Themen des Artikels

Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen

Zu groß für nur ein einziges Leben: Vor 100 Jahren starb der Unternehmer und Wohltäter Paul Lechler

Paul Lechler war ein erfolgreicher Unternehmer, überzeugter Christ, Sozialreformer und Wohltäter, der in Stuttgart und Tübingen tätig war. Bis heute hat er nachhaltige Spuren hinterlassen.

Paul Lechler war Christ, Unternehmer und Sozialreformer. Am 24. April 1925 starb er.

Landeskirchliches Archiv)

Stuttgart/Tübingen. Geboren wurde Paul Lechler am 28. November 1849 in Böblingen als einziges Kind eines Apothekers. Gestorben ist er am 24. April 1925, also vor 100 Jahren, in Stuttgart. Mit 22 Jahren stieg er mit unternehmerischem Geschick in Stuttgart-Feuerbach in die Lack- und Firnisfabrik seines Vaters „Christian Lechler & Sohn“ ein.

Metzinger Firma ist Europas Marktführer für Düsentechnologie

Nach dessen Tod 1878 verkaufte Paul Lechler die Firma, gründete aber bereits ein Jahr später in Metzingen die nächste. Die dortige Firma Lechler ist heute Europas Marktführer in Düsentechnologie mit weltweit 900 Mitarbeitenden. Auf Paul Lechler geht auch der weltweit agierende Autozulieferer ElringKlinger zurück.

1875 traf Lechler zwei wichtige Entscheidungen. Er heiratete Maria Hartenstein, aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor. Außerdem reagierte er auf die soziale Notlage und Armut der Fabrikarbeiter. Er vereinbarte mit seinem Vater, künftig zehn Prozent des Unternehmensgewinns „zugunsten der Armen und Bedürftigen jeder Art“ zu verwenden, nach dem Vorbild des „biblischen Zehnten“. Auf seine Initiative hin wurde 1914 der Grundstein für das Tropengenesungsheim in Tübingen gelegt. Zwei Jahre später wurde es eröffnet.

Zuvor hatte Lechler in Stuttgart den „Verein für Ärztliche Mission“ gegründet, der 1906 in Frankfurt am Main zur Gründung des „Deutschen Instituts für Ärztliche Mission“ (Difäm) führte, im Oktober 1909 dann zum gleichnamigen Verein in Tübingen, bis heute Träger der Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus.

Lechler engagierte sich auch als ehrenamtlicher Armenpfleger in Stuttgart. Dort gründete er 1900 die Hymnus-Chorknaben, einen der ältesten Knabenchöre im Südwesten. Anlass war ein Besuch in Leipzig, wo er den Thomanerchor gehört hatte. Der Hymnus-Chor wurde 1922 wegen finanzieller Schwierigkeiten aufgelöst, aber 1931 neu gegründet – auf Initiative von Paul Lechler junior.

Unterstützung städtische Arbeiter und Familien im ländlichen Raum

Lechler sah nicht nur die Not der städtischen Arbeiter, sondern auch die von Familien im ländlichen Raum. 1887 gründete er daher den „Verein zur Hilfe in außerordentlichen Notstandsfällen auf dem Lande“. In den ersten zehn Jahren unterstützte dieser Verein 9000 Familien. Der Nothilfeverein besteht bis heute.

Lechler wurde für sein Lebenswerk vielfach geehrt. 1909 erhielt er den Preußischen Kronenorden sowie das Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone, außerdem wurde ihm die Ehrendoktorwürde der medizinischen Fakultät Tübingen verliehen. (epd)

Nutzen Sie die Vorteile unseres

Premium-Abos. Lesen Sie alle Artikel aus Print und Online für

0 € 4 Wochen / danach 199 € jährlich Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren

Lesen Sie auch