, sagt Spiekman, Erstautor der Studie. „Wir haben tatsächlich eine Art „Wundersaurier“ entdeckt“, schwärmt er.
Die älteste bekannte Dinosaurierfeder ist etwa 150 Millionen Jahre alt. Auch die Flugsaurier – Pterosaurier – trugen wahrscheinlich eine Körperbedeckung aus Federn. Mirasaura grauvogeli „hat bereits sehr früh – lange vor den Dinosauriern – eine unerwartete Alternative zur Feder entwickelt“, erklärt Rainer Schoch, Leiter der Paläontologischen Abteilung.
Das Fossil wurde in den 1930er-Jahren im Elsass gefunden
Gefunden wurde das Fossil von Mirasaura im Elsass. Der Fossiliensammler Louis Grauvogel begann dort in den 1930er-Jahren mit der Ausgrabung von Fossilien aus der Mittleren Trias.
Unter den Funden befanden sich auch Fossilien von Mirasaura. Im Laufe der Jahre baute er eine umfangreiche Sammlung auf, die im Besitz der Familie blieb. Im Jahr 2019 wurde sie an das Staatliche Museum für Naturkunde übergeben. (sta/rik)