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Serie: Die Preisträger beim Staatsanzeiger Award

Wie ein besonderes Mietverhältnis die Bürgernähe erhöht 

In Walzbachtal hat Timur Özcan mit dem Projekt „Rent a Bürgermeister“ seine Mission gefunden. Dabei wird nicht nur der Bürgermeister gefordert, es wird die Hierarchie auf den Kopf gestellt - was für alle Beteiligten zu einem interessanten Perspektivwechsel führt.

Mit einer Trophäe und einer Laudatio, gehalten von Staatsanzeiger-Chefredakteur Rafael Binkowski (links), ging Bürgermeister Timur Özcan von der Preisverleihung nach Hause.

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Walzbachtal. Die Zeiten, in denen Bürgermeisterinnen oder Bürgermeister für die Bürger kaum erreichbar waren, und wenn, dann im Rathaus, diese Zeiten sind vorbei. Zumindest in Walzbachtal im Landkreis Karlsruhe. Hier hat Bürgermeister Timur Özcan (SPD) mit seiner Aktion „Rent a Bürgermeister“ ein innovatives Konzept für mehr Bürgernähe ins Leben gerufen – und damit den Staatsanzeiger Award gewonnen.

Organisationen sorgen für Einsatzmöglichkeiten

Die Idee ist einfach: Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Unternehmen können ihren Bürgermeister für einige Stunden „mieten“ und ihn so an ihrer Arbeit teilhaben lassen. Bürgermeister Özcan engagiert sich dadurch in verschiedenen Bereichen des Gemeindelebens. Ob beim Altpapiersammeln mit den örtlichen Vereinen, beim Austausch eines Kanalschachts mit dem Bauhof oder beim Kaffeetrinken mit den Senioren im Kronengarten – der 33-Jährige scheut keine Herausforderung.

Weit mehr als nur ein PR-Gag

Die Aktion „Rent a Bürgermeister“ ist dabei weit mehr als nur ein PR-Gag. Sie ist gelebte Bürgernähe in der 10000-Einwohner-Gemeinde. Özcan hat die Chance, die Bedürfnisse und Sorgen der Menschen aus erster Hand zu erfahren. So kann er Prozesse besser verstehen und die Auswirkungen politischer Entscheidungen unmittelbarer erleben. Gleichzeitig kann er für mehr Transparenz in der Kommunalpolitik sorgen.

Erfahrungen aus der Corona-Zeit geben den Anstoß

Die Idee hängt eng mit den Erfahrungen aus der Corona-Zeit zusammen. Damals ging die Gesellschaft auf Distanz. Der direkte Kontakt von Menschen untereinander war erschwert, teilweise sogar unterbunden. Özcan wollte, sobald Kontakt wieder möglich war, gegensteuern, und hat das Konzept des mietbaren Bürgermeisters entwickelt. Dabei haben beide Seiten Nutzen. Die Bürger kommen mit ihren Bürgermeister ins Gespräch, Özcan berichtet dem Staatsanzeiger von den klassischen Themen der Bürgersprechstunden. Aber auch ganz unpolitische Gespräche seien so zustande gekommen.

Mehr „Bürger“, weniger „Meister“

Özcan selbst lernt dabei Situationen kennen, wie sie sich aus dem Aktenstudium im Rathaus sicher nicht vermitteln. „Mir ist wichtig, dass ich bei der Aktion den Meister im Wort Bürgermeister streichen kann“, sagt der Kommunalpolitiker.

Erste Nachahmer haben sich bereits gefunden

Die Aktion kommt bei den Bürgerinnen und Bürgern bestens an: Die Resonanz ist durchweg positiv, und auch Özcans Kolleginnen und Kollegen aus anderen Kommunen zeigen sich beeindruckt. Inzwischen gibt es Nachahmer in mehreren Städten und Gemeinden.

Beispielhaftes Projekt kehrt die Hierarchie um

Die Jury des Staatsanzeiger Award war sich daher schnell einig: „Rent a Bürgermeister“ ist ein beispielhaftes Projekt, das neue Maßstäbe in Sachen Bürgernähe setzt. Die umgekehrte Hierarchie, bei welcher der „Chef“ zum Praktikanten wird, und der Fokus auf das Engagement der Bürgerinnen und Bürger haben die Jury überzeugt – trotz der beachtlichen Konkurrenz in der Kategorie „Bürgermeister in Mission“. Das Projekt aus Walzbachtal wird mit dem ersten Platz ausgezeichnet.

Das ist der Staatsanzeiger Award

Der Staatsanzeiger Award zeichnet modellhafte Ansätze der öffentliche Verwaltung aus. In fünf Kategorien , Bürgerbeteiligung, Bürgermeister:in in Mission, Kultur und Tourismus, Digitalisierung und Innovation sowie Kommune für alle – soziale Teilhabe, bewerten Expertenjurys die Kandidaten aus Baden-Württemberg und darüber hinaus.

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