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Porträt der Woche 

Drei Fragen an Michael Bloss 

Der Grüne ist Spitzenkandidat für die Europawahl im Juni 2024. Der 37-jährige Familienvater will weiter gegen die Erderwärmung ankämpfen.

Foto: dpa/Robert Michael)

Er gehört zum linken Flügel seiner Partei, und hat schon als Jugendlicher mit anderen Lehrkräfte seiner Schule „so lange beackert“, bis ein Solardach aufs Gebäude kam. Er hofft, dass dieses Durchhaltevermögen auch künftig ein zentraler Baustein seiner Arbeit im Europäischen Parlament bleibt. Denn Michael Bloss, der grüne Spitzenkandidat für die Europawahlen im Juni 2024, will weiter gegen die Erderwärmung ankämpfen – gerade weil Klimaschutzthemen gerade unter Druck geraten.

Auch als Vater, sagt der 37-Jährige, könne er nicht hinnehmen, „Kindern eine Welt zu vererben, die sich dramatisch verändert hat“. Erste politische Heimat des Waldorfschülers war die baden-württembergische Grüne Jugend. Bald wurde Bloss Koordinator beim „Fachforum Europa und Globales“, später Sprecher der „Federation of Young European Greens“. Für den Magister in Globalisation and Development an der Londoner School of Oriental and African Studies kam er auch an die Unis in Daressalam und in Wien.

Seit 2019 ist er einer der 21 deutschen Grünen im EU-Parlament und hofft ein ähnlich gutes Ergebnis wie 2014. Auf seiner Homepage tickt eine Uhr herunter, um zu verdeutlichen, dass es gerade noch fünf Jahre und weniger als acht Monate sind, „bis das globale CO2-Budget fürs Erreichen des 1,5-Grad-Ziels“ aufgebraucht ist. Für die Grünen-Fraktion hat er den „Green Deal“ mitausverhandelt, hätte sich „aber mehr vorstellen können“. Trotzdem ist er grundsätzlich zufrieden mit den Ergebnisse von drei Jahren harter Arbeit, „eine Leerstelle ausgenommen“.

Er ist in Stuttgart-Feuerbach, in einem Arbeiterviertel aufgewachsen, und fordert heute beim Kampf gegen die Erderwärmung mehr soziale Gerechtigkeit ein. So müssten „die Menschen verlässlich unterstützen werden, die sich die Transformation nicht leisten können“. Er mache doch Politik, sagt Bloss, „damit den Menschen nicht der Boden unter den Füßen weggezogen wird“. Und der Abgeordnete, der aus Transparenzgründe im Netz auch Ausgaben im Detail bekannt macht, appelliert an die ökologische Vernunft sowie an die Notwendigkeit, darüber nicht den Geldbeutel zu vergessen. Da will er für seine Heimat als Vorbild werben: Baden-Württemberg könne zeigen, dass und wie klimagerechter Wohlstand funktioniert. Wer sich ernsthaft mit der Materie befasse, werde sehen, dass sehr häufig die beste Lösung fürs Klima auch die effizienteste und diejenige ist, die am Ende am meisten Geld spart. (bjhw)

Drei Fragen . . .

Die Grünen stehen massiv in der Kritik. Was muss besser laufen in der Zusammenarbeit zwischen Partei und den Abgeordneten in den Parlamenten? 

Wir Grünen stellen die zentralen Zukunftsfragen. Wie modernisieren wir die Wirtschaft? Wie machen wir unseren Wohlstand klimafreundlich? Diese Debatten führen wir stellvertretend für die ganze Gesellschaft, das ist manchmal unangenehm, aber notwendig. Wir müssen uns dafür nicht verstecken, sondern können mit Zuversicht und Mut in diese Debatten gehen.

Was kann Deutschland in der Energiepolitik von anderen EU-Staaten lernen? 

Deutschland hat in den Jahren der Großen Koalition viel verschlafen. Wir sind europaweit Schlusslicht bei der Installation von Wärmepumpen, auch bei den intelligenten Stromzählern belegen wir den letzten Platz. Aber gerade beim Ausbau der erneuerbaren Energien geht es jetzt viel schneller. Letztlich brauchen wir eine echte europäische Energiepolitik. Die Kleinstaaterei bremst uns nur aus. “

Sie sind Vater. Wie schauen Sie in die Zukunft? 

Das Grundmotiv, eine Welt zu schaffen, in denen es unsere Kinder und Enkel einmal besser haben, gebe ich nicht auf. Die Lösungen für einen klimagerechten Wohlstand gibt es, und es gibt viele, die sich dafür einsetzen. Deshalb habe ich Hoffnung.

Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer

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