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Serie: Wie werde ich Bürgermeister?

Das sollten Bewerber für das Amt mitbringen

Das Amt des Bürgermeisters befindet sich im Wandel und auch die Biografien der Rathauschefs verändern sich. Der Staatsanzeiger beleuchtet in der Serie „Wie werde ich Bürgermeister?“ den Weg vom Kandidaten zum Wahlsieger. In der ersten Folge geht es um die Voraussetzungen, die Bewerber mitbringen sollten.

Bei ihrem Wahlsieg im Oktober 2021 war Yvonne Heine die jüngste Bürgermeisterin in Baden-Württemberg.

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Stuttgart. Dass Yvonne Heine heute Bürgermeisterin von Riedhausen ist, hat mit Mut zu tun – und mit etwas Zufall. Vor gut zwei Jahren studierte die damals 25-jährige noch an der Verwaltungshochschule in Kehl Public Management. Während ihres Praktikums beim Verwaltungsverband, zu dem auch die kleine Gemeinde im Landkreis Ravensburg gehört, wurde dort die Stelle des Rathauschefs ausgeschrieben. Kollegen motivierten sie zur Kandidatur, sie bewarb sich – und gewann. Bei ihrem Wahlsieg im Oktober 2021 war sie die jüngste Bürgermeisterin in Baden-Württemberg.

Die Jobbeschreibung klingt für viele Angestellte verlockend

Heine gehört mit dem Sprung vom Hörsaal ins Spitzenamt einer Kommune eher zu den Ausnahmen. An den Hochschulen in Kehl und Ludwigsburg sind Studentinnen mittlerweile in der Überzahl, doch davon können sich nur wenige eine Kandidatur vorstellen, was sich letztlich auch in der relativ geringen Anzahl von Bürgermeisterinnen im Südwesten niederschlägt. Ihre Zahl stagniert seit Jahren bei rund zehn Prozent. Bei einer Befragung in Kehl, hätten 70 Prozent der Studentinnen gesagt, dass sie sich das Amt nicht vorstellen können, erklärt Paul Witt. Der ehemalige Rektor der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl betont jedoch, dass die Lust zu kandidieren meist später mit der Berufserfahrung kommt; allen voran bei Frauen, von denen viele erst nach der Familienplanung antreten würden.

Immer wieder heißt es aus Gemeinden, dass sie keine geeigneten Bewerber finden, manche suchen deshalb mit kreativen Werbekampagnen nach guten Leuten. Hoffnung setzen viele in Quereinsteiger. Denn anders als bei Führungspositionen in der Verwaltung gibt es für Bürgermeister nur wenige Voraussetzungen.

Einfach „durchregieren“ kann niemand

Die Jobbeschreibung der „Wahlbeamten auf Zeit“ klingt für viele Angestellte verlockend: Ein Rathauschef führt die Verwaltung, ist Vorsitzender des Gemeinderats und repräsentiert die Kommune, er kann in vielen Dingen frei agieren. Das macht das Amt für Quereinsteiger interessant, sei es aus der freien Wirtschaft, oder anderen staatlichen Bereichen wie der Polizei oder der Bundeswehr.

Trotz vieler Spielräume, einfach „durchregieren“ kann niemand. Bewerber sollten wissen, worauf sie sich einlassen. Das Amt hat sich in den vergangenen Jahren verändert, ein Bürgermeister muss heute unterschiedliche Prozesse und Interessen moderieren. Das Bild der unangefochtenen Autorität im Dorf oder in der Stadt gehört schon lange der Vergangenheit an. Heute herrsche ein hohes Anspruchsdenken der Bürger, der Ton sei rauer geworden, geben viele Rathauschefs in Umfragen regelmäßig zu Protokoll.

Eine bekannte Formel besagt: Man muss Menschen mögen

Was muss ein Bewerber also mitbringen für diesen Job, der für viele eine Berufung ist? Auf Verwaltungserfahrung komme es laut Witt vor allem in kleinen Kommunen an, wo der Rathauschef noch selbst mit anpackt, was auch Heine bestätigen kann. Zumindest sollte man wissen, wie eine Verwaltung funktioniert, ergänzt sie. Führungserfahrung sei wichtig, betont Witt. Beides kann ein Kandidat aber auch anderswo als im Rathaus lernen. Das Wissen darüber, wie eine Verwaltung tickt, holen sich manche Bewerber im Gemeinderat.

Ganz wichtig für alle Rathauschefs sind für Witt soziale Kompetenzen wie Freude am Umgang mit Menschen, Offenheit und Authentizität. Eine bekannte Formel besagt: Man muss Menschen mögen.

Neben den persönlichen Voraussetzungen braucht es auch das nötige Geld für eine Werbekampagne und mitunter die Beratung durch Profis, die wissen, worauf es bei der Kandidatenvorstellung und anderen wichtigen Terminen ankommt.

Heine rät Kandidaten zu Mut und den Sprung ins kalte Wasser zu wagen. „Es ist ein Job, in dem man sehr, sehr viel selbst bewegen kann“, sagt sie nach zwei Jahren im Amt. Heute würde sie den Schritt wieder tun, auch wenn das Amt fordernd sei.

Serie beleuchtet die Schritte zum Wahlsieg

Wer kandidiert, muss die Wähler überzeugen. Doch eine Kandidatur unterliegt vielen Formalien und ungeschriebenen Gesetzen.  Braucht es eine Homepage und Auftritte in den sozialen Medien? Worauf kommt es bei der offiziellen Kandidatenvorstellung an? Die Serie „Wie werde ich Bürgermeister?“ zeigt den Weg auf von der Entscheidung für eine Kandidatur, sie beschreibt, worauf es bei einem Wahlkampf ankommt und wo Bewerber Unterstützung dafür bekommen.

Philipp Rudolf

Redakteur Kreis und Kommune

0711 66601-184

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