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Diese Projekte aus den Kommunen sind ausgezeichnet

Über 130 Kommunen haben sich um diese Trophäen beim Staatsanzeiger Award beworben.
Privat)Stuttgart. So viele Bewerbungen hatte der Staatsanzeiger Award noch nie: 139, ein Rekord. Die meisten kamen aus Baden-Württemberg, doch zunehmend bewerben sich Kommunen aus der ganzen Republik. Das Interesse belegt, wie wichtig Anerkennung guter Verwaltungsarbeit ist, doch der Preis hat eine weitere Ebene für Staatsanzeiger-Geschäftsführer Alexander Teutsch: „Wer unseren Award erlebt, ist lebendiger Zeuge dafür, dass unsere Demokratie lebt!“ Das zeigt in der Kategorie Bürger:innenbeteiligung ein Projekt aus Reutlingen.

Schmähwerbung sorgt für Reutlinger Liebeserklärungen
Dort tauchten unerwartet Plakate mit Schmähwerbung auf, deren wahrer Zweck zunächst unklar war. Als der Slogan „Reutlingen kannst du nicht lieben“ durch ein Banner mit der Aufschrift „Nur lieben“ ins Positive gewendet wurde, nutzten Stadtmarketing und die beauftragte Agentur die angestoßene öffentliche Diskussion und fragten die Bürger nach den Gründen für ihre Liebe zu Reutlingen. Hunderte Beiträge stärkten die Identifikation mit der Stadt. So bietet die Kampagne über den puren Werbezweck hinaus Ansätze für Bürgerbeteiligung.

Bürgermeister aus Markt Beratzhausen begeistert Tik-Tok-Community
Um Kommunikation geht es auch in der Kategorie Bürgermeister:in in Mission. Zweigleisig fährt Matthias Beer aus der Marktgemeinde Beratzhausen im bayerischen Landkreis Regensburg. Er berichtet auf seinem Tik-Tok-Kanal von den Höhen und Tiefen des Bürgermeisteramts. Bei seinem zweiten Projekt, dem Podcast „Lerche&Beer“, talkt er mit dem Amtskollegen Sebastian Koch aus dem nahen Wenzenbach – im Gegensatz zum CSU-Mitglied Beer ein Sozialdemokrat. Beides funktioniert unverstellt und fördert die kommunale Meinungsbildung: preiswürdig.

Schloss in Tengen wird zum kulturellen Reallabor
Armenhaus und Amtsgericht, Pflegeheim und Hospital und dann Leerstand. Das Schloss Blumental in Tengen (Kreis Konstanz) hatte schon bessere Zeiten gesehen, nachdem die Nutzung als Pflegeheim beendet war. Die Kommune sprang ein und entwickelte das Schloss zum offenen Raum für Kunst und Kultur im ländlichen Hegau. Das mobilisierte bürgerschaftliches und künstlerisches Engagement, das Schloss werde so zum kulturellen Reallabor, lobt die Jury.

Schorndorf redet nicht über Künstliche Intelligenz, es wendet sie an
Künstliche Intelligenz könne eine Chance für die Verwaltung sein, das wird oft beschworen. In Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) wendet man sie an, und zwar nach einer erfolgreichen Kompetenz-Kampagne. Die Stabsstelle Digitalisierung etablierte die Veranstaltungsreihe „Brunch to Learn“, um über Anwendungsbereiche der KI in der Verwaltung zu diskutieren, sowie Fortbildungen und Bürgerworkshops. Heute arbeitet das Schorndorfer Rathaus mit ChatGPT, basierend auf einer Dienstanweisung, welche die Anwendung absichert. Das beschert Schorndorf den Sieg in der Kategorie „Digitalisierung und zeitgemäße Verwaltung“.

Historische Stadtführung für Migranten in Offenburg
In Offenburg haben zur 1848er-Rev olution die „Entschiedenen Freunde der Verfassung“ im Gasthaus „Salmen“ getagt. Das macht die Ortenaustadt zu einer Wiege der Demokratiebewegung und bietet Stoff für Lokalgeschichte. Deren integratives Potenzial hebt die Stadt mit historischen Stadtführungen speziell für Migranten. An Offenburgs historischen Stätten geht es um unsere Grundwerte. Auch dunkle deutsche Geschichte kommt vor, was für den Sieg in der Kategorie „Kommune für alle – soziale Teilhabe“ geholfen haben dürfte. Jener „Salmen“ beherbergte die Offenburger Synagoge, bis diese im Novemberpogrom 1938 zerstört wurde.

Erfolgreicher Jugendbeirat aus Mutlangen bekommt einen Sonderpreis
Viele Kommunen haben Jugendgemeinderäte gegründet, eine anspruchsvolle Veranstaltung. Niedrigschwelliger ist da ein Jugendbeirat, der keine Wahl braucht, und bei dem die Arbeit projektbezogener ist. In Mutlangen (Ostalbkreis) gibt es diese Institution seit 2018. Konkrete Projekte wie die Erneuerung des Skaterparks stehen neben Erstwählerinfos. Damit holt der Beirat die Jugend Mutlanges ins Gemeindegeschehen – den Sonderpreis verlieh bei der Feier im Stuttgarter Alten Schloss Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne).