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Luftrettung 

Die Bundeswehr übt mit Ehrenamtlichen in Schwäbisch Gmünd

Bereits zum fünften Mal haben Bergwacht, Rettungshundestaffel und die Bundeswehr im Ortsteil Degenfeld in Schwäbisch Gmünd gemeinsam eine Luftrettung geübt. Das Format ist inzwischen etabliert und wird sowohl von den ehrenamtlichen Einsatzkräften als auch von der Bundeswehr geschätzt. 

Ehrenamtliche Helfer, Politiker und Bundeswehrsoldaten versammelt vor dem SAR-Hubschrauber der Heeresflieger Niederstetten.

Jennifer Reich)

Schwäbisch Gmünd. Tobias Becker kommt nicht aus Baden-Württemberg, das ist nicht zu überhören. Mit bayrischem Dialekt erläutert der Ausbilder, warum die Lawinenhundeführer der Bergwacht Bayern, Hochland West, gerne bei der dreitägigen Luftrettungsübung in Schwäbisch Gmünd dabei sind und warum ein solches Training für sie immens wichtig ist. Im Einsatzfall sei der Hubschrauber häufig das Transportmittel der Wahl, vor allem im Winter.

Um eine Routine für die Abläufe zu bekommen, ist Üben das A und O

Dann werden die Bergretter und ihre Hunde von zu Hause, oder wo auch immer sie alarmiert wurden, abgeholt. „Um für die Abläufe eine Routine zu entwickeln, ist ein solches Training elementar wichtig“, sagt Becker. Gerade auch, um den Einsatz für die Hunde so stressfrei wie möglich zu gestalten. Man habe ja nicht jeden Tag Einsätze, sagt der ehrenamtliche Helfer. „Wir sind froh, dass wir hier sein dürfen und regelmäßig diese Szenarien mit unseren Hunden trainieren können“, sagt Becker weiter.

Becker und sein Team sind an dem verregneten Mittwoch an den Schanzen in Degenfeld, ein Ortsteil von Schwäbisch Gmünd. Gemeinsam mit der Bergwacht Schwäbisch Gmünd, der Malteser Rettungshundestaffel Schwäbisch Gmünd und der Bundeswehr mit einem Such- und Rettungsdienst (SAR) Hubschrauber vom Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten üben sie drei Tage lang. Gelebte zivil-militärische Zusammenarbeit.

Ins Leben gerufen hat die Ausbildungstage Hornberg an den Schanzen Wolfgang Winker mit Verbündeten im Geiste. Er und seine Frau Birgit, beide Ärzte, sind daran von Anfang an ganz wesentlich beteiligt. Sie sind ehrenamtlich bei der Bergwacht und den Maltesern in Schwäbisch Gmünd aktiv. Und brennen für ihr Ehrenamt. Auch Hans-Peter Wanasek, der Ortsvorsteher von Degenfeld, unterstützt die Ausbildungstage mit dem Hubschrauber. Er erzählt, wie aufwendig es ist, eine Übung mit Hubschrauber zu organisieren. Dabei müssen viele Anträge gestellt werden, Umweltschutzauflagen eingehalten werden, die Bürger eingebunden werden. Man habe zuletzt auch einzelne Beschwerden erhalten, wegen des Lärms, den der Hubschrauber verursacht. Da müsse man sensibilisieren, sagt er.

Ideales Flugwetter herrscht an diesem Mittwochnachmittag wahrlich nicht. Doch der Regen hält weder die Hubschrauberpiloten und Einsatzkräfte vom Üben ab, noch den Innenstaatssekretär Thomas Blenke (CDU) von seinem Besuch. Er ist angereist, um sich ein Bild von der Luftrettungsübung zu machen.

Eingeladen hat ihn dazu sein Parteikollege Tim Bückner, der dort seinen Wahlkreis hat. Auch der Erste Bürgermeister, Christian Baron, ist dabei. Er ist zugleich Präsident des DRK-Kreisverbands Schwäbisch Gmünd. Die Übung bietet auch Raum für politische Gespräche.

