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Porträt der Woche

Staatsminister Gunther Krichbaum im Porträt

Auf ihn könnte es in Europa ankommen, auch wenn er „nur“ Staatsminister ist. Der Christdemokrat soll die deutsch-französische Achse wieder in Schwung bringen. An Gespür mangelt es dem frankophilen Pforzheimer nicht.

Gunther Krichbaum ist neuer Staatsminister im Auswärtigen Amt.

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Wohl selten traf der Spruch, wonach das Amt zum Manne komme und nicht der Mann zum Amt, so sehr zu wie am 6. Mai, als Gunther Krichbaum als Staatsminister im Auswärtigen Amt vereidigt wurde. In der Woche zuvor hatte der 61-jährige Jurist noch die CDU beim Meeting der Europäischen Volkspartei vertreten, das ausgerechnet in Valencia stattfand. Ausgerechnet, weil der Pforzheimer Bundestagsabgeordnete dort den Blackout erlebte. Es ging so gut wie gar nichts mehr und die Schlange am Taxistand war mehrere Hundert Meter lang.

So etwas kann einen Profi, der auch mal mit vier Stunden Schlaf auskommt, jedoch nicht erschüttern. Krichbaum kennt in Europa jedes Rädchen. Deshalb war es nur konsequent, ihn mit diesem Dossier zu betrauen. In den ersten Wochen war er schon in Paris, Warschau, Luxemburg, Brüssel und Tallinn. An diesem Mittwoch gab er für alle EU-Botschafter in Berlin ein Essen.

Seine große Leidenschaft gehört dabei den deutsch-französischen Beziehungen , die die Vorgängerregierung schleifen ließ, wie der Figaro in einem Artikel (hinter Bezahlschranke) über den neuen Europaminister schreibt. Krichbaum räumt in einem Interview mit der konservativen Pariser Zeitung gleich einmal mit einem Vorurteil auf. Nein, die Deutschen würden die Franzosen nicht gering schätzen oder gar hassen. „Sonst würden sie dort doch keine Ferien machen.“

Doch Krichbaum, der in Lausanne und Genf studierte und anschließend bei Michelin in Clermont-Ferrand ein Praktikum absolvierte, weiß um die Befindlichkeiten des gallischen Nachbarn. Und um die Tatsache, dass weder SPD-Kanzler Olaf Scholz noch seine grüne Außenministerin Annalena Baerbock ein Gespür dafür besaßen.

Wie viel anders ticke da der neue Bundeskanzler! Friedrich Merz war an seinem ersten Arbeitstag in Paris und Warschau. Anschließend ging es nach Brüssel. „Da war kein Fremdeln“, berichtet Krichbaum über den gemeinsamen Besuch; Merz hatte von 1989 bis 1994 selber dem Parlament angehört.

Mit der Politik kam Krichbaum schon als Schüler in Kontakt. Damals lebte er in Korntal und ging in Stuttgart-Weilimdorf aufs Gymnasium. So kam er in Kontakt mit der Jungen Union in Ditzingen und einem gewissen Günther Oettinger. Seinerzeit seien die Rollen vor Ort noch klar verteilt gewesen: „Matthias Wissmann macht Bund, Günther Oettinger macht Land und Rainer Wieland macht Europa.“

Die Zeit für den Politiker Krichbaum sollte erst noch kommen. Erst studierte er, dann arbeitete er als Rechtsanwalt. 2002 kandidierte er in Pforzheim gegen Ute Vogt, die der CDU 1998 den Bundestagswahlkreis abgeknöpft hatte. Krichbaum holte das Direktmandat zurück und macht seither in Berlin Europapolitik.

Der Jurist ist zum zweiten Mal verheiratet. Seine Frau Oana stammt aus Rumänien, einem Land, für das Krichbaum zu Anfang seiner Bundestagskarriere Berichterstatter war. Inzwischen sitzt sie, selbst Juristin und einst für eine renommierte Bukarester Kanzlei tätig, für die CDU im Pforzheimer Gemeinderat. Gemeinsam haben sie sechs Kinder.

Drei Fragen…

Olaf Scholz hatte ja vor seiner Kanzlerschaft wenig mit Europa am Hut. Hat sich das unter Friedrich Merz geändert?

Ich bin heilfroh, dass Friedrich Merz die Europapolitik so priorisiert und dass er als ehemaliger Europaabgeordneter weiß, worauf es dabei ankommt.

Sie waren mit dem neuen Kanzler in Brüssel. Was war Ihr Eindruck?

Als er in das Europäische Parlament hineinging, war das, als wäre er nach Hause gekommen.

Sie haben einen Job, der, wie man so schön sagt, nicht vergnügungssteuerpflichtig ist. Wie schaffen Sie das?

Der Tag hat 24 Stunden. Manchmal muss man halt die fünfundzwanzigste dazunehmen.

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