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Diversität

Vier Kultureinrichtungen krempeln sich um

Teilhabe und Vielfalt sind alles andere als selbstverständlich. Das Zentrum für Kulturelle Teilhabe (ZfKT) Baden-Württemberg hat nun ein bundesweit einzigartiges „Diversity-Audit Kunst & Kultur“ initiiert, das Kultureinrichtungen bei der Umsetzung einer Diversity-Strategie begleitet. Am Pilotprojekt nehmen vier Institutionen teil.

Das interaktive Tanz-Rave "Spin" mit drei gehörlosen Gastgeber*innen und einem DJ war TEil des "Let´s Ally Festivals 2024" in Konstanz. FOTO: Ilia Mess

Privat)

Stuttgart. Museumsführungen in deutscher Gebärdensprache, für Geflüchtete, Demente, Aufführungen mit Untertitelung und Audiodeskription, barrierefreie Zugänge, inklusive Inszenierungen: Kulturinstitutionen machen viel, um diverse Besuchergruppen anzusprechen und gesellschaftliche Vielfalt widerzuspiegeln.

Am Theater Konstanz findet an diesem Wochenende etwa das „Let’s Ally“-Festival statt. Es versteht sich als „Einladung, gemeinsam mit Künstler*innen, Kollektiven und lokalen Initiativen Theater als offenen Raum für Teilhabe und verschiedene Formen des Austausches erfahrbar zu machen“, so die Organisatoren. Doch Teilhabe und Vielfalt sind nicht selbstverständlich. Jenseits des Atlantiks ist „DIE“ out. Die Buchstaben stehen für Diversity , Equity, Inclusion und für Programme, die Vielfalt, Teilhabe und Inklusion in US-amerikanischen Unternehmen und Institutionen umsetzen sollen.

Diversität als Strategie, um die plurale Gesellschaft abzubilden

Seit dem Antritt der Trump-Regierung ist dieser Ansatz Geschichte. Auch wenn Amerika oft als Vorbild oder Vorreiter für Entwicklungen steht: Hierzulande bleibt Diversität als Thema gesetzt. Mehr noch – sie wird weiterhin als Strategie verstanden, die plurale Gesellschaft auch in den Institutionen abzubilden.

Wie Kultureinrichtungen Vielfalt verwirklichen können, soll nun mit einem Diversity-Audit Kunst & Kultur begleitet werden. Durchgeführt und finanziert wird das Programm vom Zentrum für Kulturelle Teilhabe (ZfKT) Baden-Württemberg. Vier Kultureinrichtungen werden über zwei Jahre ihre Strukturen und ihr Personal, ihr Programm und dessen Publikum, schließlich ihre Partnerschaften und Strategien systematisch reflektieren und diversitätssensibler ausrichten. Dem Verfahren stellen sich die Stuttgarter Staatsoper, das Badische Landesmuseum Karlsruhe, das Theater Konstanz und das Haus der Geschichte Baden-Württemberg.

„Baden-Württemberg bekennt sich ausdrücklich zur Vielfalt“, so Kunstministerin Petra Olschowski (Grüne). „Daher begrüße ich, dass das Zentrum für Kulturelle Teilhabe ein Diversity Audit für den Kulturbereich erprobt. Dieses Zertifizierungsverfahren unterstützt insbesondere staatliche Einrichtungen dabei, sich mit Vielfalt in ihren Institutionen zu befassen und Teilhabe strategisch mitzudenken.“  Kunst und Kultur sei ein Angebot für alle Menschen und Vielfalt eine ihrer wesentlichen Grundlagen. „Vielfalt ist ganz oft Ausgangspunkt für Innovation und Kreativität“, so Olschowski. „Dies in unserer demokratischen und von Vielstimmigkeit geprägten Gesellschaft sicherzustellen, ist eine Daueraufgabe für alle.“

Die Teilnehmer des Audits setzen unterschiedliche Akzente. Die Staatsoper Stuttgart etwa richtet eine abteilungsübergreifende „Taskforce Diversity“ ein, um ein Diversity Management zu etablieren. Vielfalt soll als Bestandteil der Arbeitsprozesse und künstlerischen Ausrichtung verankert werden. „Das Diversity Audit bietet uns die Chance, Prozesse anzustoßen, die unsere interne Kultur ebenso stärken wie den Dialog mit Publikum, Mitarbeitenden und unserem gesellschaftlichen Umfeld“, so Simone Theilacker-Wolter, Direktorin Künstlerische Produktion.

Für das Badische Landesmuseum Karlsruhe ist Diversität „zentrales Zukunftsthema“: „Ein Museum muss Räume schaffen, die Menschen unterschiedlichster Herkunft, Kultur und Bildungserfahrung gleichermaßen ansprechen und zusammenführen – allein auf diesem Weg ermöglichen wir echte kulturelle Teilhabe.“ Man wolle das Haus weiter öffnen, neue Zielgruppen ansprechen und niederschwellige Zugänge zur Kultur schaffen. Ziel sei eine tiefgreifende Transformation, um Diversität in der gesamten Organisation zu verankern, etwa durch die interkulturelle Qualifizierung des Teams und die Gestaltung der Programme.

Ab 2027 können sich weitere Kultureinrichtungen bewerben

„Das neue Diversity Audit Kunst & Kultur ist ein zukunftsweisendes Programm für mehr Kulturelle Teilhabe und gesellschaftlichen Zusammenhalt“, sagt Ebru Tepecik, die das Programm am ZfKT betreut. Für den Pilot-Durchgang stehen rund 140 000 Euro zur Verfügung. Zum erfolgreichen Abschluss des Prozesses verleiht das ZfKT ein Zertifikat. Ab 2027 können sich weitere Kultureinrichtungen um eine Teilnahme am Diversity Audit Kunst & Kultur bewerben.

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