„Es ist super, dass uns die Bundeswehr dabei unterstützt“

Gerade versteht man allerdings kaum ein Wort, denn der Hubschrauber, der mit zwei Piloten und einem Luftrettungsmeister besetzt ist, bleibt in der Luft stehen. Ein Bergretter mit Trage wird per Winde abgeseilt. Der Nächste wartet unten bereits darauf, dass er vom Hubschrauber aufgenommen wird. Es wird gestikuliert. Die Handzeichen müssen sitzen, sie dienen der Verständigung. Angegurtet gibt der Bergretter unten nun das Zeichen, dass er bereit ist, die Gurte sitzen. Der Hubschrauber gewinnt an Höhe und zieht ihn nach oben. Geübt wird auch der Transport der Hunde und von Personen, die nicht per Trage transportiert werden müssen.

Wolfgang Winker und Winfried Barth von der Bergwacht Schwäbisch Gmünd berichten von den vergangenen Übungen. Und warum sie die Mühen einer solchen Übung auch künftig nicht scheuen werden. Gerade die organisationsübergreifende Ausbildung mit dem Hubschrauber der Bundeswehr sei essenziell, sagt Barth. Die Zusammenarbeit sei sehr wichtig. Der Umgang mit dem Bergesack etwa will geübt werden. „Es ist super, dass uns die Bundeswehr dabei unterstützt“, sagt Winker. Die Ausbildung, gerade mit den Rettungshunden, sei auch für die Soldaten wichtig, weiß er. Weil auch das Setzen der Hunde – wie man den Transport der Hunde mit dem Hubschrauber im Fachjargon nennt – muss geübt werden, die Hunde müssen sich an den Hubschrauber gewöhnen.

Im Einsatzfall kommt es darauf an, dass man sich kennt

Blenke ist von dem Engagement der Ehrenamtlichen begeistert: „Das was hier heute geschieht, diese Rettungsübung von mehreren Organisationen mit dem Hubschrauber der Bundeswehr, das ist wirklich sehr wichtig. Ich bin tief beeindruckt, wie hier ein Rad ins andere greift und die Rettungskette läuft.“ Das sei für die Bevölkerung ein gutes Zeichen. “Wir sind wirklich bestens aufgehoben und gesichert.“

Dann wird es wieder laut, der Hubschrauber der Bundeswehr ist im Anflug. Es regnet noch immer. Durch den Wind, den die Rotoren verursachen, wird man besonders schnell nass und es fühlt sich kälter an, als es ist. Bei Kaffee, Tee und Kuchen wärmen sich Politiker und Einsatzkräfte zwischendurch auf. Die Stimmung ist gut, man kennt sich. Darauf kommt es im Ernstfall an: Sich kennen und wissen, wer was macht.

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In eigener Sache:

Am 11. November veranstaltet der Staatsanzeiger den zweiten BOS-Fachtag im Landratsamt Ludwigsburg. Dabei steht die zivil-militärische Zusammenarbeit im Fokus. Weitere Infos und die Anmeldung finden Sie hier: BOS-Fachtag

Innenministerium ist mit der Bundeswehr im Gespräch

In der letzten Sitzung vor der Sommerpause hat sich der Landtag mit dem Thema „Verteidigung und Resilienz“ befasst. Am selben Tag hat sich Innenminister Thomas Strobl (CDU) mit Generalleutnant André Bodemann, dem Stellvertreter des Befehlshabers des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr und Kapitän zur See Michael Giss, dem Kommandeur des Landeskommandos Baden-Württemberg, getroffen. Themen waren etwa, wie der Bevölkerungsschutz die Bundeswehr im Verteidigungsfall unterstützen kann und wie Gespräche der Bundeswehr mit Kommunen, Landkreisen und Regierungspräsidien intensiviert werden können.

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