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Porträt der Woche

Lars Castellucci ist Beauftragter für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe der Bundesregierung 

Vor gut zwei Monaten trat der 51-Jährige ein zusätzliches Amt an. Er wurde zum Beauftragten der neuen Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe ernannt.

Lars Castellucci ist Beauftragter für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe in Berlin.

Stella von Saldern)

Er hat italienische Wurzeln, Politikwissenschaften, Geschichte und öffentliches Recht studiert. Er ist seit 1991 SPD-Mitglied, promoviert in Fragen der Arbeitsmarktpolitik und seit 2013 Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Rhein-Neckar. Vor gut zwei Monaten trat Lars Castellucci ein zusätzliches Amt an. Der 51-Jährige wurde zum Beauftragten der neuen Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe ernannt.

Eine erste Reise absolvierte er bereits, nach Spanien, Sizilien, Lampedusa, darunter einen Flug gemeinsam mit den privaten Seenotrettern von See-Watch, denn in den vergangenen zehn Jahren hätten zivilgesellschaftliche Seenotrettungsorganisationen mehr als 175 000 Menschen aus dem Meer gerettet.

Das Erlebte fasst er in deutliche Worte: „Es müsste möglich sein, das Sterben im Mittelmeer zu beenden.“ Dazu seien alle aufgerufen, „und die immer noch tausend Toten auf der Mittelmeer-Route in diesem Jahr ist keine Zahl, die uns als Staatengemeinschaft überfordern müsste“. Ein Vorbild könnte die Laiengemeinschaft Sant’Egidio sein, die humanitäre Korridore organisiert und seit 2015 etwa 8500 besonders verletzliche Personen direkt aus großen Flüchtlingslagern auf sicheren und legalen Wegen nach Italien gebracht hat, „ohne dass Schlepper daran verdient haben“.

Markante Spuren hat der beurlaubte Professor für Nachhaltiges Management an der Mannheimer Hochschule der Wirtschaft für Management, der mit einem Mann zusammenlebt, auch in Baden-Württemberg hinterlassen.

In einem Flügelkampf um den Landesvorsitz im Südwesten forderte er im Herbst 2018 die zur SPD-Linken zählende, frühere baden-württembergische Verdi-Chefin Leni Breymaier, heraus. Angestoßen wurde ein Mitgliederentscheid, in dem er knapp gegen die Landesvorsitzende seit 2016 verlor, die daraufhin die Aufgabe des Amts ankündigte. In Sindelfingen auf dem entscheidenden Parteitag kandidierte daraufhin Fraktionschef und Ex-Kultusminister Andreas Stoch gegen ihn und gewann, wiederum äußerst knapp.

In der Zeit der Ampelregierung war Castellucci Beauftragter seiner Fraktion für Kirchen und Religionsgemeinschaften und kommissarischer Vorsitzender des Bundestagsinnenausschusses. Außerdem gehört er zu jenen „gläsernen Abgeordneten“, die umfassend im Netz über ihr Einkommen informieren.

Drei Fragen an…

Wie lässt sich Migration gut regeln?

Es braucht Regeln und Verfahren, die allen Beteiligten zugutekommen – den Migrantinnen und Migranten ebenso wie den Herkunfts- und Aufnahmeländern. Wo Menschen zur Flucht gezwungen sind, braucht es Hilfe, so gut sie möglich ist. Wir müssen den Menschen, die bei uns Schutz suchen, Sicherheit, Versorgung und Perspektiven bieten. Gleichzeitig müssen wir die Ursachen bekämpfen, die Menschen überhaupt dazu zwingen, zu fliehen.

Was ist aktuell die größte Herausforderung im Amt des Menschenrechtsbeauftragten?

Menschenrechte haben derzeit keine Konjunktur. Weltweit erleben wir einen Rückfall in nationale Egoismen, in dem die Regeln, die wir uns als internationale Gemeinschaft einmal aufgestellt haben, immer weniger zählen. Aber Menschenrechte sind kein Luxus, sondern sie sind die Basis für unser Zusammenleben. Ich möchte mein Amt dazu nutzen, dieser besorgniserregenden Entwicklung etwas entgegenzusetzen.

Wie schauen Sie auf die Chancen der Südwest-SPD bei den Landtagswahlen 2026?

Die kommenden Landtagswahlen werden mit Sicherheit kein Selbstläufer. Aber die SPD kann mit Selbstbewusstsein in diese Wahlen gehen. Wir haben ein gutes Programm und starke Kandidierende, die nahe an den Menschen in Baden-Württemberg dran sind.

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