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Debatten im Landtag

Innenminister Strobl zum Gendern: „Verwaltungssprache folgt dem Duden“

Die Gender-Debatte im Landtag geht weiter. Angestoßen von der FDP-Fraktion diskutierten die Abgeordneten und Innenminister Thomas Strobl darüber, ob Gendern Integration und Inklusion verhindert. Zuvor hatte die Koalition den Duden als Richtmittel für Verwaltungssprache festgelegt. 

Thomas Strobl stellte klar, die Koalition habe sich darauf geeinigt, dass es kein Verbot für das Gendern geben soll, sondern sich die Verwaltungssprache nach dem Duden richtet.

dpa/Bernd Weißbrod)

Stuttgart. Verhindert Gendern in der deutschen Sprache Integration und Inklusion? Diese Sichtweise vertrat zumindest die FDP-Fraktion im Baden-Württembergischen Landtag in einer von ihr angestoßenen Debatte. Hintergrund ist der Streit der Koalition, ob es ein Genderverbot für Behörden geben sollte.

Mit der erneuten Debatte bezieht sich die FDP-Fraktion auf die Probleme, mit denen Menschen mit Migrationshintergrund oder Seh- und Hörbehinderung durch geschlechtersensible Sonderzeichen wie das Gendersternchen im Alltag konfrontiert sind. „Gender-Sonderzeichen sind integrationsfeindlich“, sagte Hans-Ulrich Rülke (FDP) am Mittwoch in Stuttgart und fügte scherzhaft hinzu: „Eigentlich müsste die AfD gendern.“ Rülke sprach sich dafür aus, dass auch an Hochschulen nicht gegendert wird und forderte, diesbezüglich keinen Druck auf Studenten und Studentinnen auszuüben. Die Verwaltungsvorschrift des Innenministeriums, Sonderzeichen im amtlichen Schriftverkehr zu untersagen, werde von seiner Fraktion begrüßt, hielt Rülke fest. Innenminister Thomas Strobl hatte dies zwei Wochen zuvor angekündigt.

Gendern in Behörden ist nicht das eigentliche Problem

Oliver Hildebrandt (Grüne) warf der FDP vor, eine Phantomdebatte über ein Scheinproblem zu führen. „Es sind immer die GegnerInnen der geschlechtergerechten Sprache, die ständig über das Gendern sprechen wollen“, sagte er. Es gebe im Land weder ein Gender-Verbot, noch ein einen Gender-Zwang. Die Sprache der Landesverwaltung solle verständlich sein – Gendern sei dabei nicht das Problem, findet Hildebrandt. Er wies darauf hin, dass etwa der Blindenverband nicht das Gendern per se bemängelt, sondern dass es keine einheitlichen Vorgaben gibt, auf die Sehbehinderte sich einstellen können. Geschlechtergerechte Sprache sei grundsätzlich ein Ausdruck der Anerkennung und des Respekts.

Diese Ansicht unterstützte auch Christiane Staab (CDU), erklärte aber: „Ich verwehre mich ausdrücklich dagegen, dass die Menschen, die nicht gendern, intolerant sind.“ Der Staat integriere alle Menschen, indem er sich in der Anrede eben nicht auf die Unterschiede beziehe. Die Rede sei frei und solle es auch bleiben, schloss Staab ihren Redebeitrag. Die Inklusion sei mit weit größeren Problemen konfrontiert, sagte Abgeordneter Sascha Binder von der SPD. Beispielsweise sei kaum eine Bushaltestelle oder ein Bahnhof barrierefrei genug. Dasselbe gelte für Webseiten.

AfD-Beitrag zum Gendern sorgt für Unruhe

Für Unruhe im Plenarsaal sorgte die Rede von Daniel Lindenschmid (AfD), der sich in der Anrede zunächst über das Gendern lustig machte und anschließend die Debatte in eine andere Richtung zu lenken versuchte. „Gendern ist idiotisch, aber Integration verhindert sie nicht“, sagte der AfD-Abgeordnete. Integration werde nicht vom Gendern, sondern von Integrationsverweigerern verhindert. Als Beispiel nannte er den Fall einer 14-Jährigen, die vergangenes Jahr in Berlin von zwei Asylbewerbern vergewaltigt worden war. Mit der Forderung „Integration oder Remigration“ schloss Lindenschmid seinen Redebeitrag.

Zuletzt ergriff Innenminister Thomas Strobl (CDU) das Wort: „Es ist absurd zu denken, dass wir jemandem verbieten wollen, zu sprechen oder zu schreiben, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.“ Abschließend stellte Strobl klar, die Koalition habe sich darauf geeinigt, dass es kein Verbot für das Gendern geben soll, sondern sich die Verwaltungssprache nach dem Duden richtet.

sta

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