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Neue Landräte

Landratswahlen in Tübingen und Freudenstadt

Der Juli wird der Monat der Landratswahlen. Zweimal werden Kreistage in Baden-Württemberg Nachfolger für vorzeitig aus dem Amt scheidenden Mandatsträger suchen müssen: in Tübingen und in Freudenstadt. In beiden Landkreisen gibt es Zweikämpfe um das Spitzenamt in den Kreisbehörden.

Daniela Hüttig und Hendrik Bednarz (beide linker Kreis) wollen den Chefposten im Landratsamt Tübingen. Michael Ruf (rechter Kreis, links) und Andreas Junt wollen Landrat in Freudenstadt werden.

Privat // Collage: Marc Herrgoß/Rieke Stapelfeldt)

Tübingen/Freudenstadt. Die beiden Ankündigungen kamen überraschend. Im Dezember 2024 erklärte der Tübinger CDU-Landrat Joachim Walter seinen Amtsverzicht zum Oktober. Im darauffolgenden April kam die Rücktrittsankündigung des Freudenstädter Landrats Klaus Michael Rückert, auch ein Christdemokrat, ebenfalls zum Oktober. Nun sind die Bewerbungsfristen in beiden Landkreisen abgelaufen. Obwohl es zunächst fünf Bewerbungen gegeben hatte, kristallisieren sich jetzt zwei Duelle um die Spitzenämter heraus.

In Tübingen war schon im Februar klar, dass der Rottenburger Erste Bürgermeister Hendrik Bednarz seinen Hut für die Wahl am 23. Juli in den Ring werfen will. Mit dem Sozialdemokraten stellten sich Daniela Hüttig, die Erste Landesbeamte im Tübinger Landratsamt, sowie Almut Cobet zur Wahl. Cobet wurde überraschend als Erste Bürgermeisterin in Göppingen nicht wiedergewählt. Später zog sie ihre Bewerbung in Tübingen wieder zurück. Sie wird nun die sozialen Dienste bei der Stadt Sindelfingen leiten. Hüttig und Bednarz sehen diesen Rückzug gelassen, ob sich dadurch Chancen geändert haben, lassen sie offen. Klar ist, so der Rottenburger Bürgermeister, dass die Entscheidung über die Walter-Nachfolge wahrscheinlich in einem Wahlgang getroffen wird.

Tübinger Themen sind Finanzlage und der Personennahverkehr

Ähnliche Stichworte finden die zwei promovierten Juristen bei der Frage nach den wichtigsten Themen im Kreis. Der Finanzbürgermeister, er steht am Anfang seiner zweiten Amtsperiode, und die erste Landesbeamtin nennen die Haushaltslage des Kreises und den ÖPNV als wichtige Punkte. Während Bednarz die Pläne der Regionalstadtbahn vorantreiben will, spricht Hüttig von Sparmaßnahmen auch beim ÖPNV angesichts der knappen Kassen. Für die Kassen stellt sich Bednarz als der richtige Mann dar, während seine Mitbewerberin Hüttig die Katastrophenvorsorge im Kreis auf Vordermann bringen will, daran fehle es aktuell.

Der 46-jährige Bednarz will nun einen Chefposten erringen, statt als Nummer zwei in einer Behörde zufrieden zu sein. Der Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion möchte als Brückenbauer im Kreistag wirken, Parteipolitik habe dort keinen Platz. Ihre Parteilosigkeit wirft Hüttig (45) in die Waagschale, obgleich sie bei der CDU-Landtagsfraktion gearbeitet hatte: „Ja, ich bin eine Konservative“. Während Bednarz bei einem Scheitern sich leicht für die kommenden sieben Jahre nach Rottenburg zurückziehen könnte, müsste Hüttig mit ihrem Kontrahenten als Chef zurandekommen. Das werde sie auch tun, sagt sie dem Staatsanzeiger.

In Freudenstadt bewerben sich für die Wahl am 28. Juli zwei Amtsbekannte. Der Baiersbronner Bürgermeister und CDU-Fraktionssprecher im Kreistag, Michael Ruf, tritt gegen den Vizepräsidenten der Gemeindeprüfungsanstalt, Andreas Junt, an, bis vor gut einem halben Jahr noch Leiter Stabsstelle Kommunalaufsicht und Rechnungsprüfung im Landratsamt. Auch bei diesen Kandidaten geht es im Gespräch immer wieder um die Kreisfinanzen. Ruf fordert deren Neustrukturierung ohne ein Kaputtsparen. Junt will ebenfalls die Finanzen im Kreis verbessern, schon, um die Mitarbeiter zu halten, deren Tätigkeit unter knappen Kassen leide.

Junt, der bei seinem Ausscheiden aus dem Landratsamt mit viel öffentlichem Lob des CDU-Landrats in die Gemeindeprüfanstalt verabschiedet wurde, stellt seine Parteiunabhängigkeit heraus. Bürgermeister Ruf, der mitten in seiner zweiten Amtszeit in Baiersbronn steht und die größte Kreistagsfraktion leitet, sieht es fast als Selbstverständlichkeit an, dass so jemand wie er sich um das Chefamt im Landkreis bewirbt. Beide haben einen verwaltungswissenschaftlichen Hintergrund und sind Absolventen der Hochschule in Kehl. Der 43 Jahre alte Junt allerdings hatte zuvor eine Ausbildung als Heizungsbauer und als Einzelhandelskaufmann absolviert, der 48-jährige Ruf, er ist zusätzlich Standesbeamter, war von Anfang an in der Verwaltung tätig.

Schwierige Prognose für die Mehrheitsverhältnisse

Wie die Mehrheitsverhältnisse in den beiden Kreistagen aussehen, ist schwer zu sagen. In Freudenstadt ruckeln sich die Fraktionen nach dem Ende der Bewerbungsfrist am 28. Juni zurecht, beide Kandidaten sprechen von guten Gesprächen, wobei Ruf auf seine CDU zählen kann. Das reklamiert Bednarz in Tübingen auch von seiner SPD. Dort, so hört man, dürften nicht alle Fraktionen einheitlich abstimmen, Einzelgespräche mit den Kreisräten verliefen aber ermutigend, so die Kandidierenden.

Rückzug der Landräte

In Tübingen machte Landrat Joachim Walter (64) im Dezember 2024 seinen Rückzug bekannt. Der CDU-Mann machte gesundheitliche Gründe geltend. Damit musste auch der Landkreistag Baden-Württemberg einen neuen Vorsitzenden finden. Die Wahl fiel auf Achim Brötel, CDU-Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises und schon jetzt Präsident des Bundesverbands. In Freudenstadt wechselt Klaus Michael Rückert von der Kreisbehörde ins katholische Kirchenamt. Er wird als ständiger Diakon wirken und sein Geld nebenbei mit der Juristerei verdienen, so seine Aussage im April.

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