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Döner-Diskussion: Wo die Imbissfrage mit einer Petition gewürzt ist

Essen ist politisch, und der Hunger nach Döner treibt so manchen Zeitgenossen zu öffentlichkeitswirksamen Aktionen.
dpa/NurPhoto/Jakub Porzycki)Es ist zum Verzweifeln. Schlagwörter wie „Personalengpässe“, „Baukostenexplosion“ und „Digitalisierung“ verschlagen so manchem Bürgermeister schnell den Appetit. Schweißnass wachen sie aus unruhigen Träumen auf, in denen die alte Ampelregierung mit noch mehr unterfinanzierten Kommunalaufgaben die Gemeindekasse crasht. Die Zündschnur wird immer kürzer, weil die erhöhte Kreisumlage das Geld für die geplante Gemeindehalle auffrisst – und die sollte doch mal den eigenen Namen tragen! Konzepte, Aufgaben und Baupläne – ist es das, was die Bürgerinnen und Bürger wirklich wollen? In Essingen wohl nicht, da geht es um einen Döner-Imbiss.
Diesen hatte der Technische Ausschuss des 6500-Seelen-Dorfs im Ostalbkreis abgelehnt. Ein Interessent wollte in den leer stehenden Containern am Kinderhaus seine Braterei eröffnen, doch die Pläne schürten Befürchtungen wegen Müll, Geruch und Trubel. Wenn es aber um die Leibspeise der Jugend hierzulande geht, hört der Spaß auf. Ein offenbar Betroffener startete auf einer einschlägigen Onlineplattform eine Petition mit der Begründung, in Essingen fehle eine „Jugendgemeinde“, die das Nein des „Ältestenrats“ zum Döner-Laden irgendwie hätte verhindern können. Bald 500 Unterstützer fand diese Petition in gut zwei Wochen.
Obacht, dass das Pendel nicht umschwenkt
Bürgermeister Wolfgang Hofer (parteilos) hält sich nicht mit Begrifflichkeiten auf und sucht laut Presseberichten einen passenden Standort für den Imbiss, den er dem „Ältestenrat“ vorschlagen kann. Allerdings sollte er aufpassen: Nicht, dass es Essingen so geht wie Heilbronn, wo im vergangenen Sommer die CDU mit ihrer Döner-Obergrenze die Diskussion beherrschte. Während also im einen Ort eine Online-Petition für den Rotationsgrill wirbt, kann man andernorts Wahlkampf dagegen machen. Obacht also, das Pendel kann ganz schnell umschwenken. Wenn man darüber nachdenkt, es ist zum Verzweifeln.