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DVM-Projektmesse

Programmieren hilft beim Verzollen und Bierbrauen

Eine App fürs Parkraummanagement, eine für die Müllsortierung oder fürs Bierbrauen - an Vielfalt mangelt es nicht, wenn sich Ludwigsburger Studierende des Digitalen Verwaltungsmanagements an ihre Projekte setzen. Ihre Ideen stellten sie nun auf einer Projektmesse vor.

Feintuning beim Projekt Mülltrennung, das bei der Projektmesse an der Verwaltungshochschule Ludwigsburg einen ersten Preis erhielt.

Peter Schwab)

Ludwigsburg. Drei Reclam-Kladden stehen für den Bibliotheksbestand, den Literaturfreunde mit der „Burgerkarte“ ausleihen können, einer Chipkarte, die zu allen Dienstleistungen einer Stadt Zugang verschafft. Ob Parken, Tickets, Rathaustermine oder Bezahlvorgänge, alles das lässt sich mit nur einer Karte und der dazugehörigen Webseite abwickeln, Stichwort: Once only. Das Bedienmenü erinnert an digitale Speisekarten der Systemgastronomie, der Projektname lehnt sich deshalb an das Frikadellenbrötchen an.

Damit haben die Viertsemester Kai Singer und Louis Raisch die Anforderungen für ihr Studienprojekt erfolgreich verwirklicht. Sie zeigen das Projekt bei einer Messe an der Hochschule in Ludwigsburg. Alois Paulin, Professor für Digitale Innovation und Transformation in der öffentlichen Verwaltung, und Robert Müller-Török, Professor für E-Government und Studiendekan, haben die zweite Schau organisiert, bei der 23 Studierende aus dem zweiten und 16 aus dem vierten Semester des Digitalen Verwaltungsmanagements (DVM) die aufwendigen Projekte präsentierten.

Aufgabe für soziale Plattform und das Internet der Dinge

Die jüngeren Semester hatten eine soziale Plattform zu konzipieren, bei der Mitglieder zu einem bestimmten Thema etwa in Chats interagieren. Die Älteren sollten sich an der Idee des Internets der Dinge orientieren und mit Sensoren, QR-Codes oder Hardware-Komponenten digitale Verknüpfungen schaffen, die direkt oder indirekt für eine Verwaltung interessant sein können. Dabei gehe es auch um die Methoden des agilen Arbeitens, so der betreuende Professor Paulin. Doch neben den Lerninhalten steht auch die Lust am Erschaffen, an der praktischen Anwendung im Vordergrund.

Der Verwaltungsnachwuchs stellt begeistert die App zur Restaurant-Reservierung vor, die wie eine Dating-App funktioniert. Eine Lernplattform, bei der Studierende ihre Fragen in die Gruppe richten und auf die Lernmaterialien der Profs zurückgreifen können, steht neben einem Ratschlag-Forum speziell für die Studierenden der Ludwigsburger Hochschulen. Andere verzichten bei ihrem Tool auf einen Algorithmus. Das verhindert die Blasenbildung im Netz und erleichtert eine Kommunikation auf Augenhöhe, etwa zwischen Kommunen und Bürgern. Als Kennenlernnetzwerk soll die Anwendung „Teem“, das Wort leitet sich vom englischen Begriff für „sich tummeln“ ab, Menschen aus dem virtuellen in den realen Raum führen. Auf einer interaktiven Karte lassen sich Treffpunkte einstellen, Kaffeetrinken hier, Feierabendbier dort, was Erstsemestern Kontakte ermöglicht.

Studierendenalltag liefert Projektideen

Oft kommen die Projektideen aus dem direkten Umfeld der Studierenden, so die Reservierungsanwendungen für Parkplätze oder Arbeitsplätze mit individuell gespeicherten Einstellungen sowie von Rathausräumen, bei der dank Sensoren die Mitarbeiter zwischen wärmeren und kühleren Zimmern entscheiden können.

Künstliche Intelligenz darf nicht fehlen, so hat eine Gruppe eine Sortiermaschine konstruiert, die Müllsorten via Kamera erkennt und über ein Laufband in eine Tonne verfrachtet. Diese dreht ihre vier Müllfächer je nach Abfallart unter das Band. Die Unterscheidung trifft eine KI. Ist diese sich nicht wenigstens zu 65 Prozent sicher, unter welche Kategorie der Müll fällt, landet der Abfall im Fach für uneindeutige Fälle. Die Anwendung könne helfen, den Bahnhofsmüll zu sortieren, aber auch andere Sortiervorgänge, etwa in Bibliotheken, seien Anwendungsgebiete.

Die Bedürfnisse möglicher Nutzer der Anwendungen sind ein weiterer wichtiger Faktor bei der Gestaltung der Prototypen. Der ständige Abgleich mit den Anforderungen der Stakeholder nennt Projektbetreuer Paulin als wichtiges Lernziel der Projekte. Außerdem geht es um das grundsätzliche Verständnis, denn die DVM-Absolventen dürften ihr Wissen nicht als Programmierer, sondern als Entscheider in der Kommune über die Gestaltung und Anschaffung von Software nutzen, so Paulin.

Hilfe beim Bierbrauen und bei Zollformalitäten

Das Verständnis kann sich sogar in einer Brauereiapplikation ausdrücken. Mit im Netz ausgelesenen Bierrezepten hilft die App Tim Hauser bei der Brauprozedur im umgewidmeten Glühweinkessel. Dabei kommt es auf Timing und Temperatur an, welche die App dem Studenten und Hobbybrauer aufs Handy meldet. Am Brauende steht die Auswertung, gleichzeitig Grundlage für die automatische Meldung an das Zollamt. So kommt Verwaltungseffizienz sogar beim Brauen zum Tragen.

Ausgezeichnete Projekte

Eine Jury aus Experten der Hochschule, der Rentenversicherung, von Komm.ONE sowie der Stadt Ludwigsburg hat die besten unter den elf Projekten ausgezeichnet. Gewonnen haben im zweiten Semester Kristina Baotić, Claire Dörr, Emely Mayer (LearnTogether) gefolgt von Lucy Cai, Ariana Schramko, Ida Waldherr, Lena Zschernitz (Teem) und Milena Karkoschka, Felicia Renckly, Max Schüssler (DineFind). Sieger der Viertsemester wurden Felix Lang, Sinan Licina, Marius Mattes und Andre Schambach (Müllsortierer), gefolgt von Tim Hausers Brauordnungsamt sowie Louis Raisch und Kai Singer (Burgerkarte).

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