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Strommarkt: Bund muss reagieren

Die EU hat bereits im April einen Bericht vorgelegt, worin vorgeschlagen wird, Deutschland in fünf Stromgebotszonen aufzuteilen.
IMAGO/Volker Hohlfeld)Die EU hat bereits im April einen Bericht vorgelegt, worin vorgeschlagen wird, Deutschland in fünf Stromgebotszonen aufzuteilen. Die Idee von verschiedenen Stromzonen ist nicht neu. Nun gibt es auch entsprechende Forderungen aus mehreren norddeutschen Bundesländern. Doch der Nutzen getrennter Stromgebotszonen muss zumindest kritisch hinterfragt werden.
Der Bericht für die EU hatte berechnet, dass eine solche Aufteilung in jedem Jahr – vorausgesetzt es entspricht den Gegebenheiten des Jahres 2025 – einen „Marktwohlstand“ von 339 Millionen Euro erzielen würde. Doch zunächst müsste investiert werden: mindestens 2,4 Milliarden Euro würde die Umstellung kosten. Einsparungen würden somit frühestens nach sieben Jahren erreicht.
Mit einer Aufteilung in Stromgebotszonen werden verschiedene Hoffnungen verknüpft: weniger Eingriffe in das Stromnetz, weniger Redispatchkosten und auch eine Verbesserung des Einsatzes von Kraftwerken und Speichern. Doch genau dies soll auch der Netzausbau, der bereits im Gang ist, bringen.
Hinzu kommt, dass ein notwendiger Zubau von Windkraftanlagen im Süden vor allem an den Ausschreibungsbedingungen hängt. Wer ein Windrad im Wald auf einem Berg aufstellen will, hat höhere Kosten als wenn er es in Norddeutschland im Flachland auf eine Wiese stellt. Das gilt es zu berücksichtigen. Auch das geplante Kraftwerkssicherheitsgesetz für den Bau von Reservekraftwerken im Süden ist bislang nicht verabschiedet. Fakt ist, notwendige Aufgaben wurden und werden nicht erledigt oder verschleppt. Etwa durch den Wunsch Bayerns, die großen Transportleitungen für den Windstrom von Norden nach Süden unter die Erde zu verlegen. Die Folge: neue Planungen, höhere Kosten.
Doch nun kommt der Netzausbau endlich voran. In den kommenden Jahren wird sich hier viel tun und somit wohl auch die erforderlichen Netzeingriffe abnehmen. Ein Ausbau, der in den EU-Vorschlägen nicht entsprechend berücksichtigt ist. Das wird den berechneten Nutzen getrennter Stromgebotszonen verringern. Abgesehen von weiteren Nachteilen solcher Zonen, etwa durch höhere Strompreise für die Industrie im Süden oder geringere Rentabilität für Windräder im Norden aufgrund niedrigerer Strompreise dort.
In jedem Fall hat die Bundesregierung nicht mehr viel Zeit, zu reagieren. Mehr als die Hälfte der Frist, die sie gegenüber der EU hat, ist bereits verstrichen. Es wird nicht reichen, eine Zonentrennung abzulehnen. Vielmehr gilt es, die Nachbarländer zu überzeugen, die derzeit belastet sind, weil Strom aus Deutschland über ihre Leitungen umgelenkt wird. Hier gilt es, klare Perspektiven zu bieten. Ansonsten könnte die EU den Bund zu mehreren Strompreiszonen verpflichten, trotz aller Proteste.