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Gewinnung von Wohnraum

Solvente Partner sollen in Isny bei der Vermietung helfen

Wenn Kommunen derzeit händeringend etwas suchen, dann ist es Wohnraum. Das gilt besonders für Menschen, die keine Chance haben, das in eigener Verantwortung hinzubekommen, etwa für Flüchtlinge. Die Stadt Isny kooperiert nun mit einem örtlichen Wohlfahrtsverband, um mehr Wohnungen zu generieren.

In der Allgäuer Idylle eine Wohnung zu finden, ist für viele Menschen aus prekären Verhältnisse nicht immer leicht. Nun gehen Stadt und Wohlfahrtsverbände in Isny einen neuen Weg.

IMAGO/Zoonar.com/Werner Thoma)

Isny im Allgäu. Es sind „nur“ zehn Wohnungen, aber auch die können in der aktuellen Situation, in der sich Kommunen in der Größe von Isny im Allgäu (Kreis Ravensburg) befinden, enorm helfen. Zehn Wohnungen, die der Caritasverband Bodensee-Oberschwaben beim Projekt „Herein“ für jeweils ein Jahr anmietet und für welche die Stadt Isny einen etwaigen Mietausfall übernimmt. Leben können darin Menschen, die aufgrund ihrer finanziellen oder persönlichen Situation Schwierigkeiten haben, auf dem ersten Markt eine Wohnung zu finden. Und Flüchtlinge, für die die Kommunen ebenfalls dringend Wohnraum suchen.

Einkommensschwache können profitieren

Formal können Personen profitieren, die Sozialleistungen wie Bürger- oder Wohngeld beziehen und in Einzelfällen „Einkommensschwache, die geringfügig über dem Leistungssatz liegen“, heißt es in der Vorlage, die der Gemeinderat vor wenigen Tagen einstimmig verabschiedet hat. Das Projekt gebe die Möglichkeit, Vermieter anzusprechen, die bisher Sorge hätten, „an Personen zu vermieten, die über keine geregelten Einkünfte oder eine aussagekräftige Vita verfügen, die ein Vermieter nun mal gerne hätte“, betont Klaus Hägele, Sachgebietsleiter für den Bereich Ordnungswesen bei der Stadt Isny gegenüber dem Staatsanzeiger.

Projekt kann den Kreis der Vermieter erweitern

Hier trete die Caritas selbst als Mieter auf und vermiete Wohnungen dann unter, ergänzt Hägele. Nach einem Jahr komme es dann im besten Fall zu einem Vertrag zwischen Mieter und Eigentümer. „Mal klappt das und mal nicht“, weiß der Vertreter der Stadt Isny. Aktuell sind nach Angaben von Hägele schon sechs der zehn Wohnungen auf diese Art und Weise vermietet. Seiner Ansicht nach sei eine Erweiterung möglich, wenn der Bedarf steige. Voraussetzung dafür wäre aber auch, dass die Stadt ihr finanzielles Engagement erhöht. Es umfasst aktuell neben der Ausfallbürgerschaft in Höhe von 1200 Euro pro Wohnung, also 12 000 Euro insgesamt, auch Verwaltungskosten für die Wohnungen in Höhe von knapp 3900 Euro und Kosten für die Umsetzung des Projekts, die auf 1800 Euro beziffert werden. Dieses Engagement ist aus Sicht des regionalen Caritasverbandes auch nötig.

Begrenzte Kapazitäten beim Wohlfahrtsverband

„Unsere personellen Kapazitäten sind begrenzt, aber auch unsere Risikokapazität“, sagt Ewald Kohler, Geschäftsführer von Caritas Bodensee-Oberschwaben. Man gehe erhebliche Risiken ein, erklärt er. Es könne durchaus vorkommen, dass ein Mieter die Wohnung kurzfristig verlasse oder auch mal Dinge kaputtgingen. Mittlerweile richte man das Augenmerk bei diesem Projekt verstärkt darauf, dass Untermieter der Caritas nach einem Jahr selbst Mieter werden können. Was das Erschließen von Wohnraum angehe, könne man als kirchlicher Wohlfahrtsverband mit Blick auf die Eigentümer noch einmal andere Potenziale erschließen, die sich weniger an das staatliche System binden wollen. Die Erfahrungen der Caritas gründen auf insgesamt zwölf Kooperationen mit weiteren Kommunen in der Region, macht Kohler deutlich

Tatsächliche Bedarfshöhe ist noch nicht klar

Wie viele Wohnungen für Isny gebraucht werden, kann Klaus Hägele von der Stadtverwaltung nur schwer beantworten. Klar ist nur: Es gibt zu wenige. Grundsätzlich sei man wie viele Kommunen an der Belastungsgrenze in der Flüchtlingsaufnahme. Man wisse nicht mehr, wo die schutzsuchenden Menschen untergebracht werden können. Dei Verwaltung sei permanent auf der Suche nach Wohnraum , auch für Menschen, die aus verschiedenen Schicksalsgründen obdachlos geworden seien oder die einen Wohnberechtigungsschein hätten. Auch für diese Gruppen sei das Projekt vorgesehen. Als großes Potenzial sehen die Kommunen den „verborgenen Wohnraum“ an, Wohnraum also, der aus unterschiedlichen Gründen leer steht und nicht vermietet wird. Auch darüber gebe es aber keine offizielle Liste, weiß Hägele, deshalb könne man hier nur Annahmen treffen.

Ohne den Willen der Eigentümer geht nichts

Zudem spielten private Interessen eine große Rolle, beispielsweise könnte bevorstehender Eigenbedarf ein Grund für einen Leerstand sein. Das Wissen um eine konkrete Anzahl von freien Wohnungen bringe die Stadt ohne den Willen für eine Vermietung auf Seiten der Eigentümer also nicht weiter. Er bestätigt, dass die Caritas als zuverlässiger Partner gegenüber zweifelnden Vermieter auftreten könne und bei dem einen oder anderen dazu führe, dass Wohnraum auf den Markt komme.

Projekt „Herein“ ist auf viele Akteure angewiesen

Das Projekt „Herein“ soll bisher nicht belegten Wohnraum dem Markt zur Verfügung stellen. Dafür sei eine zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit notwendig und die Einbindung der sozialen Netze, Kirchen, Handels- und Gewerbevereine. Eine Kooperation mit Multiplikatoren im Wohnungsmarkt, wie mit Banken, soll helfen. Die Stadt Isny übernimmt neben einer Ausfallbürgschaft auch die Kosten für die Wohnungsverwaltung und einen Anteil für den Projektbetrieb.

Marcus Dischinger

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