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Erstes Wolfsrudel im Südschwarzwald

Erstmals gibt es Hinweise auf ein Wolfsrudel in Baden-Württemberg. Eine Fotofalle hat zwar vorerst nur ein einzelnes Tier aufgenommen. Das aber zeigte deutliche Spuren, die auf ein Rudel hinweisen.
Wolf

Wölfe gibt es im Südwesten schon länger wieder, Nun gibt es Hinweise auf ein ganzes Rudel.

dpa | Bernd Weißbrod)

Stuttgart/Schluchsee. Im Südschwarzwald gibt es ein erstes Wolfsrudel. Eine Fotofalle der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) bei Schluchsee hat eine Wölfin mit erkennbarem Gesäuge aufgenommen. Im Schnitt haben Wölfe laut Umweltministerium vier bis sechs Welpen. Diese werden meist Ende April/Anfang Mai geboren und verlassen erst im Alter von mehreren Wochen die Wurfhöhle. Mit sechs bis sieben Monaten sind die Welpen fast so groß wie ausgewachsene Wölfe und laufen mit den anderen Rudelmitgliedern mit. Gemeinsam mit Jägern und Förstern will die FVA in den kommenden Monaten versuchen, weitere Informationen über das Wolfsrudel zu bekommen.

„Baden-Württemberg ist damit das zehnte Bundesland, in dem sich seit dem Jahr 2000 Wolfsrudel gebildet haben“, sagt Markus Rösler, Sprecher für Naturschutz der Grünen-Landtagsfraktion. Und er betont: „Wir sind sehr gut darauf vorbereitet.“ Für den Herdenschutz ändere sich durch das Wolfsrudel nichts Grundsätzliches. „Erfahrungen aus anderen Bundesländern und Staaten mit langjährigen Wolfsvorkommen zeigen: Mit qualifiziertem Herdenschutz können Weidetiere nicht vollständig, aber doch weitgehend geschützt werden“, so Rösler. In Baden-Württemberg waren von Einzeltieren immer wieder Ziegen und Schafe, zuletzt sogar Rinder, gerissen worden.

Naturschutzbund warnt vor Panikmache

Der Naturschutzbund begrüßt das erste Wolfsrudel im Land und warnt vor Panikmache. „Uns ist bewusst, dass die Rückkehr der Wölfe für die Weidetierhaltung im Südschwarzwald eine Herausforderung und Belastung darstellt“, sagt der Landesvorsitzende Johannes Enssle. Deshalb brauchten die Betriebe auch weiterhin finanzielle und fachliche Unterstützung.

Klaus Hoher, naturschutzpolitischer Sprecher der FDP, fordert hingegen, dass die Landesregierung ein unkontrolliertes Ausbreiten des Wolfs verhindern müsse. Er forderte erneut, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen. „Wir brauchen jetzt schnellstmöglich ein Wolfsmanagement, dass der gegenwärtigen Situation gerecht wird“, so Hoher. Das bedeute nicht, dass jeder Wolf, der nach Baden-Württemberg komme, abgeschossen werden solle. Doch Problemwölfe müssten unbürokratisch entnommen werden können. „Wenn ein Wolf in eine Herde einfällt und Dutzende von Tieren reißt, dann ist das ein Problemwolf“, so Hoher.

Hoher: Schutzstatus des Wolfs auf EU-Ebene senken

Zudem hält er den aktuellen Artenschutz beim Wolf für völlig veraltet. „Der Wolf ist nicht mehr vom Aussterben bedroht“, sagt Hoher. Auch auf EU-Ebene müsse der Schutzstatus des Wolfs gesenkt werden. Der Wolf gilt dort als streng geschützte Art.

„Seit Jahren pochen wir darauf, unsere Maßnahmen zum Schutz vor dem Wolf zu überdenken. Dazu gehören auch nationale Anstrengungen gegenüber der EU-Kommission zur Überarbeitung der europäischen Artenschutzvorgaben, die nicht nur beim Wolf völlig aus der Zeit gefallen sind“, sagt der umweltpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Raimund Haser. Auch Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) hatte sich vergangene Woche im Interview mit dem Staatsanzeiger für ein Wolfsmanagement ausgesprochen, wie es das beispielsweise in Frankreich, Schweden oder Finnland gibt.

Landesforstminister Peter Hauk fordert im Interview mit dem Staatsanzeiger ein Wolfsmanagment.

Das Interview finden Sie hier.

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