Themen des Artikels

Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen

„Kompass 4“-Test

Lehrer und Eltern kritisieren auch den neuen Kompetenztest für Grundschüler

Zum zweiten Mal müssen Viertklässler den Kompetenztest „Kompass 4“ in Deutsch und Mathe ablegen. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hofft, die Probleme mit den viel zu schweren Aufgaben vom Vorjahr hinter sich zu lassen.

Zeitdruck und zu schwere Aufgaben waren Kritikpunkte am alten Grundschultest.

IMAGO/Depositphotos)

Stuttgart. „Die Testkonstruktion sorgt dafür, dass Schülerinnen und Schüler aller Niveaustufen erfolgreich Aufgaben bewältigen und ihre jeweilige Leistung zeigen können“, heißt es im Infomaterial zu den überarbeiteten Prüfungen. Die Verantwortlichen sind unter Druck, zumal die erste Klage gegen das neue Instrument der Leistungsfeststellung – bekannt als Kompass vier – mit Folgen für die weitere Schulkarriere Erfolg hatte: Das Verwaltungsgericht Sigmaringen gab dem Eilantrag eines Schülers zur erneuten Test-Teilnahme statt. Das Land will die Entscheidung vor dem Verwaltungsgerichtshof überprüfen lassen.

Andere Punktvergabe, weniger Zeitdruck, leichtere Fragen

Die Sigmaringer Kammer bemängelte das Fehlen einer Rechtsgrundlage. Diese lag nicht im November 2024 vor, als die Arbeiten geschrieben wurden, sondern erst Monate später.

Die Veränderungen für den Übertritt von der vierten in die fünfte Klasse im Schuljahr 2026/2027 sind vielfältig – die Probleme auch. Die Aufgaben seien nun „feingranular gestaltet“, so die Verantwortlichen. Punkte werden anders vergeben als ursprünglich vorgesehen, der Zeitdruck wurde gelockert. Vor allem wurde der Fehler korrigiert, dass in Mathematik Dinge abgefragt worden waren, die Viertklässler mit dem Wissen aus der dritten Klasse und nur wenigen Wochen Unterricht im neuen Schuljahr gar nicht haben konnten.

Für viel Ärger sorgten auch die Formulierungen einzelner Aufgaben und die nur 45 Minuten für das Errechnen der Lösung. „Die zeitliche Passung wurde zusätzlich durch die Pilotierung abgesichert“, teilt das Kultusministerium mit. Beteiligte Lehrkräfte konnten Erfahrungen rückmelden. Der Start morgens wird entzerrt, und statt Dienstag und Mittwoch sind als Wochentage Mittwoch und Donnerstag ausgewählt, um „die Schulleitungen zu entlasten, da Testaufgaben nicht mehr am häufig turbulenten Wochenbeginn entschlüsselt, ausgedruckt und vervielfältigt werden müssen“. Mit Hilfe statistischer Tests sei überprüft worden, ob einzelne Aufgaben eine systematische Benachteiligung bestimmter Schülergruppen aufweisen. Denn: „Die Aufgaben sollen für alle Schülerinnen und Schüler, unabhängig von ihrem sprachlichen Hintergrund, fair und verständlich sein.“

Rund zwei Dutzend weitere Gerichtsverfahren zum Test vor einem Jahr sind laut Ministerium bekannt. Bisher habe das Land nur eines verloren, so ein Sprecher von Theresa Schopper. Er erinnerte auch an die Basis für das veränderte Vorgehen im Vorjahr. Grüne und CDU hatten sich auf eine veränderte Struktur der Grundschulempfehlung geeinigt und den Elternwillen zurückgedrängt. CDU-Fraktionschef Manuel Hagel lobte den Kompromiss und die „weiterentwickelte und validere Grundschulempfehlung“ als „verbindlich“.

Philologen- und Realschullehrerverband verlangen nach wie vor Tests auch für den Übertritt in die Realschule.

Landeselternbeirat will dem neuen Test eine Chance geben

Der Landeselternbeirat (LEEB) sprach von „Entmündigung“, da sich Lehrkräfte und Eltern über den Übertritt in die fünfte Klasse nicht einig sind und Kompass 4 dem Übertritt ins Gymnasium widerspricht, da dann die Kinder eine weitere Prüfung erwartet. Den Änderungen will der LEB-Vorsitzende Sebastian Kölsch eine Chance geben in der Hoffnung, dass das Ministerium aus Fehlern gelernt habe. Doch unklar bleibt in seinen Augen, was die Viertklässler überhaupt mitbringen müssen, wenn ihnen Deutsch- und Mathearbeiten vorgelegt werden, für die es weiterhin keine Pflicht-Curricula gibt.

Wie der Test konzipiert ist

Das Kultusministerium liefert auch „hilfsweise, zur gedanklichen Unterstützung“ Hinweise auf die Bewertung von Kompass 4: „Wenn Schüler beispielsweise mindestens alle Aufgaben auf dem grundlegenden Niveau korrekt lösen, würden sie das mittlere Niveau empfohlen bekommen“, also die Realschule. Um das erweiterte Niveau und damit das Gymnasium „empfohlen zu bekommen, müssten sie mindestens alle Aufgaben des grundlegenden und mittleren Niveaus korrekt lösen“. Die Tests wiederum bestünden aus „circa 50 Prozent Aufgaben auf grundlegendem Niveau“, spricht Hauptschule, „25 Prozent auf mittlerem Niveau und 25 Prozent auf erweitertem Niveau“.

Nutzen Sie die Vorteile unseres

Premium-Abos. Lesen Sie alle Artikel aus Print und Online für

0 € 4 Wochen / danach 199 € jährlich Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren

Lesen Sie auch